Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es noch früh. Zu früh. Eigentlich hätte ich ausschlafen können, doch das kann ich mir jetzt abschminken, weshalb ich mich seufzend aufsetze.
Müde gehe ich zu meiner Kommode, hole mir meinen grauen Einteiler heraus und ziehe diesen an. Meine Brille habe ich schon längst auf, sonst würde ich wahrscheinlich gleich mein Brot nicht richtig beschmieren können.
Wir haben es acht Uhr und eigentlich müssten schon alle weg sein, was sich auch bestätigt, als ich einen Post-It von Mama auf dem Küchentisch finde.
Guten Morgen, mein Spatz. Ich werde heute ausnahmsweise mein Handy immer bei mir haben, also wenn etwas sein sollte, kannst du dich ruhig melden.
Sie macht sich immer noch zu viele Sorgen.
Ansonsten sehen wir uns heute Abend. Falls du deine Brüder sehen solltest, was ich doch sehr stark hoffe, dann kannst du ihnen sagen, dass wir heute Abend alle zusammen essen werden! Hab euch lieb!Die perfekte Voraussetzung für einen Netflixmorgen. Als ich meinen Magen knurren höre, werde ich wieder aus meinen schönen Plänen gerissen, die ich jetzt in die Tat umsetzen werde.
Zuerst hole ich den Toaster heraus, dann selbstverständlich das Toastbrot, einen Teller und ganz wichtig: Nutella!
Während die Brotscheiben ihre richtige Bräune im Toaster erhalten, hole ich desweiteren die Müslipackung und die Milch aus den Schränken.
Schwieriger ist es dann aber bei der Müslischüssel, die ganz oben steht.
Ich jedoch habe kein nerviges Arschloch an der Backe, wie die Mädels in den vielen Geschichten, die ihnen helfen, an diese ran zukommen. Nein, ich müsste auf einen Stuhl klettern und die Schüssel selber holen.Aber da ich erstens zu faul bin und zweitens meinen Fuß nicht noch mehr strapazieren möchte, hole ich mir aus der unteren Schublade einen Messbecher. Der tut es auch als Müslischale.
Gerade als ich dabei bin, mein Müsli mit Milch auf zufüllen, springen die Toastscheiben heraus, weshalb ich mich dermaßen erschrecke und die Milch quer über den Küchentresen verteile. Ich bin eindeutig kein Morgenmensch und das zeigt auch das verkohlte Toast.
Nachdem ich mir dann neue Schnitten herein getan, diese dann auch ordentlich mit Nutella beschmiert habe, gehe ich zusammen mit der Schüssel alias Messbecher Müsli und einem warmen Kakao wieder nach oben.
Irgendwann überrede ich Papa, dass er mir eine eigene Küche einbaut oder zu mindestens einen Minikühlschrank. Es ist echt nervig, wenn ich etwas zu essen haben will, extra nach unten laufen zu müssen. Und da ich gefühlt immer Hunger habe, ist das doch eine Überlegung wert.
Mein ganzes Frühstück stelle ich erst einmal auf meinem Schreibtisch ab, um mein Frühstücksbrett heraus zu holen.
Ich habe vor circa drei Jahren zu Weihnachten ein kleines Holztischen von meinen Brüdern geschenkt bekommen. Sie haben sogar meinen Namen drauf gravieren lassen.
Zoe, unser kleiner Vielfraß.
~„Zoe. Hey Kleine. Komm schon, wach auf."
Ich merke, wie jemand an meinem Bettende sitzt und mir plötzlich die Haare aus dem Gesicht streicht. Ich will aber noch schlafen.
Ich öffne meine Augen einen kleinen Spalt, doch schließe sie wieder, da das Licht zu sehr blendet.
Ich ziehe mir die Bettdecke über den Kopf und fahre mir verschlafen über die Augen.
Wie spät ist es denn? Mir wird die Bettdecke wieder vom Gesicht gezogen, weshalb ich anfange zu grummeln. Man könnte mich auch in Ruhe lassen.
„Komm schon, mach die Augen auf." Wiederwillig öffne ich diese und sehe Lucas neben mir sitzen.
Er zeigt auf mein Frühstücksbrett.
„Hast du ernsthaft einen Messbecher für dein Müsli benutzt?"
Ich zucke mit den Schultern, muss aber trotzdem grinsen.
„Ich kam an die anderen nicht ran."
„Du bist ganz schön einfallsreich, wenn es ums Essen geht. Jedenfalls wollte ich nur sagen, dass wir wieder da sind und Dylan mitgekommen ist."
„Na toll, dann brauche ich mich unten nicht mehr blicken lassen.", verdrehe ich meine Augen.Ich habe es schon immer gehasst, wenn die Jungs Freunde mit gebracht haben. Und auch hier ist das ‚immer' vollkommen deplatziert.
„Theoretisch ja nicht. Du könntest auch einfach jedem sagen, dass wir Geschwister sind."
Ich antworte ihm einfach nicht. Er weiß, dass ich da nicht darüber reden will.
„Lia müsste gleich noch vorbei schauen. Könntet ihr sie rein lassen?"
„Toby wird sie bestimmt gerne rein lassen.", grinst er, woraufhin ich verwundert meine Augenbraue hochziehe.„Ich gehe dann mal wieder nach unten.", erwidert er schließlich, nachdem er meinem Blick ausgewichen ist.
Morgen geht's mir auch wieder gut.
„Warte, wie geht es dir? Ich meine, hast du noch Schmerzen?"
„Nichts, was ich nicht aushalten könnte.", lacht er leicht und dreht sich wieder um.
„Das ist nicht witzig!", entgegne ich stur, weshalb er mir abermals in die Augen sieht.
„Mir geht's gut, Zoe. Mach dir darüber keinen Kopf." Er kommt noch einmal näher und fährt mir durch meine Haare.
„Das mache ich aber.", schmolle ich, aber dieses Mal bleibt er stur.„Mama bittet darum, dass wir heute alle zusammen zu Abend essen."
Lucas nickt, ehe er erwidert: „Wir haben die Nachricht gelesen."Kurz bevor er schließlich aus meinem Zimmer verschwindet, dreht er sich noch einmal um. „Bin ich ein schlechter Bruder, weil ich nicht gefragt habe, wie es dir geht?"
„Um mich musst du dir keine Sorgen machen!", grinse ich und strecke ihm die Zunge heraus.
Er lacht kurz auf, wobei er seine Zähne zeigt und dann hinter meiner Tür verschwindet.
Warum war es denn nicht immer so?
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Ich bin selber nicht wirklich zufrieden mit dem Kapitel und den restlichen, denn irgendwie werden sie immer kürzer.
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Fake Honesty
Подростковая литератураZoe Lewis, ein einfaches Mädchen, welches von ihrer Vergangenheit geprägt wurde. Sie hat panische Angst, alten Bekannten wieder gegenüber zu treten, doch solange sie damit abschließen will, lässt sich genau dies nicht vermeiden. Dylan McGowan, der...