Freiheit zu welchem Preis?

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Watarus husten verstummte und es wurde ganz still.
Ich wartete misstrauisch noch einige Minuten, doch er rührte sich nicht mehr.
Ich tastete mich am Rand entlang zurück in das Provisorische Schlafzimmer mit den vielen schrecklichen Bildern und Andenken, die Wataru gesammelt hatte.
Dort flackerte das Licht noch teilweise auf, also suchte ich dort etwas wie eine Taschenlampe oder ein Handy, um mir die Suche nach dem Ausgang leichter zu machen.
Glücklicherweise war wenigstens eine Campinglaterne dort, also nahm ich diese und ging mit wackeligen Beinen zurück in den Dunkeln Raum.

Dort leuchtete ich mich zu Wataru vor und sah, dass er nicht nur von dem Leuchter erschlagen, sondern wirklich durchbohrt wurde.
Sein ganzes Blut ist auf dem Boden ausgetreten und klebte mir nun an den Füßen.
Zur Sicherheit fühlte ich nochmal seinen Puls, doch da war keiner mehr.
Wataru war tot und das durch seine eigene Dummheit.

Er sagte vorhin, dass ich ohne ihn hier nicht rauskommen würde, also tastete ich seine Hose ab und fand einen Schlüsselbund in seiner Tasche.
Den nahm ich mir und suchte den Raum, in dem er Katoka gefangen hielt.
Es war wie ein gottverdammtes Labyrinth hier und dann auch noch weitestgehend im Dunkeln voran zu schreiten, war nicht grade hilfreich.
Endlich fand ich den Raum und leuchtete Katoka an, die sich immer noch an der selben Stelle befand, wo Wataru sie hingeworfen hatte.

Geneviéve: „Katoka! Katoka! Ich bin es! Deine Gen!"

Katoka: „Gen? Aber wo ist... Wataru?"

Geneviéve: „Vergiss' diesen Psycho! Wir hauen ab!"

Katoka: „Hast du...hast du ihn... etwa... getötet?! Ich habe... Schüsse gehört."

Geneviéve: „Nein. Der hat sich selbst damit ein Eigentor verpasst."

Katoka: „Geht es... Dir gut?"

Geneviéve: „Mach' dir um mich keine Sorgen, okay? Als erstes müssen wir hier raus."

Katoka: „Ich kann... aber nicht laufen Gen. Du musst mich hier lassen."

Geneviéve: „Spinnst du?! Ich bin nicht hier gelandet um dann mit leeren Händen wegzurennen! Ich nehme dich Huckepack!"

Auch wenn ich selbst schwer verletzt war, einiges an Blut verloren und definitiv mehr als nur einen Knochenbruch erlitten hatte, so brachte ich dennoch die Kraft auf Katoka zu tragen und mit ihr nach einem Weg zu suchen.
Dabei hielt sie die Laterne und ich probierte jede Tür in diesem Komplex aus.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, fanden wir endlich den richtigen Ausgang, gingen eine lange Treppe hinauf und kamen in einem der alten Archive heraus.
Wataru schien nicht nur ein Händchen für kriminelle Machenschaften, sondern auch noch eins für Ingenieurskunst zu haben.
Er hatte ein altes Eichenregal so umgebaut, dass es von außen nicht mal als eine Tür zu erkennen war.

Wie in einem alten Krimi, war es eine geheime Tür, die sich nur für jene öffnete, die wussten wonach sie suchen.
Ich lächelte erschöpft, als ich endlich ein Fenster sah und bemerkte, dass es Tag war.

Geneviéve: „Katoka, sieh mal! Es ist Tag! Wir... wir haben es geschafft!"

Katoka: „Gen....du bist der Wahnsinn!"

Ich schleppte mich mit Katoka an den Regalen entlang zur nächsten Tür und hörte eine Menge Krach und Gebrüll auf den Gängen.
Riefen die etwa meinen Namen?
Immer wieder hörte ich meinen Namen und das sehr Lautstark.
Ich drückte die Klinke herunter und fiel erschöpft  aus der Tür heraus.
Meine Sicht verschwamm immer mehr und mein Bewusstsein schaltete sich ab.
Jetzt wo ich die Stimmen von vielen Menschen hörte, Katoka und ich in Sicherheit waren und Wataru unschädlich gemacht wurde, ging mein Körper vom Survival Modus in Standby über und meine letzten Kraftreserven waren endgültig aufgebraucht.

Hier wird aus Katokas Sicht erzählt...

Plötzlich fiel Geneviéve mit mir auf dem Rücken direkt durch die Tür und knallte auf den Boden.
Erst jetzt sah ich, wie stark sie blutete und wie übel sie eigentlich verletzt war.
Sie hat nicht nur mit Wataru gekämpft, sondern mich auch noch aus diesem Verlies getragen.

Sie ist so ein Dummkopf!

Ich kroch mit viel Mühe von ihr herunter und drehte sie auf den Rücken.
Geneviéves Gesicht war übel verprügelt worden und ihre eine Seite richtig blau angelaufen.
Aber meines sah auch bestimmt nicht besser aus.
Mir hatte dieser Pisser sogar ein Auge herausgerissen nur damit ich ihm gehorche.
Ich weinte bitterlich und rüttelte sie immer wieder an, aber Geneviéve wachte nicht auf.

Katoka: „Gen! Gen! Bitte... Du darfst jetzt nicht... einfach aufgeben! Wenn du hier abkratzt, dann... dann bin ich wirklich sauer auf dich! HÖRST DU MICH....GEN!"

Mein verzweifeltes Brüllen blieb nicht unbemerkt und eine Horde von fremden Kerlen kam auf mich und Geneviéve zugestürmt.
Ich kannte nicht einen von ihnen und nach der Tortur die wir beide erlebt haben, war ich misstrauisch und warf einem von ihnen die Laterne an den Kopf.

???: „Ahhh! Was zur Hölle soll der Scheiß?!"

Katoka: „Weg von ihr! Niemand wird meiner kleinen Gen... etwas... antun!"

???: „Du bist schwer verletzt! Bist du etwa Katoka Shimizu?"

Katoka: „Scheiße noch eins... ja das bin ich!"

???: „HEY LEUTE!!! WIR HABEN SIE!!! WIR BRAUCHEN DRINGEND SANITÄTER!!!"

Der Kerl brüllte laut durch die Flure und aus allen möglichen Räumen kamen weitere Männer und unter ihnen war endlich ein bekanntes Gesicht.
Es war Geneviéves Freund, der sofort angerannt kam und sowohl sie als auch mich, in den Arm nahm und völlig erleichtert zu sein schien.

Inupi: „Endlich haben wir euch gefunden! Seit drei Tagen durchkämmen wir hier diesen Drecksladen! Ihr seit beide da und am Leben! Ich bin so froh!"

Katoka: „Zum feiern ist es... noch zu früh. Erstmal... könnten wir beide einen Arzt... und die eine oder andere Dosis Morphium gebrauchen."



Freiheit zu welchem Preis?


Ende

Ma belle fleur de lune Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt