Chapter 4

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Raphael

Montag - Verkehr auf den Straßen, schlecht gelaunte Leute, Regen.

Um 8:00 Uhr war heute die Verhandlung mit Herr Stanis angesetzt.

Es war bereits 10:30 Uhr, als ich den Eingangsfoyer meines Unternehmens erreichte. Eigentlich wollte ich bei der Verhandlung dabei sein, um Herrn Stanis mal ordentlich auf die Füße zu treten. Was denkt er sich eigentlich? 20 % Beteiligung, für die ganze scheiß Arbeit, die meine Leute für ihn erledigen?

Jetzt war die Verhandlung aber bestimmt schon vorbei. Ich war gespannt, wie sie ausgegangen ist.

Am Weg hinein, begleitet mit meinen zwei Kollegen und Freunden Ben und Matt, begegnete ich Jasmin.

„Raphael." begegnete sie mir. Sie wirkte nicht so fröhlich wie sonst immer.

Ich runzelte meine Stirn. „Jasmin, was ist los?" wollte ich wissen. Ich schaute sie fragend an.

„Die Verhandlung." Sie schaute zu Boden.

Fuck.

„Was ist passiert?" fragte ich erneut.

Sie blickte zu mir hoch.

„Noch gar nichts, das ist das Problem. Sie sitzen noch immer im Büro. Man hört nichts. Man sieht nichts."

Plötzlich kam ein weiterer Angestellter zu uns. Ich glaube er heißt Joshua? Jasmin erzählt manchmal von ihm.

„Jasmin, beruhig dich. Wir reden hier von Pitbull. Sie zerfetzt bestimmt." Er berührte sie zur Aufmunterung am Oberarm und lächelte sie breit an. Das dürfte sie besänftigen.

Sie atmete tief durch. „Ja, du hast recht. Stimmt." Ihre Stimme klang nun gefasster als vorher. „Wenn das jemand schafft, dann Pitbull." Jetzt ist sie sich der Sache sicher. Ihre Augen strahlten wieder, so wie ich das kannte.

Sie schaute in die Richtung, in der wahrscheinlich gerade die Verhandlungen liefen.

„Pitbull ist da drinnen?" fragte ich Jasmin, auch in die gleiche Richtung blickend, als ob da drinnen was weiß ich gerade passierte.

„Ja. Schon seit fast drei Stunden." antwortete mir Jasmin.

Ich war auf diese ‚Pitbull' ja schon mal gespannt. Jasmin sprach so oft von ihr, wie sie Klienten einfach so um den Finger wickeln konnte. Wie sie Argumente fand, wo eigentlich keine waren. Wie sie sich selbst und ihre Kollegen oft schon aus der Scheiße gerettet hat, ohne standfeste Anhaltspunkte zu haben. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie wusste, wie sie ankam. Sie spielte mit den Leuten. Es scheint zu funktionieren.

„Sie kommen!" rief meine Schwester plötzlich flüsternd.

Sie drückte uns drei zur Seite, sodass der Weg für Pitbull und ihre Opfer freigemacht wurde.

Wir standen nun nebeneinander im hinteren Teil der Empfangshalle. Ich stellte mich aufrecht und mit erhobenem Kopf hin. Schließlich war ich Geschäftsführer. Falls sie uns sehen, werde ich mich nicht hier verstecken.

Ich wartete gespannt. Wer war diese gnadenlose, brutale Person, die anscheinend alles und jeden auseinandernehmen konnte? Wie sah sie aus?

Als ich nur kurz neben mich zu Ben und wieder zurückblickte, sah ich sie. Pitbull.

Vor uns stand ein schöne, junge Frau. Mitte zwanzig hätte ich geschätzt. Sie trug einen kurzen engen schwarzen Rock, der ihre Figur richtig betonte. Sofort fiel mein Blick auf ihre Beine. Wow. Ihre weiße Bluse war eingestrickt. Ihre offenen langen blonden Haare hingen ihr locker über den Rücken, während sie aber ihre vorderen Haare zurückgeklemmt hat. Sie ging an uns vorbei, sah uns aber nicht. Sie glitt fast über den Boden, ihr Gang hatte etwas Schönes, etwas Elegantes an sich.

An der Eingangstür angekommen, drehte sie sich in einem Satz um, elegant. Ihre blonden Haare schwangen mit und nun war ihr Gesicht zu sehen. Sie war schön, sehr schön sogar. Mein Blick verweilte kurz auf ihren angenehmen Gesichtszügen. Die anderen drei Männer, die ihr folgten und auch die Verhandlung selbst, war nebensächlich. Sie hatte zwei strahlend schöne blaue Augen. Ihre vollen Lippen waren zu einem Lächeln geformt, als sie die drei Männer ihr gegenüber anlächelte.

Sie redeten noch kurz, als sie ihnen die Hand gab und sich anscheinend von ihnen verabschiedete. Jasmin neben mir spielte nervös mit ihren Fingern.

Als sich der letzte nun von ihr verabschiedete, blieb sie einfach so stehen und dachte nach. Ich Blick fiel plötzlich auf Jasmin neben mir. Noch bevor etwas geschah, kam Herr Stanis wieder hereingekracht.

„Warten Sie, ich hätte noch einen Vorschlag." hörte ich seine aufgebrachten Rufe.

Pitbull atmete auf. Hatte sie darauf gewartet? Hat sie mit ihm gespielt den Vertrag sausen zu lassen, nur dass er wieder zurückkommt, unter ihren Bedingungen?

Sie war gerissen.

Nun kamen die anderen beiden Männer auch wieder zurück. Zu dritt standen sie Pitbull gegenüber. Obwohl sie alle fast einen Kopf größer waren als sie und wesentlich stämmiger, machte sie sich trotzdem Raum in dem Ganzen.

Sie stand aufrecht auf beiden Beinen, Hände in die Hüfte gestemmt, Kopf nach oben. Sie war selbstbewusst. Sie wusste, was sie tat.

Meine Augen wanderten ihren Körper herab. Fuck, sie war ziemlich heiß. Ihre Beine waren mir vorhin schon aufgefallen. In ihren hohen Schuhen wirkten sie noch länger, noch femininer. Da stand ich drauf. Und erst ihr Arsch, verdammt.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sie ich sah, wie sie heftig zu diskutieren begannen. Ich konnte nichts hören, aber ich folgte gespannt ihren Bewegungen.

Während sie sprach, wirkte sie selbstsicher, überzeugt von ihren Argumenten, die sie brachte. Auf jeden Satz, den die andere Partei vorbrachte, hatte sie etwas zu sagen. Sie wirkte bestimmend. Sie legte die Regeln fest. Eine Frau, die sagt, wo es lang geht. Heiß.

Plötzlich hob sie die Hand zum Einschlagen bereit. Herr Stanis wartete eine Sekunde, bevor er sie nahm und schüttelte. Es war also ein Deal!


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt