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Die letzte Woche war mir wie ein Jahr vorgekommen... Die ganze Zeit nur im Bett liegen und von diesem furchtbaren Essen hatte ich auch genug. Mir ging es deutlich besser. Klar war ich immer noch geschwächt, konnte keine schwereren Sachen tragen und laufen war nur über kurze Distanzen möglich, aber wenigstens durfte ich heute endlich wieder nach Hause. Das wurde ja auch mal Zeit! Pablo würde ab morgen wieder arbeiten gehen, was die Kids riesig freute. Sie waren wirklich unzufrieden im Studio momentan. Violetta hatte sogar gesagt, dass sie wenn ich nicht bald zurück käme das Studio verlassen würde und sie im Moment nicht zum Gesangsunterricht ging, da Milton einfach unausstehlich war und ich die einzigste war bei der sie diesen haben wollte. Ich hab ihr mehrfach gesagt, dass das keine Lösung war, aber sie hatte nunmal den Dickschädel ihres Vaters. Als auch Antonio gesagt hatte, dass es auf Grund der Umstände schon in Ordnung sei und es für Violetta lediglich eine schwere Zeit wäre, hatte ich mich geschlagen gegeben. Gleich hatte ich noch eine letzte Untersuchung und dann durfte ich nach hause. Ich würde zwar auch dort noch nicht viel machen können, aber ich hatte meine Familie rund um die Uhr bei mir und Zuhause war einfach Zuhause! Ich lag leicht aufgesetzt in meinem Bett und beobachtete Pablo dabei, wie er meine Tasche packte und die letzten Sachen zusammen suchte.

P: so das müsste alles sein oder hab ich irgendwas vergessen?

I: Jap

Grinste ich und streckte die Hand nach ihm aus.

I: mir einen Kuss zu geben!

Er lachte leise und setzte sich zu mir auf die Bettkante.

P: Das tut mir leid Maus. Aber das können wir ja jetzt nachholen

Er zwinkerte mir grinsend zu und legte seine Lippen auf meine, bevor ich auch nur in der Lage war zu antworten. Vermutlich wusste er, ich hätte ihn sonst damit aufgezogen. Genießerisch schloss ich die Augen und erwiderte den gefühlvollen Kuss. Als es plötzlich an der Tür klopfte fuhren wir auseinander, woraufhin keine Sekunde später der Arzt den Raum betrat. Ich seufzte leise. Ein letztes mal und ich hatte es erstmal geschafft.

A: so wie geht es Ihnen denn?

I: gut

Antwortete ich wahrheitsgemäß und setzte mich vollständig auf. Ich ließ die Untersuchungen über mich ergehen und fieberte dem Ende hin. Schneller als erwartet war ich bereits fertig und es sah auch alles ganz gut aus. Zufrieden lächelte ich vor mich hin und freute mich wirklich auf zu Hause.

A: gut. Es dürfen keine schweren Dinge getragen werden, nicht zu lange Strecken gegangen werden, nicht überanstrengen und bitte gehen sie es langsam an. Arbeiten ist natürlich noch keine Option ich denke mal zwei Wochen schonen ist akzeptabel

I: was?

Fragte ich entsetzt. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Ich wollte doch zurück ins Studio, die Kids wiedersehen und sie endlich erlösen von dem, was sie mir geschildert hatten. Ich übte ja auch keine harte Arbeit aus, sondern saß nur vor der Klasse und unterrichtete sie. Am liebsten würde ich sofort ins Studio gehen...

A: je nach dem wie sie sich erholen vielleicht auch noch ein wenig länger. Machen Sie sich darum keine Sorgen...

I: Warum soll ich denn so lange Zuhause bleiben? Mir geht's doch besser und ich arbeite ja auch nicht in einem Bergwerk oder so...

P: Angie! Du musst dich noch schonen du hast wirklich harte Zeiten hinter dir, jetzt übertreib es nicht direkt. Du kannst ja bald wieder arbeiten

A: es gibt also wirklich noch Menschen die gerne arbeiten gehen. Normalerweise wollen die Leute immer ein paar Tage mehr frei, als sie eigentlich müssten.

I: ich liege hier doch schon über zwei Wochen... Wie lange soll ich denn noch warten?

A: Also die zwei Wochen auf jeden Fall. Ich denke aber mal das sie sich schnell erholen werden, dann klappt das schon

Ich seufzte frustriert. Ja es gab wirklich noch Menschen, die gerne arbeiten gingen. Ich wollte nicht noch zwei Wochen Zuhause liegen und nichts tun.

A: gut jetzt müssen sie nur noch unterschreiben und dann können Sie nach hause

Ich nickte und unterschrieb schnell. Der Arzt verschwand mit dem üblichen Abschiedsworten und ließ uns in Ruhe alles fertig machen. Pablo nahm meine Tasche in die eine Hand und legte mir seinen anderen Arm um die Hüfte. So verließen wir das Krankenhaus und liefen zusammen zum Auto. Ich spürte das leichte ziehen im Bauch von der Narbe, aber es störte mich nicht weiter. Ich war wirklich geschwächt und die Strecke zum Auto war, obwohl sie nicht wirklich lang war, echt anstrengend für mich. Auch wenn ich es nicht eingestehen wollte, waren die zwei Wochen anscheinend nötig. Ich seufzte frustriert, als ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ und mich anschnallte. Ich wollte doch nur endlich wieder normal leben. Das schlimmste war ja immer noch, dass Manuel irgendwo frei herum lief. Auch wenn es im Ausland war. Er war immer noch da und er würde nicht aufgeben bis er bekam was er wollte. Wenige Minuten später parkte Pablo das Auto vor dem Haus und grinste mich an.

P: na dann los. Endlich Zuhause

I: Das kannst du laut sagen

lächelte ich ihn an. Zusammen stiegen wir aus dem Auto und gingen zur Haustür, nachdem er meine Tasche aus dem Kofferraum geholt hatte. Das Geräusch des Türschlosses war wie Musik in meinen Ohren. Lächelnd betraten wir das Haus und blieben nach einigen Metern bereits wieder stehen. Meine Familie, Mamá und einige aus dem Studio standen im Wohnzimmer und wanken uns zu.

G: willkommen Zuhause!

Grinste German und lächelte.

Cl: Mamá!

Rief sie strahlend und stürmte von Gregorios Schoß auf mich zu. Ich ließ die Jacke, welche ich in der Hand gehalten hatte los und ließ mich auf die Knie fallen, um sie in die Arme schließen zu können.  Ich hätte sie leider nicht hochnehmen können, aber das war gerade mein kleinstes Problem. Schließlich kuschelte sie sich gerade an mich, während ich sie sanft an mich drückte. Jetzt war ich wirklich Zuhause. Bei meiner kleinen  Tochter, die ich nun endlich wieder in den Armen halten konnte, ohne an irgendwelchen Geräten angeschlossen zu sein. Ihre langen blonden Locken kitzelten mich im Gesicht, als ich mein Gesicht über ihre Schulter legte. Sie hatte mir so gefehlt und das obwohl sie jeden Tag bei mir war. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben sollte. Aber wozu auch? Ich hatte sie ja jetzt wieder bei mir!

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