Der erste Schnitt

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Wataru: „Ich kann dir etwas Salbe geben, die gegen den üblen Geruch hilft."

Geneviéve: „Gerne. Ich will schon sehen was passiert. So kann ich kein Protokoll anlegen."

Er reichte mir eine Dose aus dem Regal und ich schmierte mir etwas davon vor meine Nase.
Der Geruch war auch beißend, aber überdeckte den süßlich faulen Geruch der Leiche.
Ich näherte mich dem Tisch wieder und betrachtete angeekelt den Körper der Toten.

Juji: „Vor uns liegt die Leiche von Chohee Shimada, 22 Jahre, weiblich und eine der vermissten Mädchen. Sie wurde vor 3 Tagen im nördlichen Teil des Aoyama Parks, hier in Shibuya von Anwohnern unter einer Brücke hängend entdeckt. Der Täter muss sie dort in der Nacht aufgeknüpft haben und hat sich nicht großartig die Mühe gemacht sie zu verstecken. Der Körper der Verstorbenen ist dem Verwesungsstadium nach zu urteilen, bereits seit mehr als 7 Tagen tot und war der Witterung schon länger ausgesetzt."

Wataru: „Woran wurde ihre Identität festgestellt?"

Arzt: „Da alle wichtigen Indizien abgetrennt oder zerstört wurden, die eine Identifizierung erleichtern würden, blieb nur noch eine Blut- und Haaranalyse."

Geneviéve: „Verstehe. Also muss sie in der Nationalen Datenbank für Spenderblut vermerkt worden sein oder?"

Artzt: „Das ist Korrekt. Es war reines Glück, dass wir einen Treffer hatten."

Geneviéve: „Die wievielte Studentin war Chohee? Also nach der Reihenfolge des Verschwindens."

Juji: „Sie war die zweite, die als vermisst gemeldet worden ist und ist die erste, die gefunden wurde."

Geneviéve: „Wenn man von den fehlenden Gliedmaßen und dem zertrümmerten Schädel absieht, gab es sonst noch Auffälligkeiten?"

Arzt: „Laut Pathologischen Befund, ist Frau Shimada an einem Schädel-Hirntrauma gestorben, durch äußere Gewaltanwendung auf den Schädel. Sie war selbst noch am Leben, als der Täter ihr die Gliedmaßen und Zähne entfernte. Bei der Blutuntersuchung wurden jede menge Aufputschmittel gefunden.
Der Täter wollte somit erzielen, dass das Opfer  so lange wie möglich wach bleibt. Darüber hinaus wurden Spuren von Gleitmitteln in ihrem Uterus, als auch im Rektalbereich gefunden. Die Hämatome an den Innenschenkeln deuten darauf hin, dass sich der Täter gewaltsam an dem Opfer vergangen hat."

Mir wurde erneut Speiübel.
Aber nicht wegen der Leiche des Mädchens, sondern wegen dem, was sie durchmachen musste.
Ich notierte mir die wichtigen Einzelheiten und lauschte weiterhin aufmerksam dem Gespräch des Arztes.
Dabei behielt ich auch alle anwesenden im Auge und versuchte so von ihnen zu lernen.
Mich wunderte es nur, dass Wataru sich so im Hintergrund hielt.
Er schien ebenfalls das Geschehen zu beobachten und war nicht wie seine Studienpartner direkt an dem Körper der Leiche.

Geneviéve: „Dürfte ich... dürfte ich sie mir auch mal aus der Nähe ansehen?"

Juji: „Wenn du es verträgst Leichtgewicht?"

Wie immer war Watarus Vater sarkastisch zum scherzen aufgelegt und wollte mich ein wenig sticheln, aber davon lasse ich mich nicht beeindrucken.
Die Herren machten mir etwas Platz, so dass ich mir ihren Körper genauer ansehen konnte.

Geneviéve: „Wurde der abgetrennte Arm schon gefunden?"

Arzt: „Nein, von dem fehlt jede Spur, genauso wie von Händen, Füßen und den Zähnen."

Ich schaute mir die Wundränder an und das faulige Fleisch des Stumpfes.
Anschließend warf ich einen Blick in ihren Mund um zu sehen, wie der Zustand des Zahnfleisches und dem Kiefer war.
Ich konnte die Blicke um mich herum spüren und wie gespannt auf meine Fragen gewartet wurde.

Juji: „Und was hast du gefunden Dr. Watson?"

Geneviéve: „Mein Name ist Rosseau und nicht Watson. Außerdem habe ich noch keinen Doktor."

Kollege: „Die lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, was Chef?"

Juji: „Klappe Fushigi!"

Geneviéve: „So wie die Schnitte an den Gelenken gesetzt wurden, hat der Täter chirurgisches Material genutzt oder liege ich da falsch?"

Arzt: „Ja das... das ist richtig."

Geneviéve: „Also hat unser Täter Zugang zu medizinischen Geräten und scheint Anfängerwissen über die Anatomie des Menschen zu haben, was aber nicht heißt, dass er zwangsläufig Arzt ist."

Juji: „Was macht dich da so sicher?"

Geneviéve: „Google. Man kann gewisse Dinge einfach im Internet nachlesen und es gibt sogar Tutorials die man sich anschauen kann."

Wataru: „Warum könnte er kein Profi sein? Was genau verrät dir, dass er ein Anfänger ist?"

Geneviéve: „Die Präzision seiner Schnitte. Gehen wir mal davon aus, dass der Täter grade zum Schnitt ansetzen tut, wie würden Sie das Machen Doc?"

Arzt: „Als allererstes, würde ich das Opfer fixieren. Immerhin ist Frau Shimada bei der Prozedur wach gewesen und hat keine Anästhesie bekommen. Sie würde wie wild herumzappeln."

Geneviéve: „Gibt es Belege dafür, dass Frau Shimada gefesselt wurde?"

Arzt: „Aufgrund der Abdrücke auf ihrem Thorso, gehe ich davon aus, dass sie gefesselt war."

Geneviéve: „Sie als Experte, könnten sicher selbst unter eingeschränkten Bewegungen des Patienten einen ruhigen Schnitt setzen, oder?"

Arzt: „Natürlich."

Geneviéve: „Haben Sie Übungsmaterial? Also zum schneiden."

Arzt: „Selbstverständlich. Ich hole etwas."

Kaum gesagt, brachte der Arzt zwei Testmatten, die der menschlichen Haut nachempfunden waren und legte sie auf den Metalltisch gegenüber.
Ich nahm mir ein Skalpell und drückte dem Arzt ein weiteres in die Hand.

Geneviéve: „Ich werde jetzt als ungeübte Person einen Schnitt setzen, während Sie meine Herren, bitte den Tisch dabei bewegen."

Arzt: „Ich verstehe was Sie vor haben."



Der erste Schnitt


Ende

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