Chapter 69

433 10 0
                                    

Ana

Raphael und ich saßen nach unserem Gespräch noch eine Weile zusammen am Tisch und unterhielten uns.

Seine Erklärung bezüglich der Sache zu hören, beruhigte mich ein wenig. Natürlich hätte alles anders ablaufen können, wenn er gleich zu Beginn anders gehandelt hätte. Doch er sah seinen Fehler ein und er entschuldigte sich bei mir - ehrlich und mehrmals. Nicht, dass die Sache so wieder rückgängig gemacht werden könnte, doch mir war wichtig, dass er Verständnis für mich zeigte.

Ich versuchte auch verständnisvoll zu sein. Natalie war mal ein großer Teil in Raphael's Leben. Ich konnte nachvollziehen, dass er sie nicht sofort wegschiebt, wenn sie ein Problem hatte. Mir gefiel nur nicht, dass es eventuell regelmäßig dazu kommen könnte. Das wollte ich nicht.

Raphael auch nicht, denn er brachte es von sich aus zur Sprache, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich war froh, dass er das gleich sah wie ich.

Wir besprachen zusammen, dass er zu diesem Treffen mit ihr gehen soll. Er soll sich anhören, was sie zu sagen hat, danach soll er sagen, was er zu sagen hatte. Dann mal weiterschauen.

Ich könnte zwar kotzen, wenn ich mir Raphael und seine Model-Ex im Café vorstellte, wie sie an einem kleinen Tisch zusammensaßen und sich darunter eventuell ihre Beine berühren konnten.

Natalie war schön. Ich hatte damals auf der Hochzeit von Raphael's Cousine ein Bild von ihr gesehen. Sie hatte gleich wie Raphael dunkle Haare und dunkle Augen. Mit einem schönen Lächeln auf dem Gesicht brachte sie sicher viele Männer dazu in ihre Richtung zu sehen. Bei Raphael hat sie es ja auch geschafft.

Ob er in ihr Gesicht blicken und sich denken wird: Schön, einfach nur schön.

Ach, ich will gar nicht daran denken. Ich sollte nicht daran denken.

Wir hatten ein gutes Gespräch am Vormittag, doch solange dieses Treffen nicht vorbei war und ich nicht wusste, wie es lief, konnte ich nicht abschalten.

Ich versuchte mir meine Gedanken nicht anmerken zu lassen, doch Raphael bemerkte meine Unruhe. Ich spürte seine Blicke auf mir, wenn ich ihn nicht ansah. Mir fielen seine zarten Berührungen auf, als er mir nach dem Frühstück beim Fernsehen über meinen Rücken streichelte.

Ich war mit meinen Gedanken oft wo anders. Oft merkte ich erst später, dass Raphael was sagte, als ich nur mehr den Widerhall in meinen Ohren hörte.

Nun hatten wir bereits Nachmittag und ich zog mich gerade für ein paar gedankenlose Stunden im Fitnessstudio um. Raphael machte sich auch gerade für das Treffen mit Natalie fertig. Ich könnte kotzen.

Ich entschied mich während der Zeit, in der Raphael unterwegs war, trainieren zu gehen. Zuhause sitzen und warten kam nicht in Frage.

Raphael stand bereits bei der Tür, er war fertig zum Gehen. Er wartete darauf, dass ich mich verabschieden kam. So hatten wir es immer gemacht.

Mit meiner Sportbekleidung stand ich ihm gegenüber, meine Haare hochgebunden. Ich riss mich zusammen und versuchte so normal wie möglich zu wirken.

„Ciao Raphael, wir sehen uns später." sprach ich und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund.

Dann löste ich mich von ihm, um ihn gehen lassen zu können und sodass ich selbst meine Tasche im Wohnzimmer fertigpacken konnte. Eigentlich wollte ich nur, dass er schnell ging und das Treffen schnell vorüber war.

„Melde dich, wenn ihr fertig seid." fügte ich noch hinzu und versuchte locker zu klingen. Doch Raphael bemerkte mein Spiel. Er hat es bereits den ganzen Tag gemerkt.

Bevor ich komplett aus seiner Reichweite entkam, griff er nach meinem Arm und zog mich zurück zu sich. Ich war an seine Brust gepresst, während er mich intensiv ansah.

„Ana." versuchte er meine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Nun sah auch ich ihn an. Seine Augen lagen auf mir.

„Mach dir keine Sorgen. Ich mach so schnell ich kann und dann bin ich wieder hier bei dir. Dort, wo ich hingehöre." Er sprach mit so einer ruhigen ehrlichen Stimme, dass mein Herz kurz ein wenig schneller schlug.

In mir breitete sich diese Wärme aus und mein Atem beruhigte sich. Ich blickte in seine Augen und begann leicht zu lächeln. Als er das sah, formte sich auf seinem Gesicht ebenfalls ein Lächeln. Er legte seine Stirn auf meine. Er wollte mir Sicherheit geben.

„Du bist mein Mädchen, Ana. Meine Frau. Wenn nicht du, dann niemand."

Er sprach mit so viel Gefühl, dass es mir fast die Sprache verschlug. Ich atmete tief durch, da ich fühlte, dass sich sonst Tränen in meinen Augen bildeten. Das wollte ich nicht.

Mein Lächeln wurde nun breiter. Ich war Sein und er war Mein.

Raphael's Worte beruhigten mich. Er wusste, was ich in dem Moment brauchte - Sicherheit. Er wollte mir zeigen, dass ich mir keinerlei Gedanken machen musste.

Mit seinen Händen umfasste er sanft mein Gesicht, als er mich näher zu sich zog und seine Lippen auf meine legte. Er küsste mich leidenschaftlich, jede Emotion, die er mir gegenüber hatte, steckte er in diesen Kuss. So wollte er mir die Bedeutung seiner Worte zeigen.

Bevor er sich von mir löste, drückte er mir noch einen letzten Kuss auf die Lippen. Er blieb mir nahe.

„Okay?" kam in leiser Stimme von ihm.

Überwältigt von diesem Kuss sah ich zu ihm hoch. Als ich seine dunklen Augen auf mir sah, dessen Blicke nur mir galten, schlich sich wieder ein Lächeln auf's Gesicht.

Ich nickte. „Okay."

Er küsste meine Stirn, bevor er sich von mir löste und seine Jacke schloss.

Sobald er sich von mir entfernte, fühlte ich die Kälte an meiner Haut. Die Leere in mir. Sofort merkte ich die wieder hochkommende Nervosität, die er mir mit seiner Nähe komplett nahm.

Er verließ die Wohnung, blickte sich aber, bevor er raus ging, nochmals zu mir um.

Ich stand im Eingang, meine Finger miteinander verflochten, da ich sonst nur angespannt mit ihnen spielen würde. Ich atmete tief durch und setzte mir ein Lächeln auf.

Sein Blick verharrte auf mir, bevor er, wohlwissend, wie komisch das für mich war, ihn zu einer anderen Frau gehen zu sehen, die Tür hinter sich schloss.

Es wird schon gut gehen.

Raphael und ich haben uns in den letzten Monaten echt was Schönes aufgebaut. Das wusste er auch.

Ja sicher.

Ich sollte mir nicht so viel Gedanken machen. Ich vertraute Raphael.

Nur seiner Model-Exfreundin nicht. Dafür kannte ich sie zu wenig.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt