Eine Leiche im Keller

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Während der Fahrt, hatte ich mich an Inupi angelehnt und schloss für eine gewisse Zeit meine Augen.
Sein Rücken war viel breiter und kräftiger als meiner und auch sein Körper, schien wärmer zu sein.
Mich machte das ganze auf einmal so schläfrig und am liebsten würde ich einfach nur schlafen.
Doch da berührte Inupi meine Hände und hielt sie während des Fahrens fest.

Inupi: „Du kannst jetzt nicht einschlafen. Wir sind gleich da."

Er schien genau gewusst zu haben, dass ich jeden Moment weggenickt wäre und hat mich so aus meinen Träumen gerissen.
Inupi hielt auf dem Parkplatz des Präsidiums und stieg mit mir vom Motorrad.

Inupi: „Wirst du zurecht kommen?"

Geneviéve: „Ich gebe mein bestes."

Inupi: „Wann wirst du hier fertig sein?"

Geneviéve: „Ich denke, vor 20 Uhr komme ich hier nicht raus."

Inupi: „Dann werde ich dich abholen."

Geneviéve: „Macht dir das keine Umstände? Ich kann auch die U Bahn nehmen."

Inupi: „Könntest du, aber ich werde dich trotzdem abholen."

Geneviéve: „Dir zu widersprechen, ist keine Option. Na schön, dann schreibe ich dir, wenn es früher oder später werden sollte."

Inupi: „Gutes Mädchen. Dann pass auf dich auf und denke an dass, was ich gesagt habe."

Er drückte mich ein letztes Mal an sich und fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare.
Ich nahm nochmal seinen Geruch kräftig in meiner Nase auf, bevor ich mich von Inupi löste und ins Gebäude ging.
Dort angekommen, atmete ich erstmal tief durch um diese hochromantische Atmosphäre zu verarbeiten.
Jetzt muss ich mein inneres verliebtes Mädchen erstmal beiseite schieben und mich auf die kommende Arbeit konzentrieren.
Ich ging zum Empfang und meldete mich an.
Die nette Kollegin hinter dem Tresen, brachte mich in die Kellerräume des Präsidiums und dort befand sich ein riesiges Archiv.
Wataru und sein Vater, sowie ein paar Kollegen warteten schon und hatten den großen Tisch im Zentrum mit allerlei Papierkram vollgepackt.

Wataru: „Schön dass du da bist Gen! Komm zu uns an den Tisch."

Ich setzte mich mit an den Tisch und überflog schon mal die ganzen Unterlagen, die hier zusammengetragen wurden.
Da ergriff Watarus Vater das Wort und schob ein Whiteboard auf Rädern in den Raum.

Polizeichef: „Mein Name ist Juji Nakamura und der Grund, warum ich mich hier nochmal vorstelle ist, dass wir eine paar neue Gesichter hier im Team haben. Darunter wären Keisuke Ichiba, Himeno Arata, Toshi Saeda, mein Sohn Wataru und Geneviéve Rosseau. Um es kurz zu halten, es geht hier um die Fälle der verschwunden Studentinnen der Tokyo Universität. Wir alle werden an diesem Fall arbeiten und versuchen ein Profil des Täters anzulegen um so unsere Chancen auf einen Treffer zu maximieren. Haben das soweit alle verstanden?"

Alle: „Jawohl Chef!"

Juji: „Dann folgt mir bitte in die Pathologie und zieht euch Schutzkleidung an."

Etwas verwundert über den Ausflug, schnappte ich mir mein Notizbuch und folgte der Gruppe zum Umkleideraum.
Bewaffnet mit Kittel, Schuhschutz, Handschuhen und Maske, ging es in die Pathologie.
Ich war noch nie in einer Leichenhalle und wollte es auch eigentlich nie sein.
Schon allein, dass unser Weg dorthin führte sagte mir, dass es wohl mindestens eine Tote geben muss.

Mir wurde richtig flau im Magen und ich wollte mir garnicht vorstellen, welches der Mädchen es wohl ist.
Wir betraten einen von oben bis unten gefliesten Raum mit vielen medizinischen Instrumenten, mehreren Obduktionstischen und Laborgeräten.
Alles hier wirkte kalt und unmenschlich für meine Seele und machte mir so nur noch mehr klar, warum ich nie Ärztin werden wollte.
Ich könnte nicht mit dem Tod leben oder für das Leben eines Menschen verantwortlich sein, wenn er bei mir auf einem OP Tisch läge.

Schließlich sammelten wir uns um Herrn Nakamura, der vor einem Tisch mit einer bedeckten Leiche stand.
Jetzt wird es ernst.

Juji: „Hat jemand Probleme mit Leichen?"

Geneviéve: „Naja ich... für mich ist es das erste mal eine Leiche zu sehen. Also falls ich dann umkippe, entschuldige ich mich schon mal."

Wataru: „Dafür musst du dich nicht entschuldigen. Ich musste bei meiner ersten mich sogar übergeben. Das ist nur menschlich."

Juji: „Dann konzentriert sich Rosseau auf die Schreibarbeit und der Rest wird hier mit den Ärzten anpacken."

Kaum hatte er das gesagt, zog einer der Pathologen die Plane von der bedeckten Leiche und hervor kam eine Frau.
Zumindest was man noch als weiblich identifizieren konnte.
Es fehlten der komplette rechte Arm und die linke Hand sowie beide Füße.
Ihr Gesicht war entstellt worden und alle ihre Zähne gezogen.
Alles was einen Hinweis auf die Identität des Opfers hinweisen könnte.
Mir kam unweigerlich das Essen hoch und ich übergab mich in eine der dortigen Waagschalen.
Wataru kam zu mir und hielt mir meine Haare zur Seite, während die Kommilitonen von ihm schmunzeln mussten.

Wataru: „Alles in Ordnung? Mach dir nichts daraus. Jeder von denen hat bei seiner ersten Leiche kotzen müssen. Das liegt vor allem an dem Geruch."

Geneviéve: „Ich war einfach nicht darauf gefasst heute eine Leiche zu sehen und dann auch noch so eine übel zugerichtete."


Eine Leiche im Keller



Ende

Ma belle fleur de lune Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt