Chapter 21

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Raphael

Max...

So hieß der Typ also, mit dem Ana gestern unterwegs war.

Ich wollte sie eigentlich gar nicht auf ihr Date ansprechen, weil es mich nichts angeht, aber als ich mit ihr draußen alleine auf meiner Terrasse saß und wir wieder einen unserer Momente hatten, konnte ich nicht anders.

Ana erzählte mir ein bisschen von ihm, aber all diese Dinge interessierten mich nicht. Der Typ interessierte mich nicht.

Ich will wissen was SIE dachte.

Hat sie Interesse an ihm oder nicht?

Es ärgerte mich, dass dieser Typ mit ihr unterwegs war. Dass sie sich extra für das Date mit ihm schick gemacht hatte.

Als sie mich fragte, was ich denn von ihrem Date wissen wolle, brannte mir die Frage auf der Zunge. „Und wirst du ihn wiedersehen?"

Sie überlegte kurz. Sie wusste nicht, wie sie mir darauf antworten sollte.

Also will sie ihn wiedersehen.

Ich biss meine Zähne zusammen.

„Ich weiß es nicht." antwortete sie mir.

Ich setzte mich etwas auf in meinem Stuhl, mein Blick auf ihr. Was soll das jetzt heißen?

„Momentan denke ich eher nicht." schoss sie noch nach.

„Was bedeutet das?" hakte ich nach. Ich wollte es wissen.

Wieder dachte sie nach, wie sie mir antworten konnte. „Raphael, ich würde es dir sagen, wenn ich es selbst wüsste. Ich bin verwirrt. Es ist einiges passiert und ich..."sie wirkte überfordert.

Es ist einiges passiert? Was meinte sie damit? Was hat dieser Bastard gemacht?

Genau das fragte ich sie. Mein Ton rau. Ich sah rot in diesem Moment. Ich merkte, wie sich alle Muskeln in mir anspannten.

Als sie mir nicht antwortete, setzte ich erneut an, ungeduldig. „Ana, was hat er gemacht?" Nun saß ich komplett aufrecht vor ihr. Mein Körper verdeckte ihren komplett. Durch meine Bewegung rutschte ihr Bein von meinem Schoss, was ich anfangs gar nicht bemerkte. Ich war in Rage.

„Nein Raphael, das versteht du falsch. Er hat nichts gemacht. Wirklich nicht." redete sie auf mich ein. Sie konnte mir ansehen, dass ich wütend war. Ihre Augen weit geöffnet.

Das besänftigte mich aber keineswegs. Was sollte denn sonst passiert sein? Der Arsch hat sie angemacht. Ich könnte...

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich ihre ruhige Stimme hörte. „Raphael, ich sage dir die Wahrheit. Max hat nichts gemacht. Alles ist gut."

Ich war überrascht, ihre Stimme plötzlich so überzeugend und aufrichtig zu hören. Ihre Augen lagen sanft auf meinen. Aber noch mehr überraschte es mich, dass sie meine Hände hielt. Sie wollte mich beruhigen.

Und es funktionierte.

Die gesamte Kombi - ihre Stimme, ihr Blick, nur an mich gerichtet, meine großen Hände in ihren - beruhigte mich. Ihr war nichts zugestoßen. Sie war hier bei mir.

Ich drehte unsere Hände so um, dass nun ich ihre hielt. Ihre zarten Finger mit meinen verschränkt. Ihre Hand wirkte winzig.

„Okay." sagte ich. Ich glaubte ihr.

Sie lächelte mich an.

Aber eines ließ mir noch immer keine Ruhe. Wieso wollte sie ihn trotzdem nicht mehr sehen? Ich debattierte mit mir selbst, ob ich sie fragen sollte. Es ging mich nichts an.

Aber als ich an mir hinuntersah und ihre Hand in meiner sah, wusste ich, dass ich es wissen musste.

Ich richtete meinen Blick wieder auf sie. Sie sah mich bereits an, wohl wissend, dass ich noch eine Frage an sie hatte.

„Wieso willst du ihn dann nicht mehr sehen?" fragte ich sie. Ich sprach die Worte langsam aus, sodass sie Zeit zum Überlegen hatte. Sie wählte ihre Worte immer mit Bedacht. In diesem Fall wird es sicher nichts anderes sein.

Sie senkte ihren Kopf. Ihr Gesicht veränderte sich. Ich konnte nicht genau sagen, was es war. Sie wirkte nicht mehr so standfest und selbstsicher wie sonst immer. Sie machte sich klein auf ihrem Stuhl, während sie sich unter normalen Umständen Platz im Raum verschaffte. Aufrecht, auf beiden Beinen, mit gehobenem Kopf. So war sie normal. So kannte ich sie. Doch in diesem Moment lag eine ganz andere Situation vor.

Sie zog ihre Hände aus meinen, die sich sofort kühl anfühlten. Sie wich mir aus.

Was ist mit dir passiert?

Ich wartete ihre Reaktion ab. Ich wollte sie nicht weiter bedrängen, sondern ihr die Zügel in die Hand geben, dass sie entscheiden konnte, wie es weitergeht.

Nach ein paar Momenten hörte ich ihre Stimme. „Das ist eine lange Geschichte." Sie lachte humorlos, ihre Stimme klang fest.

Sie debattierte mit sich selbst, das konnte ich sehen. Wahrscheinlich, ob sie mit mir darüber reden soll oder nicht. Ich wollte sie zu nichts drängen. Ich wollte nur, dass sie wusste, dass ich da war. Ich wollte, dass sie sich sicher fühlte mit mir.

Also schob ich meinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht hoch, sodass ich sie sah. Sodass sie mich sah.

Sie hatte einen neutralen Gesichtsausdruck, ihre Augen stark. Was immer es war, sie konnte gut damit umgehen.

„Du musst nicht reden. Aber du kannst. Wenn du willst." sprach ich ihr zu. Statt mit meinem Zeigefinger allein, strich ich meine gesamte Handfläche sanft über ihre Wange und ließ sie dort einen Augenblick.

Sie sah mir dabei in die Augen. Sie nickte kaum merklich und schmiegte ihr Gesicht leicht an meine Hand.

Ich beobachtete sie, während mir dabei innerlich warm wurde. Sie vertraute mir. Sie akzeptierte meine Nähe.

Kurz darauf entriss sie sich zaghaft meiner Berührung.

„Es ist nichts großes." wollte sie die Situation locker reden. Sie lächelte wieder ein bisschen, doch das war wahrscheinlich nur gespielt.

Wenn es unseren Pitbull aus der Fassung bringt, dann ist es was Großes.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt