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Back to beautiful-Sofia Carson

„Und du glaubst wirklich, dass er nichts sagen wird?", fragt mich Lia zum gefühlt tausendsten Mal, wobei ich selbst keine Ahnung habe.
„Hoffen wir es!", murmele ich und verstaue schnell meine Bücher im Schrank.

Mit meinem Portemonnaie in meiner Hand laufe ich neben meiner besten Freundin in Richtung Mensa.

Sie ist heute nur auf dieses Thema fokussiert und ist sonst relativ still. Ich weiß auch nicht, was mit ihr heute nicht stimmt. Aber es kann auch einfach am Montag und an den vielen Klausuren liegen.

„Und was machst du, wenn er es deinen Brüdern erzählt?"
„Ich will gar nicht drüber nachdenken. Können wir vielleicht das Thema wechseln?"
„Sicher. Ich will nur, dass du-wir vorbereitet sind."
Ich nicke. Ich weiß, dass sie es nur gut meint, aber trotzdem würde ich viel lieber über andere Dinge reden.

„Das Wetter soll jetzt wieder besser werden. Auch wenn ich den Regen mag, kann ich ihn nicht länger als einen Tag sehen."
„Willst du jetzt wirklich übers Wetter reden?", lacht mich Lia aus.
Ihr Lachen ist so ansteckend, dass wir beide immer noch laut lachend die Cafeteria betreten.
Keiner kann nachvollziehen, was wir so witzig finden, was das Ganze noch amüsanter macht.

„Dann schlag was anderes vor. In letzter Zeit haben wir nur über mein Leben geredet. Ich weiß gar nicht, was bei dir so passiert ist."
„Nicht wirklich viel!", antwortet sie wage.
„Das sind mir zu wenig Details!", schmolle ich. Sie weiß haargenau, was ich in der letzten Woche gemacht habe, wobei ich nur weiß, wann sie mit mir telefoniert hat.

„Gleich. Lass uns erst einmal etwas zu essen bestellen.", blockt sie ab und dreht sich in Richtung der Essenausgabe.
-
Als ich dann auch mein Essen bekommen habe, laufen Lia und ich in Richtung der vielen Schüler und halten Ausschau nach einem freien Tisch.
In unserer Mittagspause ist hier immer das totale Chaos.
Man könnte meinen, dass alles ruhiger abläuft, da wir uns hier in einer Senior High School befinden. Doch es ist noch schlimmer als auf der Junior High.

Wenn aber dann etwas Interessantes passiert, verbreitet es sich wie ein Lauffeuer.
Wenn in einem Moment alles laut ist, ist im nächsten Moment alles still. Und das nur, weil eine wichtige Person etwas zu sagen hat.

So wie in diesem Fall Dylan, der nun die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Lia und ich werfen uns einen kurzen Blick zu, laufen jedoch weiter um nicht aufzufallen.

„Ich hatte am Freitag ein echt interessantes Date", höre ich Dylan sagen, wobei seine Stimme in der ganzen Mensa zu hören ist.
Was er zu sagen hat, sollte hier niemand erfahren. Er darf nicht weiter gehen.

Ich kann nur den Rücken von Lucas und Toby erkennen, da sie gegenüber von Dylan sitzen.
Jedoch schaue ich einen kurzen Augenblick in die Augen von McArsch und lege all meine Verzweiflung hinein. Doch in seinen erscheint nur ein kurzes Glitzern.

„Solltet ihr jetzt nicht fragen mit wem?", schmollt er.
Nein solltet ihr nicht! Bitte fragt nicht nach.
Jeder hängt an den Lippen von dem sonst so stillen Dylan.
Ich höre wie Toby genervt und mit vollem Mund antwortet.
„Mit wem?"
„Ihr müsstet sie sogar kennen.", erwidert McArsch begeistert und mit einem falschen Grinsen auf den Lippen.
Lia und ich sind mittlerweile stehen geblieben, da wir keinen freien Platz gefunden haben.

„Sagt euch der Name ‚Zoe' etwas?"
Ich sehe panisch zu Lia, da ich nicht weiß, was ich machen soll. Ich würde am liebsten einfach nur alleine sein und heulen. Es kann doch nicht sein, dass das jetzt hier so ausgeht?!

Diesmal kann ich Lucas hören, der ziemlich genervt klingt. Obwohl ich glaube, dass gerade er schon eine Ahnung hat.

„Der Name Zoe ist nicht ganz ungewöhnlich!"
„Gut dann helfe ich euch auf die Sprünge. Ich hatte ein wirklich tolles Date mit eurer Schwester!"

Man kann hören, wie jeder in diesem Raum die Luft anhält, wohingegen Dylan ein gewinnendes Lächeln trägt.

„Erzähl keinen Scheiß!", versucht Toby noch zu retten, was zu retten ist, da Lucas schon aufgesprungen ist.
Doch der braunhaarige will scheinbar dem Ganzen noch die gewisse Schärfe geben.
„Da vorne steht sie ja! Hi Zoe!", nickt er mir zu, weshalb sich die Köpfe aller Anwesenden in meine Richtung drehen.
Ich jedoch schaue nur aus großen Augen in seine.

Das kann einfach nur ein Albtraum sein! Mein Blick wandert kurz zu meinen Brüdern, die mich aus einer Mischung aus Schock und Wut anstarren.
Und dann geht alles ganz schnell. Lucas holt aus und schlägt Dylan mitten ins Gesicht.
Dieser fällt rückwärts von der Bank und bevor er sich schnell wieder aufrappelt, ist Lucas schon wieder bei ihm.
Genauso wie Toby, der sich neben unseren Bruder stellt.
Jedoch stehen beide mit dem Rücken zu mir, sodass ich nur von den Geräuschen her vermuten kann, dass sich das ganze gleich in eine wilde Prügelei entwickelt.

Ich schaue wieder panisch zu Lia, die die ganze Situation auch nicht in Worte fassen kann.
Die Außenstehenden sitzen immer noch ruhig auf ihren Plätzen oder stehen im Weg und warten, dass es noch spannender wird.
Ich kann Dylan erkennen, wie er meine Brüder provozierend angrinst. Er legt es wirklich darauf an!
So schnell wie möglich stelle ich mein Tablett auf irgendeinem Tisch ab und versuche mich durch die ganzen Leute zu drängen.
Lia scheint auch ihren ersten Schock verdaut zu haben, da sie mir erstaunlich schnell folgt.
Sie scheint zu wissen, was ich vorhabe, denn sie geht schnurstracks auf Toby zu. Während ich Lucas im Visier habe.

Die beiden dürfen ihn ruhig ein anderes Mal verprügeln, aber nicht hier auf dem Schulgelände, wo sie einen Schulverweis kassieren könnten.
Und dafür sitzen hier genug Menschen, die mit solchen Nachrichten super schnell zur Zeitung gehen würden.
Als ich bei den Dreien angekommen bin, hat Lucas bereits Dylans Kragen gepackt, doch Dylan besitzt noch so viel Mumm ihm irgendwelche Vorwürfe ins Gesicht zu spucken.

„Ach sollte keiner wissen, dass sie eure Schwester ist? Ist sie euch etwa peinlich?", fragt Dylan noch mit lauter Stimme, damit es auch die ganze Mensa mitbekommt. Er soll aufhören, scheiße zu labern!

Langsam berühre ich die Schulter meines Bruders, um ihn zu beruhigen und um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Doch diese Aufmerksamkeit beschränkt sich nur auf maximal drei Sekunden.

„Lucas, lass ihn bitte los! Er hat es nicht verdient, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Er ist es nicht wert, ihn hier zu verprügeln!", senke ich meine Stimme, da ich nicht will, dass jeder hier mitbekommt, was ich sage. Aber das ist bei der Stille hier unmöglich. „Halt dich daraus, Zoe!", brummt er sauer. Wobei ich nicht weiß, ob seine Wut an mich oder McArsch gerichtet ist.
Von Toby kann ich nichts mehr sehen, da Lia ihn wahrscheinlich aus der Menge gezogen hat.

„Muss dich deine kleine Schwester jetzt auch noch vor bösen Jungs beschützen?!",grinst er und ich kann es einfach nicht fassen. Ich habe gedacht, dass ich am Freitag eine seiner wahren Seiten gesehen habe, aber das war alles nur gespielt.
Dylan wollte mich wirklich nur ins Bett bekommen! Ich muss mich kurz schütteln, als der Eckel mich überkommt.

„Halt die Fresse du Bastard!", knurrt Lucas und ich habe Angst, dass er gleich wirklich noch einmal ausholt und McArsch K.O. schlägt, nur weil er seine Klappe nicht halten kann.
Lucas schubst Dylan nach hinten zurück, was für mich ein Signal ist, zwischen die Beiden zu treten, damit ich meinen Bruder besser kontrollieren kann.
Doch so schnell wie ich auch dazwischen trete, werde ich auch wieder zurück geschleudert.

Fast gleichzeitig geht ein lautes Raunen durch die Mensa, weshalb ich mich einmal umschaue und bemerken muss, dass mich alle anstarren. Selbst mein Bruder sieht mich aus großen Augen an und ich kann nicht verhindern, dass sich meine Stirn in Falten legt.

„Was?", flüstere ich verwirrt, als ich bemerke, dass mir etwas in den Mund läuft.
„Oh Gott, Zoe!"
Lucas kommt einen Schritt auf mich zu, als ich meine Hand hebe, um zu schauen, was da in meinem Gesicht ist.

„Nicht! Du kannst-"
Ich schaue auf meine Hand und stocke.
„-kein Blut sehen!", beende ich flüsternd den Satz meines Bruders, als ich schon bemerke, dass ich meine Augen verdrehe.

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt