38-Orangensaft im Sektglas

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Storm-Ruelle

„Bevor wir jetzt auf unsere bereits gesammelte Geldsumme anstoßen, würde ich gerne vier junge Herren auf die Bühne bitten. Wahrscheinlich wird es für euch ungewohnt sein zu viert auf der Bühne zu stehen und nicht zu singen. Ich bitte um kräftigen Applaus für die ehemalige Band ‚No Name', für Ben, Alex, Tim und Finn!", werden wir plötzlich in unserem Gespräch über die totlangweiligen Aktienmärkte unterbrochen.
Ich habe auch nicht wirklich am Gespräch teilgenommen, denn davon habe ich sowieso keine Ahnung.

Ich bin ehrlich, wenn ich euch sage, dass ich nur mit einem halben Ohr zuhöre, denn etwas anderes lockt meine Aufmerksamkeit. Ich würde die Rede, die Papa uns immer wieder vorgetragen hat, auch nicht zum ersten Mal hören, weshalb ich nachher auch nicht mit schlechtem Gewissen dasitzen muss. Doch da Dylan aufmerksam der Rede lauscht, erlaube ich es mir ihn mir noch einmal anzusehen. Er hat sein dunkelblaues Jackett geöffnet, als er sich hingesetzt hat, weshalb man durch sein leicht transparentes weißes Hemd die Anzeichen eines Sixpacks erkennen kann und man mir somit noch mehr Fantasien in mein kleines Köpfchen einpflanzt.

Meine Augen wandern langsam etwas höher, entlang seines Halses hin zu seiner Kinnpartie und seinen markanten Wangenknochen, die von jedem Mädchen angehimmelt werden.
Seine vollen Lippen glänzen in einem zarten Rosé und mir stellt sich unweigerlich die Frage, ob er sie in irgendeiner Weise pflegt.
Plötzlich blitzen strahlend weiße Zähne hervor und für einen kurzen Moment schaue ich wieder nach vorne, doch schon nach zwei Sekunden dreht sich mein Kopf wieder in Dylans Richtung.

Papa beendet seine Rede ohne dass ich es mitbekomme, da ich immer noch in die schokobraunen Augen meines Gegenübers starre.
Als dieser dann auf einmal auch in meine Augen sieht, bemerke ich, dass meine Wangen anfangen, sich zu erhitzen.

Dylans Lächeln wird noch breiter, da er zu wissen scheint, dass ich ihn angestarrt habe.
Dieses Lächeln bringt mich noch viel mehr in Verlegenheit und beschert mir gleichzeitig ein wohliges Kribbeln in meinen Armen.

Ich weiß selber nicht warum ich ausgerechnet für ihn diese Gefühle entwickeln musste, denn im Inneren weiß ich ganz genau, dass es zwischen uns nie zu einer Beziehung kommen wird. Auch, wenn ich es mir immer vorstelle.

Viel zu spät bemerke ich, dass alle aufgestanden sind, um zu applaudieren, weshalb ich mich schnell hinstelle und zu verstehen versuche, warum jetzt alle aus dem Häuschen sind.
Ich kann erkennen, dass Papa und auch die anderen Medaillen in den Händen halten und bevor ich es realisieren kann, sind sie auch schon wieder von der Bühne runter.

Jetzt habe ich doch ein schlechtes Gewissen, aber ich hatte halt etwas Interessanteres gefunden. Ich schaue noch einmal zu Dylan und stelle fest, dass er mich immer noch ansieht. Vielleicht geht es mir ja nicht alleine so.

Als ich das nächste Mal auf meine Uhr schaue, stelle ich fest, dass es schon relativ spät ist. Ich habe wahnsinnige Kopfschmerzen und die Dolormin, die ich mitnehmen wollte, liegt auf dem Küchentisch. Einsam und verlassen.

Dylan und meine Brüder haben sich eine Gruppe weiblicher und junger Prominenter angeschlossen, während ich immer noch an gleicher Stelle stehe und ab und zu den Gesprächen der Erwachsenen lausche.

Da diese aber nicht ganz so interessant sind, entscheide ich mich ein wenig nach draußen zu gehen und der kühlen Nacht Gesellschaft zu leisten. Ich entschuldige mich höflich bei den Anwesenden und gehe mit einem zustimmenden Nicken von Mama nach draußen.

Die dicke Eisentür wird mir von einem Security Mitarbeiter aufgehalten, als man bemerkt, dass ich an die frische Luft möchte.
Eine leichte Gänsehaut überzieht meine Arme, als der Wind mir ins Gesicht pustet.

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt