Ein schrecklich dunkler Ort

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Ich weiß nicht wie spät es war, aber ich wachte in einem total finsteren Raum auf.
Hier war weder das Licht der Sonne, noch das einer Lampe zu finden, also war es für mich unmöglich zu bestimmen ob es Tag oder Nacht war.
Meine Glieder fühlten sich schwer und träge an.
Das muss noch die Nachwirkung von der Spritze sein, die mir dieses Mädchen verabreicht hatte.
Mit viel Kraftaufwand gelang es mir, mich wenigstens auf alle viere zu begeben.
Wo zur Hölle bin ich hier?
Ich erinnerte mich nur noch wage daran, dass die Unbekannte mit mir im Fahrstuhl hinunter zu den Archiven fuhr und ab da verlor ich mein Bewusstsein.

Ich kenne das Archiv wie meine Handtasche und es gibt nicht einen Raum dort, der so stockfinster ist wie dieser hier.
Ich krabbelte also auf allen vieren und tastete dabei den Boden und somit auch die Wände ab.
Schnell musste ich feststellen, dass ich mit einer Fußfessel ausgestattet war und mich nicht lösen konnte.
Vermutlich war es ein einziger, in sich geschlossener Raum, der keine klassische Tür besaß.
Ich konnte Risse in der Wand ertasten, die eine Öffnung erahnen ließen, aber von meiner Seite aus war weder eine Klinke, noch ein Knauf um sie zu öffnen.
Sie kann also nur von außen geöffnet werden.
Wie ich es aus meinen Krimi Romanen kenne, hatte man mir alles an potentiellen Waffen und natürlich auch mein Handy abgenommen.
Doch Yoshinos Ring, hatte das Mädchen scheinbar nicht als Waffe erkannt, also hatte ich wenigstens diesen noch.
Ich kauerte mich in eine Ecke und versuchte Ruhe zu bewahren, als ich in der Stille ein schweres Atmen hörte.
Es kam nicht von außerhalb des Raumes, sondern von hier drinnen.

Geneviéve: „Wer ist da?! Sag schon was! Ich kann hören, dass du hier bist!"

Auf mein energisches Rufen, folgte das träge rasseln einer Kette.
Etwas schien sich über den Boden entlang zu ziehen und kam scheinbar auf mich zu.
Eine kalte Hand packte mich schwach am Fußgelenk und erschrak mich fast zu Tode, doch ihr Griff währte nur kurz und ließ mich wieder los.
Ich nahm die Hand und tastete mich zu der Person vor.
Das Mädchen, dass mich überfallen hatte, konnte es unmöglich sein, also vertraute ich darauf, dass es sich hierbei ebenfalls um eine Gefangene Person handelte.

Geneviéve: „Kannst du sprechen? Sag mir deinen Namen. Wurdest du auch von einer jungen Frau hierher gebracht?"

???: „Gen... bist....bist du das?"

Sie sprach so leise, dass ich sie fast nicht richtig verstehen konnte, aber meinen Namen hörte ich heraus.

Geneviéve: „Woher kennst du mich? Ich verstehe dich kaum."

???: „Ich bin's... Katoka."

Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich ihren Namen hörte, aber zeitgleich war ich in Sorge.
Ich rückte näher zu ihr heran und zog sie zu mir hoch, damit sie sich an der Wand anlehnen konnte.
Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich konnte nun einen schwachen Umriss erkennen.

Geneviéve: „Endlich habe ich dich gefunden! Ich hatte ein so schlechtes Gefühl und jetzt hat sich diese Sache auch noch bewahrheitet! Was ist geschehen?"

Katoka: „Um auf deine Frage von eben zurückzukommen... Ja, mich hat ein Mädchen überfallen. Zumindest... Augenscheinlich ist sie eins gewesen."

Geneviéve: „Also ist sie gar kein Mädchen?"

Katoka: „Nein.... Es ist..."

In dem Moment öffneten sich die Risse der Wand und ein grelles Licht schien herein.
Nachdem ich erstmal die Augen zukneifen musste, schaute ich als erstes Katoka an und fing an zu schreien.
Sie war grün und blau geschlagen worden, hatte Abschürfungen von einem Seil auf ihrer Haut, ihr linkes Auge schien zu fehlen und sie war bedeckt mit einer Menge getrocknetem Blut.
Doch das war bei weitem nicht alles was ich zusehen bekam.
Mir liefen die Tränen und ich drückte sie fest an mich.

Geneviéve: „Es tut mir so leid Katoka! Warum tut man dir so etwas an?!"

Katoka: „Schon gut Gen. Ich habe mich gewehrt und du kennst mich ja... Ich beuge mich nicht kampflos und das ist der Preis... den ich dafür gezahlt habe."

Mein Blick fiel auf ihre Beine und erschrocken musste ich feststellen, dass man ihr beide Achillessehnen durchtrennt hatte.
Sie konnte also nicht mehr laufen, sondern nur noch hilflos auf dem Boden kriechen.
Aus dem grellen Licht trat ein schwarzer Schatten hervor und kam auf mich zu.
Es war definitiv nun eine männliche Silhouette, die sich vor mir befand und komplett maskiert war.
Der Mann sprach nicht ein Wort, sondern streckte nur seine Hand nach meinem Gesicht aus.
Immer wieder schlug ich seine Hand weg, bei dem Versuch mich zu berühren und fing sogar an nach ihm zu schnappen wie ein Hund, doch dann reichte ihm die Spielerei und er packte mich an den Haaren.
Er zog sie so nach hinten, dass ich mich nicht wehren konnte und stieß Katoka von mir weg.
Mit einer Fingerbewegung zeigte er mir, dass er mein Verhalten nicht duldet und meinen Widerstand tadelte.

Geneviéve: „Du bist der Shibuya Henker...oder irre ich mich da?"

Ich schaute ihn finster und vor allem berechnend an.
Es ist zwar nur eine Vermutung, aber er ist mit Sicherheit derjenige, der auch die anderen Studentinnen verschleppt haben musste.
Katokas Zustand sprach klar dafür und ab hier muss ich besonders gerissen vorgehen.



Ein schrecklich dunkler Ort



Ende

Ma belle fleur de lune Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt