Müde und Kaputt

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Wataru: „Warte einen Moment. Ich öffne nur das Schloss. Ich will das ungern so auf dem Flur bereden."

Er schloss die Tür und nachdem diese mehrfach geklickt hat, öffnete er sie und bat mich hinein.
Ich folgte ihm in sein Wohnzimmer, dass mehr einem Archiv voller Fallakten glich, als einem Raum zum wohlfühlen.
Selbst die Wände waren voll mit Datenblättern, Analysebögen und anderem Kriminalpsychologischen Kram.
Er schien wirklich intensiv an seiner Doktorarbeit zu sitzen und das sah man ihm auch an.
Wataru hatte stark abgebaut, seine Augen waren eingefallen mit tiefdunklen Augenrändern und selbst, sein sonst immer perfekt gepflegtes Haar, war stumpf und zu einem Messy Bun hochgesteckt.
Seine Arme waren mit einigen blauen Flecken versehen, also war er mit Sicherheit erneut mit seinem Vater aneinander geraten.
Als er bemerkte, dass ich seine Arme anschaute, zog er die Ärmel seines Shirts herunter.

Er nahm mir den Topf mit Suppe ab und stellte diesen in die Küche.
Danach machte er mir etwas Platz auf seinem Sofa, damit ich mich hinsetzen konnte.

Wataru: „Tut mir leid für den Saustall, Aber ich habe keinen Besuch erwartet."

Geneviéve: „Schon okay. Hätte ich kein Büro bei Izana, dann sähe es bei mir genauso aus haha!"

Wataru: „Du hast es wirklich gut."

An seinem Ton konnte ich deutlich raushören, dass es ihm mehr schlecht als recht ging und es ihm unangenehm war, dass ich ihn so zu sehen bekam.
Doch ich wollte mehr von ihm über Katoka erfahren und das hatte jetzt Vorrang für mich.
Dennoch blieb ich behutsam und fiel nicht gleich mit der Tür ins Haus.

Geneviéve: „Du siehst nicht gesund aus Wataru. Schläfst und isst du denn genug? Ist das wegen Katoka?"

Wataru: „Zum Teil. Ich habe viel mit meiner Doktorarbeit zutun und das nimmt enorm viel Energie. Doch das mit Katoka... das hat mir irgendwie den Rest gegeben. Ich mochte sie wirklich und das tue ich immer noch, aber... sie hatte die Schnauze voll von mir und dass ich grade andere Aufgaben habe, die mich voll in Beschlag nehmen. Ich bin ein wirklich mieser Freund und habe sie total vernachlässigt."

Geneviéve: „Sag sowas nicht! Natürlich ist das echt blöd gelaufen und es gab bestimmt eine Menge Fehlkommunikation, aber wenn du etwas ändern willst, dann musst du darum kämpfen. Katoka ist zwar eine sehr selbstbewusste Frau, aber auch sie will geliebt und vor allem erobert werden. Du hast doch, genau wie ich, noch eine Menge Zeit für die Abgabe der Doktorarbeit, also mach mal eine Pause. Unter dem Druck hat nicht nur eure Beziehung gelitten, sondern auch deine Gesundheit."

Wataru: „Du hast natürlich recht, aber da ist der Haken. Ich habe Katoka selbst versucht zu erreichen, aber sie liest weder meine Nachrichten, noch geht sie bei Anrufen ans Handy. Ich habe sie also das letzte Mal gesehen, als sie mich abgeschossen hat."

Geneviéve: „Verstehe. Wenn nicht mal du einen Anhaltspunkt hast, dann bleibt mir keine Wahl. Ich muss sie als vermisst melden."

Wataru: „Tut mir leid, dass ich dir nicht weiterhelfen konnte."

Geneviéve: „Schon okay. Dafür kannst du nichts. Jedenfalls danke ich dir, dass du mit mir geredet hast. Ich würde dann jetzt wieder losfahren."

Wataru: „Mir hat es gut getan mit dir zu reden. Hoffe dein Freund wird nicht wütend darüber sein, dass du hier warst."

Geneviéve: „Begeistert ist er bestimmt nicht, aber es geht um meine beste Freundin! Ich kann sie nicht im Stich lassen."

Wataru: „Dann bringe ich dich noch zur Tür."

Ich verabschiedete mich von Wataru und verließ das Gebäude auf dem selben Weg wieder, wie ich reingekommen bin.
Langsam wurde ich müde, also fuhr ich direkt zur Polizeiwache von Bezirk 9 in Saitama und meldete Katoka als vermisst.
Vorher schrieb ich noch Inupi, ob er zur Wache kommen kann um mich nach meiner Aussage abzuholen.
Es war weit nach Mitternacht, als ich endlich fertig war und die Wache verlassen konnte.
Vor der Tür stand Inupi und rauchte genüsslich eine.
Als er mich sah, kam er zu mir und nahm mich in die Arme.

Inupi: „Warum warst du hier auf der Wache? Ist etwas passiert?"

Geneviéve: „Katoka ist verschwunden. Niemand weiß wo sie ist und hat sie auch schon länger nicht mehr gesehen. Also habe ich den ganzen Abend alle wichtigen Leute abgeklappert und auch die hatten keine Ahnung wo sie ist. Deshalb habe ich sie als vermisst gemeldet. Katoka würde sonst nie irgendwohin verschwinden, ohne dass jemand etwas davon weiß."

Inupi: „Du bist ganz alleine losgezogen? Dir hätte sonst was passieren können!"

Geneviéve: „Sei mir nicht böse. Ich habe nur furchtbare Angst, dass ihr etwas zugestoßen ist."

Inupi: „Ich bin dir nicht böse. Ich hätte dich doch begleiten können. Sie ist immerhin deine beste Freundin, ist doch nur verständlich, dass du sie finden willst."

Er drückte seine Zigarette aus und fuhr mich mit dem Auto meines Vaters zu sich nach Hause.
Mir sind unterwegs schon die Augen immer wieder zugefallen und ich war froh, als ich mich nur noch duschen brauchte und danach totmüde ins Bett konnte.
Inupi blieb noch ein wenig wach neben mir liegen und spielte mit meinen Haaren.
Das kribbelte so angenehm und ließ mich super schnell einschlafen.




Müde und Kaputt


Ende

Ma belle fleur de lune Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt