Keinesfalls ein Blondchen

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Chef Nakamura: „Lass mich raten, du bist wegen meines Jungen darauf gekommen mir diese Frage zu stellen..."

Er wirkte verärgert und unzufrieden, dass ausgerechnet ich ihm diese Frage stellte.
Aber da muss der alte Mann jetzt durch und ich werde sicher nicht nachgeben, nur weil er jetzt einen auf böser Cop macht.

Geneviéve: „Ihr Sohn hat rein garnichts damit zutun. Ehrlich gesagt, hat mich meine langjährige Freundin darauf gebracht. Bis gestern wusste ich nicht mal, dass sie Watarus Vater sind."

Chef Nakamura: „Wie auch immer... also was ist deine Frage an mich, damit du mir nicht weiter auf die Nerven gehst?"

Geneviéve: „Aerie ist bereits die 6. Studentin die innerhalb der letzten 12 Wochen verschwunden ist. Alle Vermissten sind weiblich und haben zwei große Gemeinsamkeiten."

Chef Nakamura: „Und die da wären?"

Geneviéve: „Sie gehen an die Tokyo Universität und sie haben ausnahmslos ihre Wurzeln nicht in Japan."

Chef Nakamura: „Das die Mädchen alle von dieser Uni sind, ist kein Geheimnis. Aber was macht dich da so sicher, dass die Mädchen alle einen Migrationshintergrund haben?"

Er betrachtete mich plötzlich mit einen ganz anderen Blick und seine Augen wirkten scharfsinnig.
Scheinbar ist ihm das bisher entgangen und ich habe ihm einen neuen Anhaltspunkt geliefert.

Geneviéve: „Ich kenne nicht alle von den Mädchen, aber einige davon schon. Mit mindestens 2 von ihnen bin ich in die Mittelschule gegangen. Ich bin in Paris geboren und aufgewachsen und hatte hier selbstredend Probleme mit der Sprache, also schickte mich mein Vater auf eine Schule, die ihren Fokus auf Kinder mit Internationaler Herkunft gelegt hat."

Chef Nakamura: „Aber Aerie Urabe ist Japanerin. Was macht dich also da so sicher mit deinem Verdacht?"

Geneviéve: „Sie ist zwar hier geboren, aber ihr Vater nicht. Er ist ein Flüchtling aus Nordkorea und da Sie explizit nur Aerie erwähnt haben, nehme ich an, dass meine Überlegung auf die anderen Mädchen zutrifft oder?"

Chef Nakamura: „Du kannst deutlich mehr zwischen den Zeilen lesen als mein Junge. Ich gebe es nur ungern zu, aber du hast Talent Mädchen."

Geneviéve: „Es ist kein Talent. Ich habe nur früh damit begonnen Menschen anders zu verstehen, als es andere tun. Man lernt selbst aus Fehlern und kann anhand dieser, Reflexionen durchführen. Ich bin also nichts besonderes und jeder der Psychologie Studenten hier könnte das."

Chef Nakamura: „Wenn du von dieser Erfahrung überzeugt bist, dann erwarte ich dich 16 Uhr im Polizeipräsidium von Shibuya."

Geneviéve: „Wieso? Ich hab nichts unrechtes getan."

Chef Nakamura: „Du bist doch Studentin in der klinischen Psychologie, also könnte etwas Erfahrung in der Feldforschung sicher nicht schaden oder?"

Geneviéve: „Ich soll Ihnen bei der Sache helfen? Ich bin keine Kriminalpsychologin! Fragen Sie doch lieber ihren Sohn."

Chef Nakamura: „Der wird auch dort sein mit ein paar seiner Kommilitonen. Ich brauche jemanden, der gewisse Dinge aus einer anderen Psychologischen Sichtweise betrachtet und deine Herangehensweise ist genau das, was wir auf dem Präsidium brauchen. Du würdest auch ein kleines Honorar bekommen, wenn du auf Geld aus bist."

Ich schaute ihn nur fragend an und musste dann schließlich schmunzeln.
Watarus Vater verstand das ganze natürlich nicht und schaute mich finster an.

Geneviéve: „Um Sie gleich vorne weg zu beruhigen, Geld brauche ich nun wirklich keins. Aber diese Sache mit der Feldforschung klingt verlockend. Ich frage im Café nach, ob ich meine Schicht tauschen kann und dann würde ich mir später die Sache bei Ihnen ansehen."

Chef Nakamura: „Dich interessiert das Geld nicht? Das höre ich von einem Student das erste mal."

Geneviéve: „Sie sollten sich vielleicht ein wenig mit meiner Person auseinandersetzen, bevor Sie mir so etwas anbieten. Ich rede da nicht gerne darüber, weil manche sich sonst ziemlich klein neben mir fühlen oder mich für einen Snob halten würden."

Er ließ mich noch ein paar Formulare ausfüllen und unterschreiben, eher ich endlich wieder zu meinem Zimmer zurück gehen konnte.
Frühstücken konnte ich dank des langen Gespräches vergessen und nahm mir lediglich meinen Tee in einer Thermoskanne mit.
Während meiner Vormittagslesungen, strengte ich mich an dem Professor zuzuhören, aber war gedanklich einfach zu abgelenkt.
Ich dachte immer wieder an Aerie und ob ich irgendetwas übersehen haben könnte.
Also machte ich mir beiläufig Notizen, während ich den Inhalt der Lesung auf meinem Laptop schrieb.

Zur Mittagszeit ging ich in die Mensa und bestellte mir ein üppiges Menü.
Immerhin fiel mein Frühstück flach, also begann mein Magen sich gefühlt schon selbst zu verdauen und knurrte permanent.
Ich war völlig mit meinem Essen beschäftigt und bemerkte nicht, dass sich Wataru vor mich gesetzt hatte.
Erst als er mir einen Kaffee zuschob, bemerkte ich ihn schließlich und auch er machte einen eher erschöpften Eindruck.

Wataru: „Ich dachte mir, du könntest einen Gebrauchen, also hab ich dir einen mitgebracht."

Geneviéve: „Verdammt! Unsere Verabredung zum Kaffee hab ich total vergessen! Tut mir sehr leid!"

Wataru: „Nicht doch. Du bist doch hier und wir haben keine genaue Zeit ausgemacht oder? Mein alter Herr hat dein Wohnheim heute auf den Kopf gestellt. Zumindest hat mir das deine Freundin geschrieben."

Geneviéve: „Kann man so sagen. Er war nicht grade der höflichste und verdammt forsch."




Keinesfalls ein Blondchen


Ende


Wataru und Geneviéve unterhalten sich über den anstrengenden Polizeichef☺️

Wataru und Geneviéve unterhalten sich über den anstrengenden Polizeichef☺️

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