Ana
Es war Freitagabend. Ich unterhielt mich gerade über ‚Whatsapp' mit Jasmin über mein Date vergangene Nacht.
Sein Name war Max.
Max war ein guter Bekannter einer meiner Arbeitskollegin, die mich schon seit längerer Zeit mit ihrem Kumpel verkuppeln wollte. Bislang war ich immer noch sauber aus dieser Geschichte rausgekommen, aber dieses Mal flog eine Ausrede um die anderen auf, weshalb ich zum Schluss keine andere Wahl hatte, als mich auf ein Date mit ihm einzulassen.
Er war süß, ohne Zweifel. Mit seinen blonden langen Haaren, die er am Hinterkopf zusammengebunden hatte, und seiner Körpergröße, hatte er eine Ähnlichkeit mit Karius Loris.
Er war schön anzusehen, jedoch hatte er auch eine starke Ähnlichkeit mit meinem Ex - Kai. Nicht vom Aussehen her, sondern eher der Charakter.
Kai und ich waren drei Jahre lang zusammen. Es lief alles gut zwischen uns. Wir hatten gemeinsame Pläne und gleiche Visionen, wie wir uns unsere Zukunft vorstellten.
Nur kam Kai durch seinen Jobwechsel in falsche Kreise. Er begann regelmäßig zu trinken und konsumierte Drogen.
Anfangs sag ich das Problem nicht, weil ich wollte, dass er sich in seiner neuen Arbeit wohlfühlte. Er sollte Kontakte knüpfen, die im besten Fall in Freundschaften endeten.
Nur dass sie während ihrer „wichtigen" Teamsitzungen sich die Birne mit allem möglichen Zeug volldröhnten und sein Geld nicht mehr reichte, sondern er auch schon meine Kassen teilweise plünderte, fand ich erst später heraus.
Durch den vielen Alkohol, den er ständig intus hatte, wurde er zum Schluss ziemlich aggressiv. Er hat mich nicht mehr so behandelt wie ich es von ihm kannte. Ich war keine Priorität mehr in seinem Leben.
Endgültig beendet habe ich die Dinge dann, als ich ihn mit der Nachbarin in unserem Bett erwischt hatte. In UNSEREM Bett.
Das hatte mich eine Zeit lang gebrochen. Es war keine leichte Zeit für mich, aber ich wusste, den Kai, den ich liebte, gab es nicht mehr. Egal, was ich auch versuchte, wie sehr ich ihm helfen wollte, ich hatte keine Chance.
Obwohl Kai und ich auch schöne Zeiten miteinander verbrachten und ich ihn nicht mehr so sehr hasste wie schon einmal, fiel es mir trotzdem schwer, mich fallen zu lassen.
Und auch wenn mein jetziges Date - Max - ein ganz Süßer war, machte sich in mir ein unbehagliches Gefühl breit, wenn ich mir nur vorstelle, dass er nur ansatzweise so wie Kai war. Vielleicht war das auch unfair von mir, aber ich wollte mich bestimmt nicht mehr in so etwas verrennen. Wenn ich jetzt beim ersten Date schon solche Anzeichen wahrnahm, wusste ich nicht ob ich noch ein zweites Date möchte.
Ich sprach mit Max auch ganz offen darüber. Ich wollte ihm gegenüber ehrlich sein. Er fand es schade, wollte mir aber die Zeit geben, die ich brauchte. Wir beließen es dabei, dass ich mich bei ihm melden würde, wenn ich ihn gerne nochmals sehen würde. Er würde das sehr gerne.
Jasmin kannte meine Vorgeschichte mit Kai, weshalb sie auch sofort verstand, wieso ich ihn wahrscheinlich nicht mehr treffen wollte. Sie meinte, irgendwann wird auch mein Prinz mal kommen, der meine Welt auf den Kopf stellen wird.
Das glaubte ich erst, wenn ich es sehe.
Als ich gerade mein Handy zur Seite legen wollte, bekam ich plötzlich eine weitere Nachricht. Eine fremde Nummer.
Ich öffnete sie.
Von Unbekannt: Ana, komm vorbei.
Anhängend fand ich noch eine Adresse. Die Straße kannte ich nicht.
Wer war das?
Ich antwortete.
Von Ana: Kennen wir uns?
Wer könnte denn meine Telefonnummer haben und wollen, dass ich am Freitagabend um 19:30 Uhr noch vorbeikomme?
Nach wenigen Minuten kannte ich die Antwort.
Raphael.
Ich soll vorbeikommen. Jasmin, Ben und Matt waren auch da.
Obwohl wir uns bislang alle immer gut verstanden haben, freute ich mich trotzdem, dass sich mich auch eingeladen haben.
Da wir heute wahrscheinlich nur bei Raphael zuhause sein werden, entschied ich mich für eine einfach boyfriend-jeans und dazu ein weißes crop-top. Braune Tasche und braune Reeboks und los geht's.
...
Raphael's Wohnung war nur 7 Minuten mit dem Taxi entfernt.
Er lebte in einer guten Gegend. Für normale Angestellte, alleinstehend noch dazu, praktisch unleistbar. Aber es hatte auch seine Vorteile, ein eigenes Unternehmen zu führen, auch wenn es viel Zeit und Nerven kostete.
Ich klingelte an der Adresse, die Raphael mir geschickt hat.
Nach wenigen Augenblicken öffnete sich die Tür und Raphael stand da.
Er sah gut aus. So wie immer - in all black gekleidet.
Ich blickte zu ihm hoch und lächelte. „Hallo Raphael, danke für die Einladung." sagte ich ihm ehrlich und reichte ihm eine Flasche Wein und selbstgemachte Snacks. Essen und Getränke wären die schönsten Geschenke, hat meine Oma immer zu mir gesagt.
Raphael sah mich ebenfalls an und trat zur Seite, sodass ich nun in seinem Flur stand.
Seine Wohnung war wirklich groß. 90m2 locker auf einer Ebene und ich sah Treppen, die wahrscheinlich nach oben in den 1. Stock führten.
Schon vom Flur aus konnte man in sein Wohnzimmer sehen. Wow, wirklich groß und geräumig. Er hielt seine Einrichtung sehr schlicht.
Sehr zu meiner ‚Überraschung' wirkte seine Wohnung dunkel. Anthrazitfarbige Möbel standen überall und eine dunkle Couch mitten im Wohnzimmer. Keine Deko. Nur ein paar Fotos standen am Fernseherregal.
„Schön hast du's hier." teilte ich Raphael mit, als ich mich weiterhin in seiner Wohnung umsah.
Da er nicht antwortete, drehte ich mich zu ihm um. Er war mir gefolgt und stand nun hinter mir. Seine Augen lagen musternd auf mir.
Unter seinen intensiven Blicken spürte ich, wie meine Wangen warm wurden. Oh Mann. Hoffentlich hat er das nicht bemerkt.
Schnell drehte ich mich von ihm weg und ging langsam weiter Richtung Wohnzimmer, wo ich vermutete, dass sich die anderen ebenfalls dort aufhielten.
„Wie lange wohnst du schon hier?" fragte ich ihn, um ihn vielleicht zum Sprechen zu bekommen.
Er hielt mit mir Schritt, denn nun stand er neben mir. „Zirka drei Jahre." antwortete er mir ruhig. Seine Stimme klang rau. Fast so als hätte er schon länger nicht mehr gesprochen.
Ich war überrascht, weswegen ich meinen Blick auf ihn richtete, seiner lag bereits auf mir. Er musterte mich erneut.
Er versucht irgendetwas aus meinem Gesicht lesen zu können? Was wollte er wissen?
Bevor ich ihn fragen konnte, kam Jasmin von der Balkontür hereingeplatzt.
„Anaaaa." sang sie, tänzelte auf mich zu und umarmte mich.
Gleich danach betraten Ben und Matt den Raum. „Pitbull." begrüßten sie mich ebenfalls und lächelten mich an.
„Schau Ana, das ist für dich." sprach Jasmin und reichte mit ein Glas Wein.
Dankend nahm ich ihr das Glas ab.
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Mein verdammtes Herz
RomanceIch ließ mich nach vorne und stützte meinen Ellenbogen am Tisch ab, meinen Kopf auf meiner Hand aufliegend. Raphael beobachtete mich. "Schwarz steht dir." gab ich ehrlich zu und sah ihm dabei ins Gesicht. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen...