21-Blümchenunterhose

9.8K 408 15
                                    

Lights Down Low-MAX, gnash

„Wow!", flüstere ich, als ich mir den Abgrund näher ansehe.
Ich hab keine Ahnung wo wir sind, aber wir haben den Wald schon längst verlassen.

Die Sterne am Himmel glitzern in dem Wasser, was sich am Ende der Klippe sammelt. Ich habe schon Ewig nicht mehr solch einen Anblick genossen.
Ich stehe am Klippenrand und starre schon fast auf den Sand am Abgrund.

„Es hat etwas Beruhigendes, nicht?", höre ich Dylan wieder hinter mir und bin erstaunt, dass ich ihn schon fast wieder vergessen hätte. Ich nicke langsam, bevor sich mein Kopf in seine Richtung dreht. Meine Augen finden ihn auf einer kleinen Bank, die etwas abseits steht.
„Was hat dir die Sprache verschlagen? Der Sternenhimmel, das Meer oder Ich?"

Er hätte fast geschafft, dass er romantisch klingt. Aber Dylan muss es ja ruinieren. Ich gehe grinsend auf ihn zu, um mich neben ihn setzen zu können.
„Was willst du jetzt hören?!", antworte ich mit einer Gegenfrage.
„Ich habe gehofft, dass du jetzt meinen Namen sagst!", erwidert er selbstgefällig aber mit einem kecken Grinsen. Doch bevor ich etwas erwidern kann, spricht er weiter.
„Ich komme hier her, wenn ich meine Ruhe von der Welt brauche. Von den vielen Menschen."
Und plötzlich hat seine Stimme eine ganz andere Wirkung auf mich. Sie beschert mir, aus unerfindlichen Gründen, eine Gänsehaut auf meinen Armen.

Lange Zeit sagen wir beide nichts, sitzen nur nebeneinander und lauschen den vielen Geräuschen. Meine Gedanken kommen von seinen letzten Worten nicht los. Er hat doch fast alles in seinem Leben, also was könnte ihn dann noch an der Welt stören? Meine Gedanken werden erst durch einen Tropfen auf meiner Wange unterbrochen, weshalb ich wieder in den Himmel starre. Es fängt wieder an zu regnen, wobei es doch gerade erst aufgehört hatte.

Ich sage jedoch nichts, bleibe einfach sitzen und inhaliere fast den Geruch der Luft. Wenn es geregnet hat, dann könnte ich für Stunden draußen sein. Die Luft ist dann so klar und erfrischend.
Ich schließe meine Augen.

„Zoe, wenn du krank werden willst, dann bleib da sitzen. Aber ich weiß, dass deine Klausurphase gerade erst begonnen hat und ich kann dir nicht empfehlen, in der Schule zu fehlen."

Meine Augen öffnen sich wieder, als ich seine Stimme vernehme. Er steht schon wieder etwas abseits und beobachtet mich und meine Bewegungen.
Doch trotzdem bleibe ich sitzen.
Die Tatsache, dass er über meine Klausurphase Bescheid weiß und Dylan meint, ich könne es mir nicht leisten, in der Schule zu fehlen, ignoriere ich erst einmal.

„Komm jetzt Zoe!", höre ich ihn wieder nach mir rufen, doch ich schließe nur meine Augen und schaue wieder nach vorne. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe jetzt schon des Öfteren gemerkt, dass in seiner Gegenwart mein altes Ich wieder zum Vorschein kommt.

„Ich habe keine Lust jetzt hier im Regen zu stehen, nur um auf dich zu warten!"
Dylan klingt genervt und scheinbar kommt er wieder näher, denn seine Stimme wird auch lauter.

„Dann setzt dich doch und genieß es!"
„Ich verstehe eindeutig etwas anderes unter genießen!", seufzt er und lässt sich abermals neben mich fallen. Ich antworte nichts, ich achte vielmehr auf die Geräusche um mich.
Die Regentropfen fallen immer gleichmäßiger auf mich, doch man wird mich hier vorerst nicht weg bekommen. Dylan ist selber schuld, da er mich hier her gebracht hat und mir überhaupt ein Date mit ihm eingeredet hat.

„Ich hole uns auch etwas zu essen!", kommt es plötzlich von meinem Nebenmann, weshalb ich meine Augen öffne und aufspringe.
„Warum hast du das denn nicht eher gesagt?" Dylan fängt an zu grinsen, ehe auch er sich von der Bank erhebt und in Richtung des Waldes läuft.

Bei seiner Größe ist es sehr schwer, ihm folgen zu können. Er läuft fast ganze 5 Meter vor mir und scheint nur noch aus diesem Wald kommen zu wollen.
„Kannst du vielleicht mal langsam laufen?", schnaufe ich etwas lauter, damit er mich auch versteht.
„Du Zwerg könntest auch schneller laufen!"
Der kann mich einmal!

Der Regen klingt im Wald viel lauter, als vorhin an der Klippe, doch trotzdem können die Baumkronen die Wassermassen nicht zurück halten.

Ich bin jetzt schon klitschnass, jedoch habe ich im Gegensatz zu Dylan kein Problem damit. Ich drehe mich wie ein kleines Kind mehrmals um meine eigene Achse und breite dabei meine Arme aus. Ich liebe den Regen, vor allem da er hier nicht so häufig vor kommt.

„Zoe, jetzt komm endlich!"
Ich fühle mich wie ein Hund, den er herum kommandiert. Kann und darf er aber nicht.
Doch trotzdem bewege ich mich in seine Richtung.

Wir haben den Waldrand gerade erreicht, als mein Fuß irgendwo hängen bleibt und mich der Boden mit all seiner Kraft anzieht, denn ich falle wie ein nasser Sack auf ihn.

Scheinbar bleibt das nicht unbemerkt, denn ich kann jemanden aus leise lachen hören. Als ich mich auf den Rücken drehe, kann ich Dylan sehen, wie er an einem Baumstamm lehnt und versucht sich mit seiner Jeansjacke vor dem Regen zu schützen.
Ich kann froh sein, dass mir nichts passiert ist, denn sonst dürfte ich nachher erklären, wie ich mir im Kino das Bein verdrehen konnte.

Langsam stehe ich auf und warte, dass Dylan sich wieder in Richtung seines Autos bewegt. Doch stattdessen grinst er einfach nur dreckig. Währenddessen versuche ich mir den Dreck von meiner Kleidung zu wischen und erst da bemerke ich, was ich überhaupt an habe.
Meine weiße Bluse klebt an meiner Haut und ist ganz durchsichtig geworden.

Der Schlamm verdeckt auch kaum etwas, weshalb ich peinlich berührt meine Arme um meinen Körper schlinge und meine Augen schließe.
„Jetzt weißt du ja, wie es für mich ausgesehen haben muss, als du dich wie ein kleines Kind im Kreis gedreht hast."

Dass ich sein perverses Grinsen heraushören kann, muss man glaube ich, nicht erwähnen.
Ich bemerke, wie meine Wangen ganz heiß werden. Warum habe ich nicht eher darüber nach gedacht, was ich eigentlich anhabe und was passieren könnte, wenn meine Kleidung nass wird.

„Ich habe schon schlimmeres gesehen! Also beweg deinen süßen Arsch jetzt endlich, damit wir zum Auto laufen können!"
Mir ist das total unangenehm, weshalb sich meine Arme schützend um meinen Körper legen.
Seinen letzten Satz hätte er sich auch sparen können, denn das war nun auch nicht wirklich charmant.

Langsamen Schrittes gehe ich hinter Dylan her, denn ich wollte ihm nicht noch mehr von mir zeigen. Meinem Schicksal könnte ich auch zutrauen, dass plötzlich meine Jeans durchsichtig wird.
Und einen Blick auf meine Unterwäsche, die er zum Teil ja gerade schon gesehen hat, möchte ich ihm auch nicht gewähren.
Mein weißer spitzen BH ist im Gegensatz zu meiner pinken Blümchenunterhose noch vollkommen in Ordnung.

————————
3. Platz beim Petit Award (Juryliebling). Ich freue mich wirklich riesig darüber.
Danke auch an Luna_Moriarty für die Nominierung!
❤❤❤

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt