Mikrokosmos

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Die Männer packten die Ecken des Tisches und ruckelten, während ich einen Schnitt auf der Übungsmatte setzte.
Natürlich war dieser Krumm und schief geworden und selbst als ich die Matte festhielt, wurde es nicht besser.

Geneviéve: „Jetzt möchte ich, dass Sie einen Schnitt setzen Doc. Aber unter den selben Bedingungen."

Wie ich von ihm verlangte, tat er dasselbe wie ich und im Anschluss legten wir seine und meine Matte nebeneinander.
Der Unterschied war klar ersichtlich und gab den anderen zu verstehen, was ich damit sagen wollte.

Juji: „Also suchen wir einen Anfänger mit dem Skalpell, der Zugriff auf Chirurgische Instrumente hat. Gut gemacht Rosseau."

Wataru: „Halt mal! Was wäre, wenn der Täter kein Einzeltäter ist? Wir gehen bisher davon aus, dass wir eine einzelne Person suchen. Also warum könnten es nicht mehr als einer sein?"

Juji: „Einzelne Personen sind weniger auffällig als zwei oder mehr. Dazu kommt noch, dass Gruppen von Menschen mehr in den Blick von Menschen fallen, als einzelne Leute. Zumal auch nur eine Sorte Fußabdrücke am Tatort gefunden worden sind."

Wataru: „Verstehe... und was ist, wenn der Täter kein Mann ist?"

Arzt: „Anhand der Hämatome am Innenschenkel und der Kraft, die auf Frau Shimadas Schädel eingewirkt hat, kann man davon ausgehen, dass der Täter ein Mann ist. Zusätzlich trägt der Täter Schuhgröße 44, das würde diese These noch zusätzlich untermauern."

Geneviéve: „Mit welchem Gegenstand wurde Ihrer Meinung nach der Schädel eingeschlagen?"

Arzt: „Die Tatwaffe war eine Art Vorschlaghammer."

Geneviéve: „Also muss unser Täter über ein gewisses Maß an Kraft verfügen. Wenn ich die vermissten Mädchen mir auf den Steckbriefen anschaue, waren alle zwischen 50-60 kg schwer und in ihren 20er Jahren , also ist unser unbekannter Freund definitiv trainiert, besucht eventuell regelmäßig ein Gym oder trainiert zuhause und dürfte im ähnlichen Alter wie die vermissten Mädchen sein. Es wäre auch nicht auszuschließen, dass er die Uni selbst besucht, da die Opfer alle auf die Tokyo Universität gehen."

Juji: „Also wäre es ratsam die umliegenden Trainingshallen zusätzlich zur Uni mit unter die Lupe zu nehmen?"

Geneviéve: „Auf keinen Fall. Wenn Sie dort auch eine Untersuchung durchführen, würde ihn das vielleicht verschrecken und er würde sich aus dem Staub machen."

Wataru: „Wir könnten Undercover mit ein paar Kommilitonen die Gyms im Umkreis der Uni beobachten. Er Scheint jedenfalls sich auf dem Unigelände zu bewegen, also sollten wir als Interne es ihm gleich tun, das wäre weniger auffällig."

Geneviéve: „Wäre ein guter Ansatz. Wir als Studenten fallen sicher nicht auf, wenn wir zum Sport machen uns in einem Fitnessstudio anmelden würden."

Juji: „Einverstanden. Ich erwarte, dass jeder ein anderes Sportcenter besucht und so den Suchradius vergrößert. Die Kosten werden von mir getragen, also übertreibt es nicht und ich will Berichte haben, wenn ihr trainieren wart! Also gründliche Arbeit, verstanden?!"

Alle: „Jawohl Chef!"

Juji: „Dann könnt ihr fürs erste eure Ärsche hier raus bewegen und Rosseau... Du bleibst bitte kurz noch hier."

Geneviéve: „Geht klar Chef!"

Alle anwesenden, bis auf den Arzt und Herr Nakamura, verließen die Halle und nun war ich mit den beiden Männern allein in einem Raum.
Der Chef ließ sich auf einen Hocker nieder und atmete angestrengt ein und aus.

Juji: „Dafür das dies deine erste Leiche ist, warst du nach deinem kurzen Kotzanfall schnell gefasst. Gute Arbeit für eine blutige Anfängerin."

Geneviéve: „Danke Chef."

Juji: „Du hast ein wirklich scharfes Auge und scheust dich nicht in die Praxis zu gehen, das fehlt meinem Jungen alle Male. Mir stellt sich nur die Frage, woher du so viel über das ganze Zeug weißt."

Geneviéve: „Ich habe eine Schwäche für Krimis. Aber behalten Sie das für sich."

Juji: „Hahaha! Du bist wirklich einmalig Mädchen! Schon allein, dass ein Rookie wie du, mehr in den Fall blickt als Wataru, ist eine Schmach! Willst du nicht vielleicht das Fachgebiet wechseln und hier bei mir arbeiten?"

Geneviéve: „Nein Danke, ich passe da lieber. Sowas wie heute, will ich nicht nochmal erleben."

Juji: „Ist verständlich. Hätte ich eine Tochter, würde ich sie solchen Anblicken auch nicht aussetzen wollen."

Arzt: „Polizeichef Nakamura.... Ich habe noch etwas entdeckt."

Der Arzt unterbrach die Unterhaltung und rief Herrn Nakamura zu sich an den Leichentisch.
Neugierig wie ich bin, wollte ich natürlich auch nachsehen, was er gefunden hatte und ging ebenfalls rüber.
Er holte unter der Achselhöhle der Leiche, ein weißblondes Haar hervor und steckte es in ein verschließbares Reagenzglas.

Juji: „Ein Haar? Wieso haben Sie so etwas wichtiges nicht eher entdeckt?!"

Arzt: „Tut mir leid Chef! Im Grunde ist es Frau Rosseau zu verdanken, dass ich mir den Körper von Frau Shimada nochmal genauer angeschaut habe. Ihr scharfsinniger Blick hat mich dazu verleitet nochmal alles durchzugehen."

Juji: „Wenn schon eine Studentin nötig ist, dass Sie ihre Arbeit vernünftig machen, dann sollten Sie ihre Position nochmal überdenken!"

Arzt: „Ich werde ab sofort gründlicher sein!"

Juji: „Das will ich schwer hoffen, sonst hängt nicht nur ihre Karriere am Seidenen Faden!"

Geneviéve: „Darf ich das Haar mal sehen?"

Arzt: „Natürlich."

Er reichte mir das Reagenzglas und ich betrachtete es im Licht.
Es war relativ dick und man konnte deutlich die helle Farbe erkennen.
Es war viel zu eigenartig für ein Menschliches Haar.

Geneviéve: „Das Haar gehört keinem Menschen. Ich tippe eher auf eine Perücke."

Juji: „Perücke? Bist du dir sicher?"

Geneviéve: „Geben Sie es trotzdem vorsichtshalber ins Labor, aber es ist definitiv kein Haar von einem Menschen. Meine Freundin Katoka spielt in einer Band und sie trägt hin und wieder auch Kunsthaar bei Auftritten und das sieht dem hier sehr ähnlich, aber es ist nur eine Vermutung."

Juji: „Hervorragend! Wie lange dauert es, bis ich das Ergebnis bekomme?"

Arzt: „Spätestens in 24 Stunden haben Sie das Ergebnis auf dem Tisch Chef!"



Mikrokosmos


Ende

Ma belle fleur de lune Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt