04-Was willst du?

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„Hast du gerade das Auto abgeschlossen?!", frage ich nachdem er mich ins Auto gedrängt und selber Platz genommen hat.
McArsch hat gerade die Türen seines Sportwagens abgeschlossen und achtet gar nicht auf meine Proteste, die Türen wieder zu öffnen. Er dreht seelenruhig den Schlüssel im Zündloch um, während ich nun den kleinen Knopf auf meiner Seite gefunden habe, damit ich diese wieder öffnen kann.
Doch McArsch scheint darauf gewartet zu haben.
„Ich bin schneller mit dem Krankenhaus verbunden, als du den Hebel umlegen kannst.", sagt er, auf den Verkehr achtend.
Ich halte inne, was meint er damit?
„Und?", frage ich deshalb gedehnt und habe den Knopf, der über meine Freiheit bestimmt, immer noch im Blick.
„Ich kann ganz schnell deine Adresse ausfündig machen oder dich bei deinem Doktorlein verpetzen."
Er muss doch selber merken, wie kindisch er klingt.
„Wow!", sage ich deshalb und unterdrücke den Drang, in meine Hände zu klatschen, denn auch das wäre kindisch gewesen. Mensch, worüber ich mir heute alles schon Gedanken gemacht habe!

„Wir sind im Übrigen da!" sagt er zur gleichen Zeit, wie ich das Klicken des Schlosses höre. Ich muss ihn mir gar nicht ansehen, um zu wissen, dass er ein fettes Grinsen auf den Lippen trägt. Entweder er ist super schnell gefahren oder ich war mal wieder zu lange in meinen Gedanken gefangen.
„Du kannst mich mal!"
Ich verdrehe bei meinem Satz die Augen und steige nun endlich aus diesem Höllenteil aus. So schnell, wie es nun einmal geht, laufe ich um das Auto herum und passiere endlich die Türen des Cafés.

Doch auch wenn ich es schon irgendwie geahnt hatte, fährt McArsch nicht weiter.
„Sag mal. Wie kommst du eigentlich an so einem Job? Ich meine, du weißt wer die Besitzerin ist, oder?", läuft er neben mir her zur Theke. Ja, meine Mama! Aber das sag ich ihm ja jetzt nicht.
Doch ihm scheint mein Schweigen auch genug zu sein, denn er redet wieder weiter.
„Also mit wem von den beiden warst du in der Kiste?", fragt er gerade heraus und ich bleibe prompt stehe. Ich hoffe, er will jetzt nicht auf das hinaus, was ich denke.
Ich beschleunige meinen Schritt, so gut es geht und laufe in die hinteren Räume, da er mir bis da nicht folgen darf. Ich hoffe, dem ist das nicht egal!

„Mum? Ich bin da!", rufe ich, während ich den Pulli meines Bruders ausziehe und mir das T-Shirt des Cafés überwerfe.
„Alles in Ordnung, Zoe?", steht sie plötzlich neben mir. „Du bist spät dran!"
„Ja mir geht's super. Ich habe nur den Bus verpasst!"
Bitte lass Max hier noch nicht angerufen haben! Sie sagt nichts weiter, weshalb ich ihr einen kurzen Kuss auf die Wange gebe und wieder nach vorne gehe. Wenn sie mich jetzt ausgefragt hätte, hätte es nicht lange gedauert bis sie es gewusst hätte. Denn dafür kennt sie mich zu gut und außerdem hat sie viel zu viel Angst, dass es noch einmal passiert.
Ich versuche, nicht zu humpeln, denn ich merke ihre Adleraugen immer noch in meinem Rücken.
Heilfroh fällt die Tür hinter mir zu und trennt mich Gott sei dank von meiner Mama.

„Warum so spät?", werde ich nun schon wieder gefragt.
„Oh man, Soso. Darf ich nicht einmal zu spät kommen?"
Die beste Freundin meiner Mutter und gleichzeitig meine Patentante zieht misstrauisch ihre Augenbraue in die Höhe.
Man vertraut mir nicht mehr.
Schlimmer als die eigene Mutter ist deren beste Freundin! Doch noch schlimmer ist der beste Freund, der sich jetzt auch zu Wort meldet. „Sieh doch einmal, wen sie mitgebracht hat", zwinkert Nathan in meine Richtung.

Fuck. Innerlich hatte ich gehofft, dass er gegangen ist. Ich schaue reflexartig in Dylans Richtung und muss zu meinem Entsetzten feststellen, dass er unser Gespräch genauestens verfolgt hat.
„Zoe, was verheimlichst du uns?", fragt mich Sophie immer noch misstrauisch. Ich zucke nur süß lächelnd mit den Schultern und dränge mich an den Beiden vorbei, um zur Theke zu gelangen, an der Dylan steht.

Ich versuche nett zu lächeln, denn hinter ihm stehen noch ein paar Kunden.
„Was willst du noch hier?", frage ich ihn mit zusammengepressten Zähnen.
„Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet. Also mit wem hast du es getrieben? Mit Toby? Schließlich hattest du vorhin noch seinen Pulli an. "
Ich muss mich zusammen reißen, mein Gesicht vor Ekel nicht zu verziehen.

„Bist du verrückt?", zische ich und merke wie mir langsam meine Gesichtszüge entgleiten.
„Dann war es also Lucas?", grinst er und hofft, die richtige Antwort gefunden zu haben.
„Nicht dein Ernst!", sagt er plötzlich und für einen kurzen Augenblick denke ich, dass ihm sein kleiner Teufel meinen Nachnamen verraten und er jetzt die richtigen Schlüsse gezogen hat.
„Du hast es mit beiden getrieben?! Aber keinen Dreier, oder?"
„Das ist echt ekelhaft."

Ok jetzt denkt er, ich hätte wirklich was mit ihnen gehabt, aber mir ist das jetzt zu anstrengend ihm die Wahrheit zu erklären. Dabei würde ich ihm sowieso nicht die Wahrheit sagen.

„Dylan, was willst du noch hier?"
Sophie hat mittlerweile angefangen die Kunden hinter ihm zu bedienen, denn diese waren leicht ungeduldig und auch genervt von der Tatsache, dass das so lange dauert.
„Mein Dankeschön abholen!", sagt er leicht grinsend. Also man muss ihm ja lassen, dass er ein bezauberndes Lächeln hat.
„Was willst du haben?", frage ich ihn leicht genervt.

Also man kann sich ja auch anstellen und im Übrigen, falls es vielleicht untergegangen sein sollte: Er hat mich angefahren!
„Einen Kuss!", spricht er wie aus der Pistole, so als hätte er nur darauf gewartet, dass ich das frage.
Er grinst mich dreckig an und wartet gespannt auf meine Reaktion, doch scheinbar hat er nicht damit gerechnet, dass ich ihm einen Korb gebe, denn er ist es gewohnt, dass die Mädchen alles machen, was er sagt. Und wenn es um so etwas geht, stehen sie alle Schlange.

„Nie im Leben!" Ist jedoch das Einzige, was ich erwidere.
McArsch wird von mir nicht einmal im Traum einen Kuss bekommen.
„Das werden wir ja noch sehen!", sagt er noch und versucht das leicht grübelnde Gesicht mit einem dreckigen Grinsen zu verdecken, bevor er mir seinen Rücken zu wendet und das Café verlässt! War das etwa eine Drohung?

„Willst du uns vielleicht erklären, wer das war?", ertönt es hinter mir und ich drehe mich schlagartig um.
Ich muss leider Gottes in zwei grinsende Gesichter sehen.
„Nein Tante Sophie, dass will ich nicht!"
Sie hasst es, wenn ich sie ‚Tante Sophie' nenne, denn dann fühlt sie sich anscheinend immer so alt.

Sie knirscht kurz mit den Zähnen, bevor sie sich umdreht und den nächsten Kaffee anstellt. Nathan zwinkert mir nur frech zu, weshalb ich die Augen verdrehe.
Ich bin nur unter Verrückten, aber gerade hier fühle ich mich wohl! Ich will nie wieder zurück!

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt