》How to save a life- The fray《
Während ich immer weiter laufe und alles um mich herum ignoriere, fällt mir auf, dass ich immer laufe, wenn ich sauer oder traurig bin.
Meine Gefühlslage jetzt zu beschreiben, ist schwierig. Eine Mischung aus Wut, Trauer und auch Erleichterung. Einerseits bin ich fassungslos, weil Henry keinerlei Reue gezeigt hat. Andrerseits heule ich, weil ich weiß, dass auch ich Schuld an Liams Tod habe. Und dann bin ich einfach nur noch erleichtert, jetzt mit alldem abschließen zu können. Keine Ahnung warum mir das gerade so wichtig ist. Vielleicht will ich endlich einen Neuanfang.
Gerade als ich um die nächste Häuserecke gehen will, höre ich meinen Namen so erstaunt rufen, sodass ich einfach stehen bleibe. Wie als hätte jemand Pause gedrückt. Dass mich jemand in dieser Gegend kennt und mich anspricht, ist doch sehr verwunderlich.
Ich überlege gar nicht erst, als ich mich umdrehe, um dann direkt in das Gesicht von Dylan zusehen. Was macht er denn hier?
„Was suchst du denn hier?", ruft er mir skeptisch zu, als er auf mich zu gelaufen kommt.Ich wische mir schnell und grob meine Tränen weg, bevor ich ihm wieder in die Augen gucke.
„Könnte ich dich das nicht auch fragen?" Meine eine Augenbraue wandert ein Stückchen nach oben, während ich meine jetzige Verfassung zu überspielen versuche.
„Hast du geweint?", ignoriert auch er meine Frage.Ich drehe mich wieder um und fahre mir noch einmal über die Augen, bevor ich weiter gehe. Ich will mich nicht erklären müssen, jedoch werde ich am Weitergehen gehindert.
„Bist du alleine hier?", fragt er mich weiter. Ich nicke leicht und zögerlich, da ich nicht weiß, was ich antworten soll, wenn er mich wieder fragt, was ich hier mache. Doch er reagiert anders, als ich dachte. Dylan legt einen Arm über meine Schulter und zieht mich in die entgegengesetzte Richtung.
„Ich bringe dich nach Hause.", antwortet er auf meinen fragenden Blick. Ich will mich wehren, doch ich merke schnell, dass ich jetzt keine Kraft dafür habe.Erst als wir zusammen in seinem Auto sitzen und wir den Ort verlassen, realisiere ich, dass das jetzt alles ein Ende hat. Dass ich Henry nie wieder sehen muss.
Fast augenblicklich stürzen seine gesagten Sätze auf mich wie eine Welle ein. Diese Welle ist so riesig, dass ich die Tränen gar nicht mehr zurück halten kann.
Sie kommen zwar leise, sind jedoch kaum auf zuhalten, weshalb sie relativ schnell von Dylan bemerkt werden.
Es ist nur ein kleiner Seitenblick und doch kann ich an seiner Haltung merken, dass er nicht weiß, was er machen soll.„Kannst du-kannst du mich vielleicht zum Santa Ana River bringen?", frage ich und versuche, dass meine Stimme nicht zittert.
Da ich aus dem Fenster schaue, bemerke ich nur seinen misstrauischen Blick, der eindeutig auf mir liegt, bevor ich ihn ein unverständliches ‚Ja' murren höre.
Es klingt nicht unfreundlich, sondern einfach nur misstrauisch.Der Beutel, in dem das Messer von Henry liegt, halte ich in meiner zitternden Hand. Aber ich habe es schon viel zu lange in meinem Zimmer versteckt.
Damals habe ich es verschwiegen, da es als Beweisstück gesucht wurde, doch ich konnte einfach nicht loslassen. Es ist das Einzige was mir von Liam geblieben ist.„Hör mal Zoe, es tut mir wirklich leid, dass ich dich vor der ganzen Schule habe auffliegen lassen. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Vielleicht war ich sauer, weil du es mir nicht erzählt hast oder irgendwie enttäuscht, weil deine Brüder es nicht getan haben. Ich meine, ich kenne sie jetzt unfassbar lange und doch haben sie es mir nie gesagt!", entschuldigt Dylan sich ehrlich.
Bei dem Gefühlschaos heute, brauche ich einen weiteren Streit nun auch nicht, weshalb ich einfach nur verständnisvoll nicke.
Für ihn muss es ja auch schwierig gewesen sein, denn meine Brüder haben ihm jahrelang etwas verheimlicht.
„Du verzeihst mir?", fragt er mich überrascht, weshalb ich abermals nicke, denn zu mehr bin ich nicht in der Lage.
„Bin ich erleichtert. Aber ich muss da glaube ich nochmal mit Toby und Lucas drüber reden", murmelt er, bevor wir unser Gespräch auch wieder beenden und ich mich der Stille zuwenden kann.Ich merke, wie der Wagen zum Stehen kommt und kann den Parkplatz des Fastfood Restaurants erkennen.
Er hat mich tatsächlich hier her gebracht. Ich steige langsam aus und schließe die Tür leise, bevor ich auf die Brücke zulaufe.
Ich höre Dylan zwar hinter mir meinen Namen rufen, laufe jedoch einfach weiter.Es kommen mir relativ viele Leute entgegen, denen ich ausweichen muss, doch das stört mich nicht. Ungefähr in der Mitte der Brücke bleibe ich stehen und lehne mich leicht über das Gelände. Ich atme die klare Luft, die mir der Wind bringt, tief ein, was mein Herz ein klein wenig beruhigt.
Doch erst nach weiteren zwei Minuten bewege ich mich und hole das handliche Messer aus dem Beutel.
Mich wundert es, dass Dylan mir das Messer nicht aus der Hand reißt, doch ich lasse mich auch nicht davon abbringen.
Es ist nur ein kleiner Piks in den rechten Zeigefinger und ein kleiner Tropfen Blut meinerseits, das auf das Getrocknete von Liam tropft und ich fühle mich für einen Moment mit ihm verbunden.
Kurz starre ich noch auf die beiden verschiedenen Rottöne, doch ich merke schnell, wie mein Magen sich wehrt, weshalb ich das Beweisstück im hohen Bogen über die Brüstung werfe.Keine Sekunde später werde ich an den Schultern zurück gezogen und in einer fließenden Bewegung umgedreht.
„Ich dachte, du würdest springen. Da hole ich uns Burger und sehe dich dann so nahe an der- an dem Gerüst! Ich habe doch gesagt, du sollst warten."
Dylan ist komplett außer sich und ich kann an seiner Mimik sehen, dass er mich anschreit, jedoch höre ich ihn um einiges leiser.
Ich schaue in den Himmel und kann erkennen, dass die Wolke, die die Sonne verdeckt, zur Seite wandert, um den schönen hellen Leuchtkörper uns Menschen zu zeigen.
Ich glaube nicht wirklich an die vielen Mythen nach dem Tod, doch an eins glaube ich ganz fest.
Ich glaube daran, dass Menschen, die von der Erde gehen mussten, uns Zeichen geben können. So wie jetzt. Ich glaube daran, dass Liam mich in meiner Sache unterstützt. Dass er es gut findet, dass ich jetzt abgeschlossen habe. Ich fange an zu grinsen. Ich grinse in den Himmel.„Hör auf so zu grinsen. Ich bringe dich jetzt nach Hause!" erreicht Dylans durchaus verstörte Stimme wieder mein Gehirn.
~Als ich mein Zimmer betrete, kann ich ihn erst hören, bevor ich Lucas in meiner Hängematte sitzen sehe. „Wo warst du?"
Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und sieht ein wenig wütend aus.
„Ich war weg."
Es klingt eher wie eine Frage, als wie eine Aussage, doch sein Verhalten verwirrt mich komplett.
„Hatte ich dir nicht gesagt, dass du von Dylan fern bleiben sollst?!"
Ich sehe mich in meinem Zimmer um und kann erkennen, dass die Gardienen zur Seite geschoben wurden.
„Er hat mich doch nur nach Hause gebracht! Wo ist also das Problem?!", frage ich ihn aufgebracht.„Wo warst du denn, dass er dich nach Hause bringen musste?!"
„Ich-ich- Wieso willst du das denn wissen?"
„Wo warst du?!"
„Da du es ja unbedingt wissen willst! Ich war bei Henry!"
Lucas ist mittlerweile aufgesprungen und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ist er jetzt auch fassungslos.
Aber die Wut hat aus mir gesprochen. Ich wollte es ihnen gar nicht erzählen.„Henry Winston?!"
Ich lasse mich auf mein Bett fallen und starre an die weiße Decke. Ich weiß, dass er weiß, dass er richtig liegt, weshalb ich nur auf seine Predigt warte.
Ungewollt laufen mir plötzlich die ersten Tränen über meine Wangen. Der Tag war anscheinend doch zu viel für mich. Es ist zwar noch nicht spät, aber ich könnte jetzt so einschlafen.
Während ich auf meinem Bett liege und immer mehr Tränen den Weg zu meinem Kissen finden, warte ich darauf, dass Lucas etwas sagt. Doch es kommt nichts, weshalb ich schon denke, dass er wütend aus meinem Zimmer gegangen ist.Mir kommen sogar noch mehr Tränen, als ich merke, dass Lucas sich plötzlich zu mir legt und mich in den Arm nimmt. Ich drehe mich so in seinen Armen, damit ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen kann.
Mein Bruder fährt mir immer wieder durch die Haare und versucht mich zu beruhigen, was dann zu einem tiefen Schlaf führt.
Ich habe zwar noch nichts gegessen, aber das verkrafte ich wohl für einen Tag.--------
Ich dachte mir, dass ich euch ein kleines Ostergeschenk machen könnte, indem ich ein Kapitel hochlade. 🐣🎁
Aber leider ist es mir wieder nicht so gelungen, wie ich es erhofft habe.Ich hoffe, ihr übersteht auch noch den letzten Ostertag. Ich habe noch eine Woche Ferien und hoffe, dass sich meine Ideen für diese Story noch ein wenig vervielfältigen.
Wir lesen uns!❤
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Fake Honesty
Ficção AdolescenteZoe Lewis, ein einfaches Mädchen, welches von ihrer Vergangenheit geprägt wurde. Sie hat panische Angst, alten Bekannten wieder gegenüber zu treten, doch solange sie damit abschließen will, lässt sich genau dies nicht vermeiden. Dylan McGowan, der...