Chapter 70

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Ana

Ich war bereits seit einiger Zeit im Fitnessstudio. Die Ablenkung tat mir wirklich gut, da ich mich hauptsächlich auf meine neuen Übungen konzentrierte, als auf Raphael und das Treffen mit seiner Ex. Nur in den kurzen Pausen dazwischen spürte ich das ungute Gefühl, setzte dann aber gleich mit meinen Übungen fort.

Hin und wieder unterhielt ich mich auch mit den Leuten, die ebenfalls öfters hier waren und die ich über die Jahre, in denen ich bereits Mitglied hier war, kennenlernte.

Als ich nun das erste Mal auf mein Handy schaute, las ich, dass es bereits 17:35 Uhr war. Ich war fast zwei Stunden hier.

Wow, die Zeit ist wirklich schnell vergangen.

Was mir ebenfalls sofort auffiel war, dass ich noch keine Nachricht von Raphael bekommen hatte.

Er hat sich noch nicht gemeldet, also war er noch mit ihr. Ich spürte wieder dieses mulmige Gefühl in meinem Bauch.

Sie trafen sich um 15:00 Uhr. Also waren sie bereits seit zweieinhalb Stunden zusammen.

Ich versuchte mir einzureden, dass das eine normale Zeit für solch problematische Themen war, doch hin und wieder schlich sich mir trotzdem ein komisches Gefühl ein.

Was machen sie so lange? Waren sie noch immer im Café?

...

Mittlerweile war ich bereits fertig geduscht und mit gewaschenen Haaren in meiner Wohnung. Ich entschied etwas für Raphael und mich zu kochen, sodass wir, sobald er zurückkam, zusammen essen und uns unterhalten konnten.

Vor allem hatte ich etwas zu tun. Alles war besser, als rumzusitzen und zu warten.

Es war fast 19:00 Uhr. Seit vier Stunden war Raphael weg. Mit jeder weiteren Minute wurde ich unruhiger, nervöser.

Er hat mir zwar vorhin kurz eine Nachricht geschickt, dass er gleich kommen würde, doch das war jetzt bereits auch eine Stunde her.

Was passiert da? Was dauert so lange?

Ich ging wie ein gescheuchtes Reh in meiner Wohnung auf und ab. Die Musik habe ich schon längst ausgemacht, da ich sonst nicht klar denken konnte.

Am liebsten hätte ich ihn mal angerufen, um zu wissen, was sie trieben, jedoch wollte ich ihm nicht wie ein kleines Kind nachrennen und so wirken, als wollte ich ihn kontrollieren.

Ich deckte den Tisch für zwei Personen und schaltete den Ofen aus, da die Spaghetti fertig waren.

Als ich das nächste Mal wieder auf die Uhr schaute, zeigte der Zeiger 19:23 Uhr. Meine Hände wurden schwitzig und mein komisches Gefühl im Bauch war nun Dauerzustand.

Ich saß auf der Couch, als ich plötzlich hörte, wie das Schloss der Eingangstür aufgeschlossen wurde.

Raphael.

Sofort sprang ich von meinem Platz auf, um zu ihm zu gehen. Da ich ihn aber nicht gleich überfallen oder wie eine eifersüchtige Nervensäge wirken wollte, blieb ich beim Essplatz stehen und wartete auf ihn.

„Ana?" hörte ich seine Stimme durch die Wohnung hindurch. Er klang ruhig, müde. Doch sobald er nach mir rief, stand er auch schon bei mir im Raum.

Ich musterte ihn. Ich beobachtete seine komplette Erscheinung, angefangen bei seiner Haltung, seinen Gesten, bis hin zu seinem Gesichtsausdruck.

Seine Augen lagen auf mir. Er wirkte ausgelaugt, fertig. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.

„Hey." begrüßte er mich und lächelte mich an.

Okay, er lächelte, also nichts allzu Tragisches. Hoffentlich. Ich war nicht sicher.

„Hey." gab ich zurück, vorsichtig und ihn nicht aus den Augen lassend.

Plötzlich fiel sein Blick auf den gedeckten Tisch zwischen uns.

„Du hast gekocht?" fragte er mich, als er seine Augen wieder auf mich richtete.

Ich nickte. „Ja, ich hatte Zeit." antwortete ich ihm, meine Stimme klang leiser als sonst. Ich war unsicher, da er nicht viel preisgab. Er wirkte nicht bedrückt oder schlecht drauf, sondern einfach fertig.

Dann kratzte er sich am Hinterkopf. „Ich habe schon gegessen." kam plötzlich von ihm, eher kleinlaut. Sein Blick lag unruhig auf mir. Er hatte ein schlechtes Gewissen, da ich mir die Mühe machte und für uns gekocht habe.

Wie, er hat schon gegessen? Im Café? Mit seiner Ex?

Ich musterte sein Gesicht. Ich fühlte wieder dieses komische Gefühl in meiner Magengrube.

„Du hast schon gegessen? Mit ihr?" fragte ich ihn. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.

Er antwortete nicht. Er sah mich einfach nur an, vorsichtig.

Also ja.

Ich fühlte, wie meine Schultern ein wenig fielen. Er hatte sein Abendessen mit ihr verbracht, nicht mit mir.

Ich löste meinen Blick von ihm und sah auf den gedeckten Tisch zwischen uns. Das brauchen wir dann ja nicht mehr.

Ich gang an Raphael's Platz und nahm den Teller und das Besteck in die Hand, um sie wegzuräumen. Dann habe ich wohl auch zu viel Spaghetti gemacht.

Bevor ich das Zeug wegräumen konnte, berührte Raphael meinen Arm. „Hey, komm her." Seine Stimme klang sanft.

Ich richtete meinen Fokus auf ihn. Er stand neben mir mit einem ausgestreckten Arm - eine Einladung zu ihm zu kommen. Ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht.

Er nahm mir das Geschirr aus meinen Händen und stellte es auf der Ablage ab, bevor er mich zu sich zog und seine Arme fest um mich schloss. Ich konnte sein Parfum riechen und seine starken Arme um mich spüren. Sofort war ich etwas ruhiger als zuvor.

„Ich musste ständig an dich denken." sprach Raphael nach einer Weile, sein Kopf hatte er in meine Halsbeuge gesenkt.

In mir flatterte kurz etwas. Raphael dachte an mich.

Eigentlich vertraute ich Raphael vollkommen. Ich glaubte ihm all die Dinge, die er jemals zu mir sagte. Deshalb war ich auch der Überzeugung, dass nichts passiert war. Nichts Großes. Doch die Eifersucht in mir ließ mich manchmal trotzdem daran zweifeln, wenn ich mir die beiden zusammen vorstellte.

Ich hoffe ich täusche mich nicht.

„Ich wäre gerne bei dir gewesen." sprach er weiter, als er mir einen sanften Kuss auf meiner Wange hinterließ.

„Ich hätte dich gerne bei mir gehabt." Er verteilte kleine Küsse auf meiner Haut, den letzten platzierte er auf meine Lippen.

Wir blickten uns gegenseitig in die Augen. Seine dunklen lagen auf meinen hellen. Er streichelte sanft meinen Rücken. Er wollte mich beruhigen und mir zeigen, dass alles gut war. Dass ich diejenige war, die in seinem Kopf war, obwohl er mit ihr zusammen war.

Ich fühlte meine Muskeln, wie sie sich entspannten. Ich atmete aus, da ich gar nicht merkte, dass ich teilweise die Luft anhielt.

„Beruhig' dich, alles ist gut." versicherte er mir, als er meine kalten Hände in seine nahm. Ich sah zu ihm auf und merkte, dass er ehrlich zu mir war. Alles war gut. Also nickte ich.

„Erzähl mir was passiert ist. Ihr wart lange weg." sprach ich, als ich einen kleinen Schritt zurück ging, um ihn besser zu sehen. Er war nun da, alles war okay.

Er atmete hörbar aus und kratzte sich erneut am Hinterkopf. „Lass uns mal hinsetzen. Aber du iss zuerst was." sagte er mir, als hätte ich keine andere Wahl.

Ich zog leicht eine Augenbraue hoch. „Ich kann jetzt nichts essen. Also erzähl." sprach ich zurück, als ich mich auf den Weg zur Couch machte.

Als ob ich jetzt gerade ans Essen denken könnte. Ich will wissen, was passiert ist. Was haben sie gesprochen?

Raphael merkte, dass er den Kampf verloren hatte, also folgte er mir ins Wohnzimmer. Er nahm neben mir auf der Couch Platz, machte sich breit, indem er seine Beine ausstreckte und seine Arme hinter seinem Kopf verschränkte.

Er sah gut aus. Sein dunkles Shirt spannte auf seinen Muskeln und sein mächtiger Oberkörper kam gut zum Vorschein.

Er sah gut aus. Zu gut, um sich mit seiner Ex zu treffen.

Das fuckt mich richtig ab, zu wissen, dass sie heute mit ihm zu sehen war. Sie wären für viele bestimmt als Paar durchgegangen. Ich sollte nicht daran denken.

Raphael bemerkte meinen Blick, als er nun einen Arm um mich legte und mich näher zu sich zog. Er küsste meine Wange, bevor er seine Augen auf mich richtete.

„Es war ziemlich... interessant." begann er. Ich hob eine Augenbraue.

Okay?


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt