Chapter 27

700 16 0
                                    

Raphael

Ich stand wie vereinbart vor Ana's Wohnung.

Nachdem meine Arbeit erledigt war, fuhr ich nur schnell zu mir nach Hause, um zu duschen und mich umzuziehen.

Meine ganze Woche war ziemlich stressig gewesen. Ich hatte kaum Zeit für etwas anderes als meine Arbeit.

Ich konnte erkennen, dass Ana irgendwie anders war. Sie war nicht so locker wie sonst. Zum einen lag es bestimmt daran, dass wir in ihrem Büro standen und Leute uns hätten sehen können, zum anderen konnte es auch sein, dass ich sie geküsst und mich nicht bei ihr gemeldet hatte.

Frauen lieben diesen Scheiß.

Normal machte ich das nicht. Es kam selten vor, dass mich eine Frau so interessierte, dass ich sie nochmal sehen wollte.

Bei Ana war es genau andersrum. Sie fand ich schon interessant, bevor wir überhaupt noch im Bett zusammen waren. Sie hatte eine krasse Ausstrahlung und Feuer. Das zog mich an.

Vielleicht lag es auch daran, dass sie Jasmin's Freundin war und ich schon viel von ihr gehört hatte, doch Ana konnte ich nicht mit anderen Frauen vergleichen. Das wurde ja schon alleine wegen der letzten Wochen bestätigt.

Optisch fand ich Ana mehr als attraktiv und ich denke sie mich auch. Wir haben eine krasse Anziehung zueinander.

Doch auch ihre Person gefiel mir. Ich unterhielt mich gerne mit ihr und mochte es, wenn sie mit mir war. Ohne irgendwelche Anspielungen. Sie war gute Gesellschaft.

Deshalb passte es mir nicht, dass Ana falsch von mir dachte. Ich wollte, dass sie ein gutes Bild von mir hatte. Ich wollte ihr gefallen.

Ich klingelte.

Ich stand nur wenige Sekunden wartend vor ihrer Wohnungstür, bis Ana sie mir öffnete.

Sie stand vor mir, nicht mehr in ihrer Arbeitskleidung, sondern in einem weißen Crop-Top und einer kurzen Stoffhose, die ihre Beine zeigte. Ich leckte meine Lippen.

Ihre Haare hatte sie zu einem Zopf hochgebunden. Ein paar Strähnen hingen ihr ins Gesicht.

Sie sah süß aus.

Erst jetzt bemerkte ich, dass sie telefonierte. Mit ihrer freien Hand deutete sie mir, dass ich leise sein und nichts sagen soll.

Okay, die Person am anderen Ende der Leitung soll wohl nicht wissen, dass ich hier bin.

Vielleicht ihre Eltern? Oder Jasmin?

Ana trat zur Seite und ließ mich rein. Sie nahm mir die Flasche Wein ab, die ich von zuhause mitgebracht habe. Lautlos bedankte sie sich.

Komm niemals mit leeren Händen.

„Ähm" stotterte sie, anscheinend nervös, weil ich hier war und die Person am Hörer ja nichts mitbekommen sollte. „Genau, ich besuche am Sonntag meine Eltern, das weißt du doch. Dann bin ich nicht da."

Also konnte sie schon mal nicht mit ihren Eltern telefonieren.

Sie besuchte sie am Sonntag? Wohnen sie nicht hier in der Umgebung?

Ana führte mich in den nächsten Raum - Ess- und Wohnbereich. Die Wohnung war nicht sonderlich groß, aber ich kannte die horrenden Mietpreise in Wien. Die hohen Wände der Altbauwohnung ließen die Räume etwas größer wirken.

Ihre Wohnung war hell eingerichtet. Sie hatte die Größe ihrer Wohnung mit weißen Möbeln gut ausgenutzt und die vielen Pflanzen und persönlichen Gegenstände ließen den Raum heimelig wirken.

Irgendwie ganz anders als meine Wohnung. Aber mir gefällt's.

Ana ging zum Küchenherd und rührte den Inhalt einer Pfanne.

Sie hat gekocht?

Erst jetzt sah ich, dass sie den Tisch für uns gedeckt hatte. Zwei Teller mit Besteck, Servietten und Gläser.

In mir erwärmte sich etwas und ich hatte ein eigenartiges Gefühl in meinem Magen. Aber es fühlte sich gut an.

„Nein, Sonntag geht bei mir nicht. Wie wär's mit Montag? Dienstag ist auch okay." sprach sie weiter mit ihrem Gesprächspartner, mir den Rücken zugewandt.

Sie will sich anscheinend mit jemanden verabreden. Sie sprach über ihre Familie, also dürfte sie dieser Person relativ nahe stehen. Sie wirkte vertraut mit der Person.

Wahrscheinlich war es Jasmin.

Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung, und sah sie noch immer an ihrem Küchenherd stehen.

Da ich das, was ich eigentlich schon seit ich in diese Wohnung gekommen war, wollte, noch immer nicht bekommen habe, ging ich auf sie zu. Von hinten schlang ich meine Arme um ihren Körper und stützte meine Hände an der Küchenplatte vor ihr ab. Ohne ihr eine Ausweichmöglichkeit zu bieten, sperrte ich sie an Ort und Stelle ein.

Sie versteifte sich kurz und hielt ihren Atem an. Über ihre Schulter blickend gab sie mir zu verstehen, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.

Ich grinste nur, hörte aber nicht auf.

Ich bin auch leise.

Mit meiner rechten Hand strich ich ihre langen Haare von ihrer Schulter und ließ sie auf ihren Rücken runterfallen.

Sie roch so gut.

Ich senkte meinen Kopf und platzierte ganz sanft meine Lippen auf ihren nackten Hals. Ich weiß noch ganz genau, welche Wirkung das auf sie hatte.

Sie schauderte unter meiner Berührung, was mich zum Grinsen brachte.

Ohne eine Sekunde länger zu warten, drehte sie sich um und stieß mich leicht von sich, einen schimpfenden Blick im Gesicht.

Zufrieden mit ihrer Reaktion, ließ ich von ihr ab und hob meine Hände unschuldig hoch.

„Ja super Idee, Matt." gab sie nun von sich.

Matt? Sie telefoniert mit ihm?

Ana drehte sich wieder um und kümmerte sich wieder um das Gericht, welches noch am Ofen stand.

Wieso sollte sie mit Matt telefonieren? Wann ist das passiert?

Je länger ich darüber nachdachte, desto weniger passte mir das.

Matt wusste von ihren Wochenendplänen mit ihren Eltern. Dass sie sie besuchen wollte. Das waren private Gespräche, keine beruflichen.

Haben sie etwa regelmäßigen Kontakt?

„Perfekt, ruf mich an!" lächelte sie. „Und genieß Tirol, ich bin schon neugierig was du dann zu erzählen hast." Ihre Stimme klang fröhlich und ehrlich.

Ich mochte das nicht.

Auch wenn es hier um Matt ging, aber ich wusste nicht was hier vor sich ging. Ich war kein Fan davon.

Nach kurzen Abschiedsworten legte sie auf.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt