30-Ernsthaftigkeit geht gegen null

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Beautiful Ones-Hurts

In den nächsten drei Wochen passiert nicht wirklich viel, außer dass mir Dylan gedanklich und auch im realen nicht von der Seite weicht. Er ist so in etwa wie ein Küken, das ich gefunden habe und das jetzt nur noch dem Arsch seiner vermeintlichen Mutter folgt.

„Da kommt ja mein Lieblingsmädchen! Und ich dachte, dass du wieder schwänzen würdest.", höre ich das kleine hinterlistige Küken, als ich gerade aus dem Auto meiner besten Freundin steige.
Wir sind etwas spät dran, weshalb sich kaum noch jemand auf dem Schulhof befindet. „Dylan! Hör auf damit! Was sollen denn die anderen denken?", frage ich ihn, als ich Lia lachen höre und wir zum Eingang laufen.
„Was kann ich denn dafür, dass du so gerne schwänzt?"
„Das war ein Mal und das meinte ich auch gar nicht!"
„Ich kann auch nicht dafür, dass auf dieser Schule gefühlt nur eingebildete und asoziale Weiber rumlaufen."
„Na schönen Dank!"
„Und damit meine ich ja nicht dich, denn du bist ja mein Lieblingsmädchen an dieser Schule."
Und bevor ich etwas erwidern kann, mischt sich Lia in unsere Konversation ein. „Nur auf dieser Schule?", grinst sie Dylan an, weshalb ich ihr einen bösen Blick zuwerfe.
„Meine Schwester wäre sehr enttäuscht von mir, wenn ich etwas anderes sagen würde!" sagt er und legt gleichzeitig einen Arm um meine Schulter.
„Wie süß! Wir sehen uns in der Pause. Ich muss hier lang! Bis nachher, ihr Turteltauben!"
Egal wie oft ich ihr noch sage, dass zwischen Dylan und mir nichts läuft, sie wird es mir nie glauben.

An meinem Spind bleibe ich genauso wie Dylan stehen. Es ist schon merkwürdig, wenn man darüber nachdenkt, dass er mich vor einem Monat nicht kannte und ich ihm nie gegenüber treten wollte. Es ist auch merkwürdig, dass ich ihn sogar schon als einen Freund bezeichnen würde.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Dylan mir eine Frage stellt.
„Kommst du heute auch?"
„Wohin?", entscheide ich mich, ihn zu ärgern. Natürlich weiß ich, worum es geht, denn Dylan und meine Brüder reden seit einer Woche von nichts anderem mehr.

„Das ist nicht dein Ernst, Zoe!"
Seine Stimme hat jegliche Freude verloren und der aktuellen Unterton jagt mir irgendwie einen Schauer über den Rücken. Man kann schon sagen, dass Dylan ein großes Sensibelchen ist.

„Das war ein Scherz. Ihr redet doch von nichts anderem mehr! Natürlich komme ich heute Abend zu eurem ach so wichtigen Spiel. Und auch wenn ich nicht wollen würde, würden mich Lucas und Toby zusammen mit Lia an meinen Haaren hinziehen. Ich habe also keine andere Wahl.", grinse ich ihn an und kann erkennen, wie sein Grinsen wieder auf den Lippen erscheint.

„Ich wäre dann das Auto gefahren, damit sie dich zu dritt festhalten hätten können!"
„Wie nett!", lache ich und kann meinen Klassenraum erkennen.

„Wir sehen uns dann heute Abend!", höre ich Dylan noch bevor er in einen der Gänge verschwindet.
Ich schüttele schmunzelnd den Kopf, bevor ich schnell den Raum betrete, da ich meine Englischlehrerin schon am Ende des Flures erkennen kann.

„Das ziehst du garantiert nicht an!"
Ich habe die Küche nicht einmal mehr ganz betreten und kann ich meine Brüder schon meckern hören. Ich schaue an mir herunter und verstehe nicht, was an einem schwarzen T-Shirt mit Blumenapplikationen falsch sein kann.

„Hä?", bringe ich deshalb nur verwirrt über meine Lippen.
„Da wir dich ja sonst nie auf der Tribüne erkannt haben-"
„-Du hast dir manchmal sogar noch eine Kapuze über den Kopf gezogen."
„Lucas! Wo war ich? Hier das kannst du jetzt tragen!"
Mir wird ein T-Shirt gegen den Kopf geworfen, da ich es natürlich nicht rechtzeitig auffange.

Als ich es ausbreite, erkenne ich ein altes Trikot von einem der Beiden. Ich kann leider nicht sagen von wem, da nur Lewis hinten drauf steht.
Doch ich fange fast gleichzeitig an, den Kopf zu schütteln.
„Ich zieh das nicht an. Man redet jetzt schon über mich und man sieht mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen."

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt