Der Anfang eines Wollfadens

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Er holte einen Briefumschlag, in dem sich das Ergebnis des Labors befand.
Gespannt wartete das Team auf die Verkündung, um was für ein Ergebnis es sich handelt.

Juji: „Wie es aussieht, lagst du mit deiner Vermutung richtig Kleine. Das Haar war nicht von einem Menschen."

Wataru: „Was für ein Haar?"

Juji: „Gestern hat der Gerichtsmediziner unter den Achseln der Toten ein weißes Haar gefunden. Zu dem Zeitpunkt warst du und der Rest des Teams nicht mehr anwesend."

Wataru: „Verstehe. Aber was ist es dann für ein Haar?"

Juji: „Zweifelsohne ist es Rosshaar und dieses wird beim herstellen von Geigenbögen oder eben auch bei Perücken verwendet. Also genau das was unsere junge Psychiaterin vermutet hatte."

Geneviéve: „Rosshaar also. Dann können wir davon ausgehen, dass der Täter genug Geld besitzt. Denn Rosshaar kostet eine Menge."

Wataru: „Woher weißt du sowas?"

Geneviéve: „Es ist zwar schon ein paar Jahre her, aber zusammen mit meinem Vater und meinen Bruder, habe ich mal eine Auktion begleitet. Dort war auch eine historische Rosshaar Perücke aus dem 19. Jahrhundert dabei. Das Endgebot für dieses Stück werde ich nie vergessen. Das Museum für Europäische Geschichte bot für das olle Ding sage und schreibe 17.500 US Dollar."

Wataru: „Und wie sieht der aktuelle Preis für Rosshaar aus? Ich kann mir schwer vorstellen, dass der Täter mit einem historischen Perückenkopf durch die Stadt läuft."

Juji: „Da ist was dran. Wie sieht der Markt aus Fushigi?!"

Kollege: „Also... der aktuelle Preis liegt bei 600 US Dollar pro Kilogramm. Zumindest wenn man sehr hochwertiges kauft."

Juji: „Verstehe. Dann kommen wir nun zum gestrigen Fund. Auch hier hat man Rückstände dieses Haartyps gefunden und die Ergebnisse sind identisch. Der Täter scheint sich mittels einer Typveränderung unter die Leute zu begeben um sie so zu fangen und oder später zu entsorgen. Da das Haar nahezu weiß ist, sollte sich wenigstens irgendwo auf den Kameras der Straßen, eine Aufnahme von einem Kerl dieser Beschreibung finden lassen."

Kollege: „Ich gebe der IT Bescheid, dass sie die Straßen rund um den Fundort der Leichen checken sollen."

Juji: „Am besten die ganzen letzten Wochen seit dem verschwinden der ersten Studentin!"

Kollege: „Jawohl Chef!"

Juji: „Rosseau, ich habe deinen Bericht ausführlich gelesen und es unserem Profiler Team zukommen lassen. Anhand deiner Einschätzung wurde ein Täterprofil erstellt und ich möchte, dass ihr nach Personen mit jenem sozialen Merkmalen Ausschau haltet. Besonders bei der Unterwanderung der Sportstudios. Ich hoffe einige von euch haben schon Kontakt zu einem Studio aufgenommen."

Geneviéve: „Ich habe mich bereits um einen Platz gekümmert und beginne morgen mit der Beschattung."

Wataru: „Ich habe ebenfalls ein Studio ausgemacht."

Juji: „Sehr gut! Dann kommen wir zur 2. Toten von gestern."

Geneviéve: „Muss ich schon wieder eine Leiche sehen?"

Juji: „Nein diesmal nicht. Alles weitere haben die Ärzte schon unter die Lupe genommen."

Geneviéve: „Gott sei dank! Noch so eine Begegnung verkraftet mein Magen nicht."

Juji: „Es sind bereits Gemeinsamkeiten zum ersten Fund aufgetreten. Da wäre zum einen die Methode um die Opfer unkenntlich zu machen, die selben Hämatome von Gewalteinwirkungen im Intimbereich und auch der Zustand der Leichen war exakt gleich. Der Täter lagert die Körper scheinbar eine gewisse Zeit, bis er sie letztlich entsorgt. Dabei reden wir etwa von einer Zeitspanne von 3-4 Tagen. Davor muss er sie scheinbar eine gewisse Zeit lebend irgendwo gefangen halten. Sonst wären schon viel früher Leichen aufgetaucht."

Während ich weiter Herrn Nakamura zuhörte, gingen Wataru und seine Kommilitonen die Notizen vom gestrigen Fund durch.
Da ich ja vor Ort das Grauen selbst gesehen hatte, ersparte ich mir den erneuten Anblick und folgte weiter den Gesprächen.

Wataru: „Die erste Leiche wurde in einem Graben gefunden, aber die zweite in einer Baumkrone? Ist das nicht irgendwie seltsam?"

Geneviéve: „Richtig. Bei der ersten liegt für mich die Vermutung nahe, dass der Täter nicht wollte, dass sie gleich gefunden wird. Doch die zweite ist auffällig platziert an einem hohen Ort entdeckt worden. So ganz erschließt sich mir da auch noch keinen Sinn."

Alle überlegten und grübelten gemeinsam, wo hier der Zusammenhang bestehen könnte, doch nach und nach wurde eine Art Anfang für mich ersichtlich, wie bei einem Wollfaden der aufgewickelt werden muss.

Geneviéve: „Das Stadium der Verwesung war gleich?"

Juji: „Lauf den Medizinern ja. Beide Opfer müssen schon länger als 3-4 Tage tot gewesen sein."

Geneviéve: „ Aber aufgrund der Witterung könnte das erste Opfer nicht länger dagelegen haben?"

Juji: „Nein."

Geneviéve: „Wie sieht es mit Kühlungsrückständen aus?"

Juji: „Worauf willst du hinaus Rosseau?"

Geneviéve: „Sollte sich mein Verdacht bestätigen, dann haben wir ein Problem. Könnte ich Sie auf ein Wort draußen sprechen?"

Herr Nakamura stand auf und ich ging mit ihm aus dem Raum ein paar Hallen weiter in ein Lager.
Dort schloss er die Tür und wartete darauf, was ich ihm zu sagen hatte.

Juji: „Nun spuck es schon aus. Was ist dein Gedanke?"

Geneviéve: „Ich bin davon überzeugt, dass der Täter weiß, das wir das erste Opfer bereits gefunden haben."

Juji: „Und das soll jetzt was genau bedeuten?"

Geneviéve: „Während der Konferenz auf Nippon TV haben Sie nicht ein Wort darüber verloren, dass es bereits die 2. Leiche ist, die gefunden wurde und doch ist das plötzlich auffällige Auftauchen der Morelli Leiche für mich kein Zufall. Ich denke, dass der Täter sich hier im Präsidium befindet und genau weiß, wie unser Stand der Ermittlungen ist. Warum sollte auch urplötzlich eine weitere Leiche auftauchen? Der Täter will uns damit sagen, dass er uns genau sieht und er weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind. Genau aus diesem Grund, hat er wahrscheinlich auch Tomoe Morelli als zweites Opfer ausgewählt. Er will eine Bühne."



Der Anfang eines Wollfadens


Ende

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