Don't mess with a Lady

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An der Hintertür gab ich Inupi den Schlüssel zu meinem Zimmer im Wohnheim und nahm ihn nochmal in den Arm.
Er legte seine Arme ebenfalls um mich und küsste sich seinen Weg von meinem Hals aufwärts, zu meinem Mund.
Am liebsten wäre ich den ganzen Tag im Haus meiner Schwester mit ihm geblieben, um einfach nur bei ihm sein zu können.
Doch die Arbeit ruft nicht nur bei mir.

Inupi: „Hältst du es so lange ohne mich aus?"

Geneviéve: „Ich versuch's."

Inupi: „Ich hole dann ein paar Klamotten aus deinem Wohnheim und komme danach wieder hierher."

Geneviéve: „Ruf mich an, dann lasse ich dich hier wieder rein."

Zum Abschied küsste er noch meine Stirn und fuhr mit seinem Daumen meine Unterlippe nach, eher er sich von mir löste und zu seinem Bike ging.
Ich verschwand wieder im Gebäude, brachte meine Papiere in den Besprechungsraum und wollte erstmal nach Wataru und dem Chef sehen.
Mit Sicherheit werde ich mich dem Höllengespräch auch stellen müssen, also kann ich auch gleich vorne in der Lobby warten.
Da ging auch schon die Tür von Herrn Nakamura auf und Wataru ging mit hängendem Kopf heraus und wagte es nicht nach oben zu schauen.

Sein Haar war vorhin noch zusammengesteckt, doch jetzt trug er es offen und versteckte sein Gesicht.
Sein Weg führte nach unten in das Untergeschoss und nun kam auch Herr Nakamura aus der Tür.
Er schnaufte vor Wut und ballte seine Fäuste, die auffällig zitterten.
Ich für meinen Fall, konnte eins und eins zusammenzählen.

Juji: „Rosseau! In mein Büro! Wir müssen reden!"

Geneviéve: „Das muss noch warten. Erst werde ich noch nach Wataru sehen."

Juji: „Das war keine Bitte! Ins Büro!"

Geneviéve: „Ich habe auch keine Bitte ausgesprochen."

Ich drehte mich um und ließ ihn in der Lobby stehen.
Ich ging schnellen Schrittes in das Untergeschoss und sah, wie die Tür zum Archiv geöffnet war.
Neugierig schaute ich hinein und konnte ein leises schluchzen und aufgelöstes atmen hören.

Geneviéve: „Wataru? Ich bin es, Gen. Bist du hier?"

Ich ging weiter in die engen Gänge des Archivs und sah ihn auf den Boden ganz in einer Ecke sitzen.
Er hatte sich mit dem Gesicht zur Wand gedreht und ich konnte nicht mehr sehen, als eben schon.

Geneviéve: „Ist alles in Ordnung mit dir? Lass mich dich..."

Wataru: „Komm' nicht näher! Ich möchte nicht, dass du mich so siehst."

Geneviéve: „Nun hör auf mit dem Blödsinn! Du brauchst dich nicht vor mir zu verstecken. Lass mich dein Gesicht sehen."

Ich legte meine Hand auf seine Schulter und spürte, wie er zitterte.
Nur langsam drehte Wataru sich zu mir um und vorsichtig strich ich ihm seine Haare aus dem Gesicht.
Sein linkes Auge war blau angeschwollen und seine Nase blutete.
Mein ungutes Gefühl hatte sich also bestätigt und Herr Nakamura hatte seinen eigenen Sohn geschlagen.

Geneviéve: „Das war dein Vater oder?! Das sieht garnicht gut aus!"

Wataru: „Schon okay. Ist nicht das erste mal, dass er mich windelweich prügelt."

Geneviéve: „Aber er ist Polizist! Warum macht er das?!"

Wataru: „Wenn ich das wüsste, wäre ich wenigstens ein wenig schlauer."

Geneviéve: „Lass mich dich erstmal verarzten! Komm mit mir."

Ich reichte Wataru meine Hand und wir gingen in die Leichenhalle.
Dort kramte ich ein paar Sachen zum säubern zusammen und holte ein Kühlakku für seine Schwellung.
Während ich Wataru behandelte, blieb er still sitzen und starrte die ganze Zeit ins leere.

Wataru: „Du musst mich jetzt sicher für einen richtigen Versager halten."

Geneviéve: „Warum sollte ich?"

Wataru: „Weil ich es nicht mal schaffe von meinem gewalttätigen Vater wegzukommen und zum heulen ins Archiv gerannt bin."

Geneviéve: „Du bist kein Versager. Ich verurteile dich nicht, weil du weinst und Gefühle hast. Es ist keine Schwäche, wenn man Gefühle zulässt und sie zum Ausdruck bringt. Ich denke, dass du sehr stark bist."

Er schaute mich mit einem hoffnungsvollen Blick an und ich versuchte ihn mit meinem Lächeln aufzumuntern.

Wataru: „Ich habe mein ganzes Leben lang nur eingetrichtert bekommen, dass weinen Schwäche ist und ich nur dann gut bin, wenn ich exzellente Noten habe und Arbeit leiste. Zwar verstehe ich die menschliche Psyche, aber mein eigener Geist, kann dieses Wissen nicht auf sich selbst anwenden. Du bist da völlig anders."

Geneviéve: „Ich hatte es auch nicht immer leicht. Doch trotzdem ist das kein Grund, dass Eltern ihre Kinder schlagen! Ich möchte dir etwas zeigen, folge mir."

Ohne Widerworte folgte Wataru mir wieder nach oben in die Lobby und ich blieb vor dem Büro seines Vater stehen.

Wataru: „Was hast du vor?"

Geneviéve: „Das einzig richtige. Vertrau mir, Senpai!"

Ich klopfte an der beschädigten Tür und wartete, dass sie aufging.
Ich hörte schon die aggressiven Schritte von Herrn Nakamura und prompt riss er auch schon die Tür auf.

Juji: „Wurde auch mal langsam Zeit! Was zum?! Was will mein Nichtsnutz von Sohn hier?!"

Geneviéve: „Sie..."

Ich packte ihn an der Krawatte und zog ihn vor versammelter Mannschaft aus seinem Büro in die Lobby raus.

Juji: „WAS SOLL DAS WERDEN ROSSEAU?! ERKLÄRE DICH VERDAMMTE SCHEIẞE!!!"

Geneviéve: „Was das werden soll?! Sehen sie sich Watarus Gesicht an! Wie können Sie es wagen!!!"

Da rutschte mir plötzlich die Hand aus und ich Schallerte Herrn Nakamura eine, die sich gewaschen hatte.
Das klatschen hallte in der stillen Lobby wider, wie ein Echo in den Bergen.
Sämtliche Angestellten des Präsidiums hatten grade beobachtet, was passiert war und ihnen blieb quasi der Frosch im Halse stecken.


Don't mess with a Lady



Ende

Ma belle fleur de lune Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt