Katoka, mein Fels

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Also erzählte ich ihm von meinem Tag auf dem Präsidium und von dem furchtbaren Fund, den ich eben erleben musste.
Inupi hörte mir aufmerksam zu und hielt beruhigend meine Hände in seinen.
Er stellte keine tiefergehenden Fragen oder urteilte über das Geschehene, sondern lauschte einfach nur meinen emotional geladenen Worten.
Als schließlich alles aus mir heraus war, fühlte ich mich etwas besser und bekam sogar meine Misosuppe herunter.

Inupi: „Was für eine abgefuckte Scheiße. Du solltest lieber deine Arbeit dort beenden. Offensichtlich tut dir das ganze nicht gut."

Geneviéve: „Ich kann jetzt nicht einfach aussteigen. Ich habe die Sache angenommen, also werde ich sie auch zu Ende bringen."

Inupi: „Dann halte dich wenigstens von den Toten fern. Lass dir etwas an Arbeit geben, dass dich nicht so verzweifeln lässt."

Geneviéve: „Werde ich tun. Nochmal ertrage ich das nicht."

Inupi: „So ist es gut. Ist der Typ von vorhin auch da gewesen?"

Geneviéve: „Nur in der Leichenhalle. Am Tatort war ich nur mit dem Chef allein gewesen und den Forensikern."

Inupi: „Ich bringe dich jetzt ins Wohnheim zurück."

Geneviéve: „Okay."

Inupi: „Dort packst du deine Sachen und dann kommst du mit zu mir."

Geneviéve: „Okay, ist in Ordnung... warte... WAS?!"

Meine tiefbetrübte Stimmung wechselte schlagartig den Modus in die Peinlich berührte Mädchenhaltung und ich schaute Inupi geschockt an.
Hatte er das grade ernsthaft gesagt?!

Inupi: „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich nach so einem Tag allein in deiner Studentenbude lasse. Vergiss es! Chloé und auch Koko würden mir den Kopf abreißen, wenn die von dem hier wüssten und ich dich dann allein zurückgelassen hätte. Also keine Widerrede, du kommst mit mir!"

Geneviéve: „Aber...aber das... ich habe noch nie..."

Inupi: „Woanders übernachtet? Ernsthaft?"

Geneviéve: „Doch schon... aber nur bei Katoka."

Ich schämte mich so für meine Unerfahrenheit und dass ich ihm indirekt grade gestanden habe, dass ich noch nie bei einem Mann geschlafen hatte.
Inupi hält mich jetzt bestimmt für einen Sonderling.
Ich traute mich garnicht ihm ins Gesicht zu sehen und schaute nur auf meine Füße.
Da hob er prompt mein Kinn an und blickte mir mit einem Schmunzeln ins Gesicht.

Inupi: „Du brauchst dich nicht zu Schämen. Ich konnte mir schon denken, dass du nix mit Kerlen zutun hast."

Geneviéve: „Mein Gott, dass ist so peinlich!"

Inupi: „Du bist wirklich schräg, aber das mag ich an dir. Komm, lass uns jetzt gehen."

Ich stand auf und folgte Inupi zu seinem Motorrad.
Diesmal war es scheinbar sein eigenes und nicht dass, was ich immer fahre zum üben.
Ich setzte mich hinter ihm und wir fuhren auf dem schnellsten Weg zum Wohnheim.
Dort angekommen, ging ich erstmal zu Katokas Zimmer, um ihr zu sagen wo ich bin.
Nach dem Tag, sollten wenigstens ein paar Personen wissen wo ich war und wer wäre da besser geeignet, als meine beste Freundin?

Ich klopfte an ihre Tür und da kam sie auch schon angesprintet und hatte sich gerade zum Ausgehen gestylt.

Katoka: „Meine Güte! Du siehst aus wie ein überfahrener Waschbär!"

Geneviéve: „Komm mir bitte nicht mehr mit toten Dingen. Davon habe ich genug für heute."

Katoka: „Es ist etwas passiert oder?"

Ich nickte traurig und sie ließ mich in ihr Zimmer.
Viel durfte ich ihr nicht sagen, aber da wir beide geübte unseres Fachs sind, verstand sie natürlich sofort was geschehen war.
Ihr wurde auch sofort flau im Magen und trotz ihres Make Ups, wurde sie kreidebleich.

Katoka: „Fuck Gen! Das ist furchtbar! Tut Watarus Vater wenigstens etwas zum Schutz hier auf dem Campus?! Wenn hier ein Irrer seine Runde dreht, will ich wenigstens mehr Streifenpolizisten sehen!"

Geneviéve: „Bisher nicht, aber ich werde definitiv morgen danach fragen. Die Studentinnen müssen geschützt werden, um jeden Preis."

Katoka: „Ich hab übrigens vorhin etwas für dich gekauft. Nutze es aber nur zur absoluten Notwehr. Nach dem Auflauf heute früh, wollte ich mir etwas zum Selbstschutz zulegen, also habe ich auch gleich an dich gedacht."

Sie kramte in ihrer Handtasche rum und warf mir eine kleine Dose zu.
Es war Pfefferspray und das ist sogar eigentlich zur Abwehr bissiger Hunde gedacht.

Geneviéve: „Das kriegst du doch nicht im Supermarkt um die Ecke! Ist das Zeug überhaupt zugelassen?"

Katoka: „Du wirst überrascht sein, was es alles zur Selbstverteidigung gibt. Also hab es immer bei dir!"

Geneviéve: „Ja Mama!"

Katoka: „So ist's Fein! Apropos fein, ich habe heute einen Gig bei Battle of Shibuya, also komme ich erst frühs zurück."

Geneviéve: „Ich wollte dir auch grade Bescheid geben, dass ich außerhalb schlafe."

Katoka: „Du? Außerhalb? Alleine? Mit wem? Erzähl!"

Geneviéve: „Ich... Ich übernachte bei Seishu."

Katoka: „WAS?! Ich flipp aus und scheiß nen Regenbogen! Das ging aber schnell!"

Sie wurde richtig hellhörig und das glitzern in ihren Augen, nach mehr Infos, war selbst auf 5km Entfernung zu sehen.
Immerhin bin ich ihr Mauerblümchen Geneviéve, die niemals außerhalb irgendwo allein ohne sie schläft.
Sie setzte mich auf ihren Sessel und starrte mich gebannt an.

Geneviéve: „Also... um es kurz zu halten, er hat mich zu sich eingeladen. Nach meinen heutigen Erlebnissen, hat er sich geweigert mich allein zu lassen und er wartet draußen auf mich. Ich wollte dir nur sagen wo ich bin und dann ein paar Klamotten holen."

Katoka: „Naww das ist soooo süß von ihm! Dann kann ich beruhigt meine kleine Gen in Sicherheit wissen! Aber bevor du mit ihm mitfährst, will ich ihm noch ein paar Takte murmeln!"

Geneviéve: „Herrje... aber zieh dir bitte etwas an! Du bist wieder nur in Unterwäsche!"

Katoka: „Ich lebe und liebe meinen Körper! In meinem Zimmer kann ich ja wohl so rumlaufen! Ich schnapp mir noch schnell einen Bademantel und dann kann's losgehen!"

Katoka, mein Fels


Ende

Ma belle fleur de lune Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt