107.

213 19 5
                                    

Es war nun eine Woche vergangen. Angie war noch immer nicht aufgewacht, aber zum Glück waren sonst keine Zwischenfälle mehr eingetreten. Klar gab es Verschlechterungen mancher Werte oder sonstigem, aber nichts wirklich bedrohliches.

Clara war anfangs total erschrocken gewesen und hatte den ganzen Tag über geweint. Allerdings hatten wir beide dann zusammengehalten und hatten ihr Sachen erzählt oder sonst mit ihr gesprochen. Morgens wurde sie von German gebracht und abends wieder abgeholt. Sie hatte zwar auch erst hier bleiben wollen, aber hatte dann verstanden das sie nachts ruhe brauchte und tagsüber Viel mehr von ihr hatte.

Einige Bilder lagen bereits auf dem kleinen Tisch am Fenster. Clara hatte sich so einiges einfallen lassen. Meine kleine war zuversichtlich das Angie wieder aufwachen würde und zweifelte absolut keine Sekunde daran. Ich bewunderte sie wie tapfer sie war. Ich weiß nicht wie oft sie mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hatte, wo ich eigentlich nur hätte weinen können.

Mir ging es schrecklich. Ich hatte Angst. Angst sie zu verlieren und ohne sie leben zu müssen. Ein wenig Aberglaube kam auch noch dazu. Maria war gestorben als Violetta fünf Jahre alt war. Durch Manuel. Dieser hatte Angie nun ebenfalls ins Krankenhaus befördert und Clara war fünf Jahre alt... Allerdings hatte Manuel ja auf mich gezielt, was so gar nicht in das Bild passte.

Ich fragte mich nur immer was er von uns wollte. Er wollte sich an Angélica rechen, da sie Angies Vater gewählt hatte und nicht ihn. Aber was hatte Angie damit zu tun und warum wollte er unser aller Tod, nur weil er Angélica nicht bekommen hatte?

Angélica war extra angereist und kam ebenfalls jeden Tag her um sie zu besuchen. Sie machte sich schreckliche Vorwürfe und war nervlich völlig am Ende. Angie war alles was sie noch hatte, wenn sie starb, würde sie das nicht verkraften... Violetta, Ludmila und Fede waren auch jeden Tag ein, zwei Stunden da gewesen, wollten uns allerdings nicht stören und waren deswegen immer nur so kurz dagewesen.

Ich war fertig mit den Nerven. Ich hatte die letzten Nächte kaum geschlafen, eher gar nicht und wenn dann nur sehr unruhig und mit wüsten Alpträumen. In einer Stunde würde German Clara bereits wieder bringen. Das Frühstück stand noch immer auf dem Tisch, allerdings hatte ich keinen Hunger. Wie schon die gesamte Woche nicht.

Jeden Tag aufs neue ließ ich das Essen stehen, da ich einfach nichts runter bekam. Der Arzt hatte mir bereits eine Kanüle gelegt, worüber ich quasi künstlich ernährt wurde. Ich seufzte und strich Angie sanft übers Haar. Sie sah so friedlich aus, aber doch so verletzlich.

P: Ich wünschte so sehr du würdest aufwachen... Ich halte es langsam nicht mehr aus... Ich möchte dir in die Augen schauen können und dir sagen das ich dich liebe... Dich so zu sehen tut mir in der Seele weh. Zu wissen nichts tun zu können, damit es dir besser geht...

Ich würde alles dafür tun... Sie war mein ein und alles. Alles was ich wollte war sie zurück zu bekommen. Sanft fuhr ich ihren wangenknochen entlang und seufzte leise. Plötzlich kam alles wieder hoch. Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und floss mir die Wange herunter. Ich wollte doch nur das sie die Augen öffnete... Mich ansah und sagte das es ihr gut ging, das alles gut werden würde und sie mich liebte... Ich wollte ihr sagen, dass ich sie liebte. Immer mehr Tränen liefen mir die Wange herunter. Ich wollte nicht ständig in Tränen ausbrechen, aber wenn ich sie dann wieder so da liegen sah ging es nicht anders. Ich hatte vor kurzem erst meine Eltern verloren und jetzt lag Angie hier... Zwei Mal hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen Sie war insgesamt vier einhalb Minuten Tod gewesen. Ich konnte nicht mehr. Ich hielt das nicht mehr aus. Was wenn sie nicht mehr aufwachte? Was wenn sie starb? Wie sollte ich denn ohne sie leben? Ich hatte meinen Kopf auf ihr Bein gelegt, damit ich mein Gesicht verbergen konnte. Auf einmal hörte ich einige laute und als ich aufsah, sah ich das Angie langsam zu sich kam. Ihre Augen öffneten sich, aber wurden direkt wieder geschlossen.

P: Angie....

Rief ich und strich ihr erneut übers Haar. Sie stöhnte etwas gequält auf und blinzelte erneut heftig.

P: langsam. Ganz ruhig...

A: Pablo...?

P: Ich bin hier mein Schatz. Alles wird gut

Diesmal liefen mir Tränen der Freude die Wange herunter, während ein unglaubliches Glücksgefühl mich durchströmte. Ich drückte sanft ihre Hand und strich ihr weiter übers Haar. Sie versuchte gleich nochmal die Augen zu öffnen und schaffte es dieses Mal sie offen zu halten.

P: Angie... Meine Angie... Du bist wach!

A: Pablo...

Murmelte sie schwach und versuchte sich aufzusetzen.

P: Nein bleib liegen mein Schatz. Du musst dich noch ausruhen... Ich bin ja hier...

Ich drückte sie vorsichtig zurück und küsste sie sanft, aber lange auf die Stirn.

A: was ist passiert Pablo? Ich weiß nur noch.... Manuel... Er.. Er wollte dich erschießen...

P: du hast dich vor mich geworfen... Du bist bewusstlos geworden und bist hier hin... Dir wurde im OP die Kugel entfernt und versorgt. Seit dem liegst du hier...

A: wie..Wie lange war ich weg?

P: etwas über eine Woche...

Murmelte ich und malte kleine Kreise auf ihren Handrücken.

A: solange?

P: Das ist jetzt egal.. Du bist wach das ist alles was zählt...

Noch immer liefen die Tränen meine Wange herunter und ich zitterte auch leicht, vor Erleichterung. Sie war wach. Angie war wach!

A: wieso war ich denn solange weg? Das war doch nur ein Schuss...

P: nur ein Schuss ist gut Maus... Aber ich weiß nicht was los war... Ich hab mir solche sorgen gemacht...

A: gab es denn Probleme?

Fragte sie immernoch schwach und ihre Stimme war auch noch sehr kratzig.

P: ruh dich erstmal... Darüber kann man später reden. Du brauchst ruhe

A: Pablo was ist passiert nun sag schon. So reagierst du doch sonst nicht...

Ich wusste nicht ob ich es ihr wirklich sagen sollte.. Sie war gerade erst aufgewacht... Ich wollte sie nicht unnötig aufregen..

A: Komm schon Pablo...

Ich seufzte leise und drückte ihre Hand fester.

P: Als du im OP warst... Da...Da hattest du einen herzstillstand... Es ist alles gut gegangen, aber danach als ich gerade zu dir durfte... Da ist dein Herz erneut stehen geblieben...

Sie sah mich geschockt an.

A: was heißt das?

P: du warst vier einhalb Minuten Tod!

Angie's World 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt