71-Handschrift

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>lovely-Billie Eilish<

„Redest du eigentlich nicht mehr mit Mason?", vernehme ich plötzlich Lias Stimme, weshalb ich aus meinen Gedanken schrecke.
Ich richte meinen Blick auf ihr fragendes Gesicht, während sie sich gerade nochmals ihre Gabel in den Mund schiebt.
In der Mensa ist es heute wieder wirklich laut und als ich mich kurz umschaue, bemerke ich, dass es auch wirklich voll ist.
Kein Wunder, denn draußen gießt es aus Eimern und generell ist unsere Laune eher betrübt.
Ich verstehe mich mit Lia eigentlich wieder recht gut, zwischendurch können wir sogar lachen, aber man merkt, dass das Vertrauen noch nicht ganz da ist.
Ich schlucke langsam mein Essen herunter, bevor ich ihr antworte, denn tatsächlich redet er nicht mehr mit mir.
Gestern war da eher so eine Ausnahme.
„Ich würde mit ihm noch reden wollen, aber er ist sauer und irgendwie verletzt.", murmele ich so laut, dass nur Lia es verstehen kann, welche direkt ihre Augenbraue hochzieht.
„Warum sollte er verletzt sein?", fragt sie mich verwirrt, weshalb ich mit meinen Schultern zucke.

Vor circa zwei Wochen fragte er mich, ob ich mit ihm diesen einen Film im Kino sehen wollen würde. Ich hatte sowieso nichts Besseres zu tun und irgendwie wollte ich mal wieder etwas Normales unternehmen, denn obwohl mein Hausarrest aufgehoben war, verbrachte ich die Zeit nur in meinem Zimmer. Jedoch verstand ich unter einem Kinoabend etwas anderes als Mason und irgendwie war es schon ein bisschen zu viel Klischee auf einmal.
Der, der einem immer vor dem Bösen warnte, ergriff die Chance der Trauer und Wut und fragte nach einem Date, was in einem reinen Missverständnis endete.

Ich fühle mich auf einer Seite schon schlecht, denn Mason nahm ja allen Mut zusammen und wollte mich küssen und ich habe ihn einfach zurückgewiesen.
Aber ich wollte nie etwas von ihm und auch wenn bereits einige Zeit um ist, hängt mein Herz immer noch an dem Mistkerl Dylan.
Und ich kann nicht einmal mehr etwas ändern.

Es kehrt wieder die altbekannte Stille zwischen uns zurück, denn ich weiß nicht, was sie davon halten würde, wenn ich ihr erkläre, was zwischen Mason und mir vorgefallen ist.
Es ist zwar schön nicht mehr alleine sitzen zu müssen, doch die tägliche Stille ist fast genauso schlimm wie das Alleinsein.

„Wir müssen mal wieder was zusammen machen. Vielleicht einen Abend oder so!", murmelt Lia plötzlich wieder und gewinnt abermals meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Ich nicke automatisch und es schleicht sich langsam ein kleines Lächeln auf meine Lippen, denn ich glaube wirklich, dass wir wieder etwas zu zweit machen sollten.

„Hast du schon eine Karte für Freitag gekauft?", frage ich sie nach einer Weile, woraufhin sie diesmal nickt und freudig grinst.
„Ich wäre ja gerne morgens schon dabei!", schmollt sie plötzlich, weshalb ich anfange leicht zu lachen.
„Wir können gerne tauschen. Ich muss nicht noch länger mit Dylan in einem Raum sein.", erkläre ich ihr, woraufhin sie kurz den Kopf schüttelt.

„Geht es dir wirklich gut?", entgegnet sie jedoch nur, weshalb ich ergeben seufze und anfange meine Schläfen zu massieren.
„Ich schlafe kaum und mache mir viel zu viele Gedanken, aber das wird. Hoffentlich!", erkläre ich ihr schließlich leise und schiebe mein Tablett mit dem Essen leicht nach vorne, da ich satt bin.
„Wenn du reden willst, kannst du zu mir kommen!", erwidert sie nur ruhig, weshalb ich nicke und meine Schultasche auf meinen Schoß lege, da es jeden Moment klingeln müsste.
~

„Ich bin wieder Zuhause!", rufe ich einmal durch den Flur, um meinen Eltern meine Anwesenheit zu bestätigen.
Meine Schuhe ziehe ich einfach im Eingangsbereich aus und lasse sie dort auch stehen.
Meine Jacke hänge ich an die Garderobe  und schultere im Anschluss wieder meinen Rucksack.
Auf Höhe der Küche ruft mich Mama noch kurz zu sich, weshalb ich unsere offene Küche betrete und sie hinter ihrem Tablet erkennen kann.
„Du hast Post bekommen!", antwortet sie mir auf meinen fragenden Blick und zeigt kurz auf den kleinen Stapel auf dem Tresen.
Verwirrt gehe ich drauf zu und nehme mir den ersten an mich adressierten Brief in meine Hand.

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt