08-Gedanken

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„Du willst mich doch verarschen?!"
„Sehe ich wirklich so aus?"
Lia läuft in meinem Zimmer auf und ab und überlegt, ob ich wirklich die Wahrheit sage.

Ich habe ihr genau erzählt, was mir gestern nach der Schule passiert ist und wäre ich an ihrer Stelle, dann würde ich mir auch nicht glauben.

„Ich wusste ja, dass du mir für meine Bitte noch danken wirst. Los bedank dich"
„Wovon redest du eigentlich?!", frage ich sie verwirrt.

„Naja wenn du ihm das Buch nicht auf meinem Wunsch wieder gegeben hättest, dann wäre es zu all dem nicht gekommen.", grinst sie mich an und wirft sich in all meine Kissen.
„Dann werde ich mich nicht bei dir bedanken, sondern dich dafür verfluchen.", sage ich grimmig.
„Wegen dir bin ich dann mit ihm durch meine persönliche Hölle gegangen. Mich wundert es nur, dass du es noch nicht wusstest. Müsste es nicht Gesprächsthema Nr. 1 bei euch Cheerleadern sein? Obwohl normalerweise müsste das schon jeder an unserer Schule wissen!"
„Also echt Zoe. Du unterschätzt uns Cheerleader. Wir sind nicht so, wie in den ganzen Geschichten und Filmen!", lacht sie. „Aber ihr kommt dem sehr nahe. Habe ich recht?"
„Oh ja!" Ich höre sie so laut lachen wie noch nie. Sie ist in letzter Zeit so gut gelaunt, da kann ich noch nicht einmal mehr mithalten.
~

„Du hast es gut, dass du morgen schon wieder nicht in die Schule musst. Ich will auch nicht hin."
„Aber irgendeiner muss mir ja berichten was in der Schule passiert. Trennungen. Zusammenbrüche von Lehrern und so weiter.", grinse ich sie an bevor ich Lia umarme und sie mit ihrem Fahrrad von unserer Einfahrt fährt und dabei wie eine verrückte winkt. Hätte ich sie bloß schon vorher kennengelernt.

„Was ist denn mit deiner Lippe passiert? Hast du dich mit jemandem geschlagen?"
Ich schaue auf und sehe wie meine Mama das Gesicht von Lucas inspiziert.
„Nein. Lass das, Mama! Toby der Idiot hat mir die Tür vor die Nase zu gehauen."
Er entzieht sich den Händen unserer Mutter, die nebenbei sehr skeptisch guckt und setzt sich neben mich an den gemachten Esstisch.

„Ihr seid Brüder. Könnt ihr nicht friedlich mit einander umgehen?", fragt sie kurz vorm Verzweifeln.
In dem Moment kommt Toby zu uns und grummelt so etwas wie ‚Immer bin ich schuld'. Ich höre Mama seufzen, ehe sie sich wieder zu den Töpfen umdreht und diese auf den Tisch stellt.

Sie schaut auf ihre Uhr und schüttelt nochmals ihren Kopf.
Wie spät er wohl diesmal nach Hause kommt? Papa kam in der letzten Woche öfter mal später nach Hause, weshalb wir meistens alleine gegessen haben.
Mama findet das ganz und gar nicht lustig und ist eher traurig, da sie immer wieder versucht, gemeinsame Zeit für die gesamte Familie zu finden. Doch diese beschränkt sich auf das Abendessen, aber selbst das klappt nicht immer.
„Zoe? Willst du nichts essen? Ist alles in Ordnung? Tut dein Fuß weh?"
„Mama. Mir geht's gut. Ich bin einfach nur in meinen Gedanken versunken.", antworte ich ihr ehrlich.
„Dann gib mir deinen Teller. So wie ich dich kenne, hast du gerade einen Mordshunger.", grinst sie mich an und ich reiche ihr ebenfalls grinsend meinen Teller.

Gerade als ich meine erste Gabel im Mund habe, höre ich wie unsere Haustür auf und dann wieder zugeht.
Im nächsten Moment sitzt Papa bereits neben mir auf der rechten Seite und da Mama noch steht, hält er ihr gierig den Teller hin. Dabei grinst er wie ein Honigkuchenpferd, weshalb ich anfange zu lachen.
Die anderen scheint es auch zu amüsieren, denn auch sie haben ein fettes Grinsen im Gesicht, wobei Mamas sogar am größten ist.

„Wo warst du?", fragt sie ihn, nachdem auch er sich seine erste Gabel im Mund gesteckt hat.
„Ich habe noch mit Finn telefoniert und da ich am Steuer kein Handy benutze, hat es ein wenig länger gedauert.", erklärt uns Papa mit vollem Mund.
„Von Finn habe ich ja ewig nichts mehr gehört.", kommt es jedoch nur von Mama, die schon ein wenig in ihren Gedanken schwelgt.
„Er ist gerade mit Emily auf Hawaii. Sie werden uns aber bald besuchen."
„Wie schön!"
Mein Vater nickt zustimmend, bevor er weiter redet. „Aber es kommt noch besser. Finn hat bereits eine Einladung bekommen und wir werden auch bald eine bekommen. Es findet eine Spendengala statt und die ganze Truppe ist eingeladen. Natürlich mit Familie."

Eine Spendengala, wie toll.
Es ist nicht die Erste auf der sie beziehungsweise wir eingeladen wurden.
Aber ich konnte mich bis jetzt immer drücken, doch ich glaube das ist bei dieser nicht der Fall.

„Nicht schon wieder!", murmeln die Jungs gleichzeitig, denn sie mussten jedes Mal mit.
„Diesmal wird es ganz anders, denn-Trommelwirbel bitte- wir werden geehrt!", sagt er stolz und ich muss mir das Lachen auf Grund der Tatsache, dass er wieder so kindisch ist, verkneifen.

„Geehrt?", fragt meine Mama neugierig, woraufhin Papa wieder stolz nickt.
„Ja. Ich weiß aber auch nicht genau wieso. Ist ja auch egal. Das ist auch noch ein Weilchen hin."
Damit ich es wenigstens einmal erwähne, Papa war in einer Band. Einer Boyband.
Und ich will gar nicht wissen, wie viele Mädchen ihre Poster an den Wänden hatten, um diese anzuschmachten.
Über solche Dinge sollte man sich auch keine Gedanken machen.

Ich weiß nur, dass sie wirklich berühmt waren, dabei echt gute Musik produzierten und Mama und Papa relativ viel durchgemacht haben. Auch wenn es ihre eigene Geschichte ist, hat mir das alles sehr viele Probleme beschert.

Es ist still am Tisch bis mich Papa plötzlich anspricht.
„Zoe. Kommst du morgen früh mit mir in die Praxis? Wir lassen deine Schiene anpassen, damit du übermorgen wieder in die Schule gehen kannst. Ich weiß, dass bald deine Klausurphase beginnt und du darfst nicht zu viel verpassen."
Ich nicke nur und esse einfach meine Kartoffeln auf. Viel zu sehr bin ich in meinen Gedanken versunken.
Jedes Mal wenn unsere Familie auf eine große Gala eingeladen wird, kursierten kurz vorher all mögliche Gerüchte. Es ist schon komisch, dass man nichts von mir weiß. Ich meine nur unsere Nachbarn wissen, dass ich die Tochter von dem berühmten Ben Lewis bin.
Aber ein paar Straßen weiter, fragt man sich wieder woher ich komme.

Gut, dass könnte auch daran liegen, dass ich bis vor drei Jahren auf einem Internat und deshalb kaum hier zu Hause war. Doch nachdem ich das Internat verlassen musste, kam ich wieder. Wir haben Glück, dass Papa dafür gesorgt hat, dass die Reporter unserem Haus nicht zu nahe kommen dürfen. Fragt nicht wie er es geschafft hat, er hat es einfach. Aber jedes Mal spekulierten sie, wie ich wohl aussehe, da man mich nur als kleines Kind der Öffentlichkeit gezeigt hat.

In der Schule denkt man, dass die kleine Schwester der Lewis-Zwillinge zu Hause unterrichtet wird und sonst weiter keine Hobbys hat. Dass ich mich unmittelbar in ihrer Nähe befinde, weiß keiner.
Wie gesagt, ich habe nach dem Vorfall erst die Schule gewechselt und niemand weiß, wer ich wirklich bin. Ich habe mich zu weit zurück gezogen.
Manchmal sind Menschen einfach nur blöd. Sie denken sie sehen alles, aber übersehen dabei die kleinen wichtigen Details vor ihrer Nase.

„Zoe? Wie oft willst du dir die leere Gabel noch in den Mund schieben? Wo bist du bloß mit deinen Gedanken?"

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt