01- McArsch

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„Sicher, dass du nicht noch mit zum Training kommen willst?"
„Ja, ich bin mir sicher. Ich gehe jetzt ins Sunshine. Da kann ich mich umziehen und gleichzeitig etwas helfen.", lächele ich meine beste Freundin an, die ihre große Sporttasche schon in der Hand hält.
„Ok, dann sehen wir uns morgen", sagt auch sie mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor sie mir zu winkt und in der großen Sporthalle verschwindet. Ich muss schmunzelnd den Kopf schütteln, bevor ich meinen Weg fort setze.

Kurz bleibe ich an der Bushaltestelle stehen, um zu sehen, was ich schon befürchtet habe. Der Bus ist natürlich ohne mich gefahren. Da muss ich wohl laufen. Zum Glück ist es nicht so weit, denke ich erleichtert.

An der Ampel muss ich kurz warten, da sie rot zeigt. In der Zeit versuche ich meinen IPod aus meinem Rucksack zu holen, was nicht so leicht ist, wenn man zu faul ist, diesen vom Rücken zu nehmen.
Mittlerweile ist es schon grün und ich halte meinen IPod in meinen Händen, jedoch fehlen mir nun meine Kopfhörer.
Ich muss einmal laut und frustriert ausatmen, bevor ich über die Straße gehe und weiterhin versuche, die Kopfhörer aus meinem Schulrucksack zu fischen.
Ich liebe die Musik. Ich könnte sie den ganzen Tag über hören. Ein Freifahrtschein zum Abtauchen in eine andere, bessere Welt. Wenn ich traurig bin, spüre ich die Gefühle der Sänger und wenn ich glücklich bin, bin ich in meinen Augen die beste Sängerin.

Ich habe heute das Gefühl, dass ich zu sehr in Gedanken versinke. Denn ich werde von quietschenden Autoreifen aus meiner Trance gerissen und verliere auf grunddessen und der Tatsache, dass mein Fuß plötzlich höllisch schmerzt, mein Gleichgewicht. Der Tag ist verflucht.
Die Straße besteht zu meinem Pech leider nicht aus Gummi, weshalb ich unsanft mit ihr kollidiere.
Aber eine Straße aus Gummi wäre schon witzig.

Während ich meine Augen zusammen kneife, da das Sonnenlicht blendet, höre ich wie eine Autotür zugeknallt wird und gleichzeitig jemand genervt seufzt.
Aber dann ist es für eine ganze Weile still, nur die fahrenden Autos in der Nähe sind zu hören. Verdreckte Welt. Man hört noch nicht einmal das Zwitschern der Vögel.

„Willst du vielleicht aufstehen oder weiter über Gott und die Welt nachdenken?!", fragt er plötzlich mit genervter Stimme, weshalb ich augenblicklich meine Augen weit aufreiße.
So schlimm kann es mein Schicksal nicht mit mir meinen. Das ist nur Einbildung.
Mein Kopf hat scheinbar doch mehr abbekommen, als ich gerade noch vermutet habe.
Ich starre, wie zu vor, durch die Gegend, da ich Dylan nur halluziniere. Ich halluziniere!

„Steh auf!"
Das ist vielleicht doch kein Traum- es wäre dann wahrscheinlich auch eher ein Albtraum- denn Dylan McGowan steht wirklich vor mir und hat mich gerade angefahren! Und jetzt verlangt er auch noch, dass ich von alleine aufstehe?! Der spinnt doch!
Aber da ich mich nicht traue, etwas zu sagen, muss ich mich wohl unter Schmerzen aufrappeln.

Als ich für einen kurzen Augenblick aufschaue, sehe ich McArsch wie er sich an seinem Auto anlehnt und mich nicht aus den Augen lässt, weshalb ich schnell wieder auf meine Fußspitzen gucke.
Nein, warum sollte er mir auch helfen?!
Kurz nachdem ich es geschafft habe, gerade zu stehen, dreht sich plötzlich alles. Jedoch habe ich nach ein paar Sekunden wieder freie Sicht auf Dylan, der nun sein Auto begutachtet.
Alles klar, er muss Prioritäten setzen.
Ich sehe mich in der Straße vor der Schule um, nur damit ich mir das nicht länger ansehen muss.
Jedoch muss ich jetzt auch überlegen, wie ich nach Hause komme, denn mein Fuß schmerzt doch ganz schön. Es ist immer noch ganz ruhig zwischen uns, bis er nach gefühlten Stunden wieder seinen Mund öffnet.
„Du hast Glück. Am Auto kann man nichts erkennen."
Das hat er nicht gesagt?! Was glaubt er eigentlich wer er ist?! Gott höchst persönlich oder was? Auch wenn er so aussieht, heißt das nicht, dass er sich auch so benehmen darf. Diese hellbraunen Haare, die nur danach schreien, verwuschelt zu werden. Diese schokobraunen Augen, die normalerweise eine gewisse Wärme ausstrahlen und sein-Stopp! Falscher Gedankengang.

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt