Blinder Eifer führt zu nichts

16 5 0
                                    

Ich kroch auf dem Boden entlang unter den Tisch und versuchte keinen laut von mir zu geben.
Wataru war selbst in seinem blinden Zustand noch immer drauf und dran mir zu folgen, um mich an der Flucht zu hindern.
Ich sah wie er sich in den Raum hinein bewegte und an dem Türrahmen entlang tastete.

Wataru: „Glückwunsch Gen! Du hast scheinbar gelernt wie man kämpft, aber hast du auch gelernt im Dunkeln zu sehen?"

Er griff zum Lichtschalter neben sich und riss diesen samt Halterung heraus.
Die Kabel sprühten Funken und kurzerhand danach fiel das komplette Licht aus.
Es war stockfinster und ich konnte mal wieder nicht die Hand vor meinen Augen erkennen.
Nervös hielt ich das Messer dichter an meinem Körper und versuchte Ruhe zu bewahren.
Nur Watarus Schritte waren zuhören und wie er offensichtlich nach mir suchte.

Wataru: „Weißt du Gen, ich habe mit allem gerechnet. Sogar das einer der Mädchen es so weit schafft wie du und mich blendet. Darum habe ich mir jeden Zentimeter dieser Anlage genauestens eingeprägt und finde mich selbst blind zurecht. Jedes noch so kleine Geräusch wird dich verraten und ich werde wissen wo du bist. Ohne mich wirst du weder Katoka, noch dich selbst aus diesen Räumlichkeiten befreien können. Gib' einfach auf und füge dich mir, dann werde ich vielleicht auch Katoka am Leben lassen."

Ich hörte seine Schritte direkt neben mir und wie er sich scheinbar am Tisch entlang bewegte.
Sein Auftreten war gefestigt und sicher, also hat er nicht geblufft mit dem was er eben gesagt hatte.
Ein schwacher Windhauch ließ mich erahnen wo sein Fuß sich als Nächstes hinbewegt, also zog ich das Messer und schlug nach ihm.
Doch ich traf ihn nicht und das Messer schlitterte weg.
Ohne etwas sehen zu können, bin ich klar im Nachteil!

~ Dann... nimm wenigstens das hier mit und versprich mir, dass du ihn immer tragen wirst okay? ~

Ich erinnerte mich an Yoshinos bitte, seinen Ring immer bei mir zu tragen.
Das Ding hatte ja auch eine Klinge und Wataru hatte ihn mir glücklicherweise nicht abgenommen!
Ich versuchte es ein weiteres Mal, packte endlich sein Bein und stach ihn wiederholt mit der spitzen Klinge ins Bein.
Wataru schrie vor Schmerzen und fiel zu Boden.
Ich wollte grade auf der anderen Seite des Tisches herauskriechen, als er mich ebenfalls am Fuß packte und mir kräftig in den Unterschenkel biss.

Der Kerl biss mich ernsthaft in den Schenkel!

Es tat höllisch weh, also schrie ich wie am Spieß und trat seinen Kopf  immer wieder mit meinem anderen Fuß.
Doch Wataru ließ nicht locker.
Mittlerweile hatte er das Messer von eben gefunden und zielte damit immer wieder auf mich.
Dabei hielt ich meine Arme schützend vor mich und wurde wiederholt schwer getroffen.
Wataru ergriff meine Finger und knickte sie, so dass ich intensiv spürte, wie die Knochen in ihnen zerbrachen.
Noch nie hatte ich so üble Schmerzen wie jetzt grade und brüllte.
Dennoch gab ich nicht auf und konnte meine Hände wieder freibekommen.
Ich ertastete einen der Stühle und packte ihn an den Beinen, auch wenn ich Schmerzen des Todes hatte.
Danach zog ich ihm mit dem Stuhl eins über, damit er endlich das Messer fallen und mich in Ruhe lässt.
Schnell krabbelte ich von ihm weg und brachte etwas Abstand zwischen uns.

Wataru: „Jetzt reicht's mir aber so langsam mit dir! Du bist mir viel zu anstrengend und widerspenstig! Zeit das du endlich Ruhe gibst! Wenn du nicht freiwillig bei mir sein willst, dann werde ich eben dafür sorgen, dass du keine andere Wahl hast!"

Er schien aufzustehen und ich hörte wie er einen Schrank oder etwas ähnliches öffnete.
Dann hörte ich ein bedrohliches klicken und mir war klar, dass er nun mit einer geladenen Waffe auf mich Jagd machen wird.
Dank seines Vaters, war es für ihn ja ein leichtes an eine Schusswaffe zu kommen und nun habe ich ein ernsthaftes Problem.
Er ist zwar blind, aber wenn ich auch nur einen falschen Schritt mache, wird er dorthin zielen wo er etwas gehört hat.
Allerdings kann ich das auch zu meinem Vorteil nutzen.

Langsam und vorsichtig tastete ich mich auf allen vieren zu einer Wand nach vorne um von dem Tisch wegzukommen.
Dank meiner tollpatschigkeit, habe ich alles darauf heruntergerissen und das könnte mich sonst verraten.
Neben mir ertastete ich eine Kommode und zog mich vorsichtig an ihr hoch, um wieder aufrecht zu stehen.
Ich griff nach einer Art Vase und warf sie einfach in die nächstbeste Ecke.
Wataru drehte sich allerdings nicht dorthin, sondern genau zur entgegengesetzten Richtung und schoss mir zielgenau in den Arm.

Geneviéve: „FUCK!!! DAS TUT WEH!!!"

Ich schrie erneut vor Schmerzen und Wataru fackelte nicht lange, rannte präzise auf mich zu und warf mich zurück auf den Boden.

Wataru: „Tut weh oder? Soll ich gleich nochmal?!"

Er drückte mir den kalten Lauf der Waffe an die Stirn und mit ganzer Körperkraft stemmte ich seine Arme zurück.
Das Adrenalin kehrte zurück und ließ in mir erneut die Kraft ansteigen.
Doch nicht nur seine Waffe drückte ich weg, sondern setzte mich dabei gleich noch mit auf, um ihn von mir wegzudrücken.
Dummerweise lockerte sich ein Schuss, der direkt in die Decke ging und dabei den schweren Leuchter traf.
Ich hörte nur wie es klirrte und rollte mich reflexartig zur Seite, während Wataru von dem Kronleuchter getroffen wurde.
Es herrschte eine kurze Stille, bis ich das klägliche Husten von Wataru hörte.

Wataru: „So eine... verdammte... Scheiße...Gen! Gen... ich... Ich gebe... auf... okay... ich bin... erledigt."

Er schien die Waffe von eben wegzuwerfen und hustete so, als würde er grade an seinem eigenen Blut ersticken.
So ein Geräusch kann man unmöglich nachmachen, also stand ich langsam auf und tastete mich an die Wand hinter mir zurück.

Geneviéve: „Geschieht dir nur recht! Elender Wichser! So gut kanntest du dann deine Räume wohl doch nicht!"

Wataru: „Ich habe nicht... damit gerechnet....dass du dich... so massiv wehren würdest. Ich habe mich....verrechnet und nun...steckt mir ein verdammter...Kronleuchter in meinem Bauch."

Geneviéve: „Spüre nun am eigenen Leib, wie sich deine Opfer gefühlt haben müssen! Ich hoffe, du fährst zur Hölle!"



Blinder Eifer führt zu nichts


Ende

Ma belle fleur de lune Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt