02-Verdammt, ich lebe!

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„Zoe, Liebes! Was machst du denn hier? Ist etwas passiert?", höre ich plötzlich die aufgeregte Stimme von Ana.
Verdammt, das hätte ich wissen müssen.
Aber mal im Ernst, da habe ich überhaupt nicht dran gedacht. Ich hatte ganz andere Probleme!

Ich muss mich kurz räuspern, ehe ich ihr antworte.
„Weißt du Ana, ich wollte eigentlich nur ins Sunshine, aber-" was sage ich denn jetzt?
„aber ich wurde dummerweise angefahren und-"
Ich will weiter reden, werde aber von Dylan unterbrochen. Und auch der Druck um meine Beine wird immer stärker.
Wenn er gewusst hätte, dass ich eigentlich noch weiter reden wollte, dann würde er jetzt nicht so reagieren.

Ana sieht mich mitleidig an, bevor sie ihre Augen auf den sprechenden Dylan richtet.
„Ja, aber der, der sie angefahren hat, ist scheinbar einfach weiter gefahren, weshalb ich mich um sie gekümmert habe!"
Als die Brünette mir wieder in die Augen schaut, nicke ich wild, denn sonst würde man meine zerstückelte Leiche in einem ablegen Wald finden. Wenn man sie dann überhaupt findet.

Ich sehe wieder zu Dylan, der mir einen kaum sichtbaren wütenden Blick schenkt, aber trotzdem wird der Griff um mich lockerer. Wohingegen der Blick von Ana mitleidiger wird.
Ich kenne sie schon, seit ich klein bin. Ana und ihr Mann sind gute Freunde meiner Eltern und gehören schon fast zur Familie.
Ihr Mann ist, genauso wie sie, Arzt hier in diesem Krankenhaus und beide sind ganz liebevolle und nette Menschen.
Haben aber auch den Drang dazu, leicht peinlich zu sein.
„Ach mein kleines Zoelein!", fängt sie an und tätschelt leicht meine rechte Wange, während Dylan mich weiterhin trägt.
Vielleicht sollte ich wirklich noch einmal versuchen, ihn dazu zu bewegen, mich runter zu lassen.

„Was tut dir denn weh? Eigentlich muss ich jetzt gleich in den OP, aber warte ich hole eben Max!", lächelt sie mich an und ich will am liebsten im Erdboden versinken.
Kleines Zoelein? So hat sie mich noch nie genannt!
Ich schließe peinlich berührt meine Augen und hoffe, dass mein Gesicht nicht so aussieht wie eine Tomate. Heute Morgen hatte mir da eigentlich schon gereicht.
Doch als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich in das ziemlich amüsierte Gesicht von Dylan. Es war eindeutig eine blöde Idee gewesen, bei ihm einzusteigen.

Ich schaue zu Ana, die ihren Pieper gerade wieder in ihren Kittel steckt und mich wieder mitleidig an lächelt.
„Was ist passiert? Welcher Notfall?", hört man plötzlich einen hektischen Mann aus den Fluren rufen. Dieser Mann ist kein geringer als Max, der panisch auf uns zu rennt. Scheinbar hat er mich beziehungsweise uns noch nicht gesehen.
„Ana, was ist – Oh! Hey Zoe!", lächelt auch jetzt Max und schaut warnend zu Ana.
„Was ist das denn für ein Notfall, Ana?", fragt er sie mit hochgezogener Augenbraue.
Er scheint schon zu ahnen, dass es eigentlich keinen Notfall gibt. Ana fängt an zu kichern, bevor sie ihm einen Kuss aufdrückt und rückwärtslaufend verschwindet.
„Ich muss in den OP!", sagt sie immer noch grinsend.
Sie ist ein so positiv gestimmter Mensch, wäre doch am besten nur jeder so.
Max vor uns schüttelt kurz den Kopf, ehe er sich uns zu wendet.
„Was für ein Notfall ist es denn?", fragt er uns mit einem misstrauischen Blick zu Dylan.
„Oh bitte, sag mir nicht, dass du schwanger bist! Dein Vater würde ausrasten!"

Nein, nein, nein. Ich hätte Dylan besser überzeugen müssen! Frustriert lasse ich abermals meinen Kopf nach hinten fallen. Ich merke schon, wie mir das Blut abermals in den Kopf läuft. Was sage ich denn jetzt?!
Aber Gott sei Dank spricht Dylan bevor ich überhaupt meine Stimme wieder gefunden habe.
„Nein. So weit ich weiß, ist sie nicht schwanger. Sie wurde nach der Schule von einem Auto angefahren und da ihr niemand geholfen hat, habe ich sie aufgesammelt und sie hier her gebracht."
Seine Stimme ist äußerst distanziert, weshalb es mir kalt den Rücken herunter läuft.
Wenn er glaubt, er hat mir wirklich geholfen, dann liegt er nur knapp daneben.

Max atmet erleichtert auf, bevor er Dylan auffordert ihm zu folgen. Gleich bin ich ihn los! Dieser verdammte Körperkontakt.
Ohne irgendetwas zu sagen, setzt er mich auf die Liege im Behandlungszimmer und geht ein paar Schritte zurück.
Ja, ich mag dich auch nicht wirklich.
Er kann jetzt auch einfach gehen und am besten nie wieder ein Wort mit mir reden. Wäre mir wirklich recht.

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt