63-Philosophie

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Da wir mittlerweile nicht mehr jede Sekunde zur Tür rennen wollen, steht die Haustür nun offen.
Die Musik hat schon längst die maximale Lautstärke erreicht, weshalb wir uns jetzt auch anschreien müssen, um uns zu verstehen.
Naja eigentlich redet gerade niemand mit mir.

Meine Brüder inklusive meinem Freund sitzen mit ihren Footballfreunden in der Küche und trinken jede Menge Shots.
Ich kann zwar nicht sagen, wer von ihnen trinkt und wer nicht, denn die Tür ist verschlossen.
Nicht abgeschlossen, aber es versperrt mir die Sicht und reingehen und stören, will ich sie auch nicht.

Dylan hat mir auch angeboten, nachher einfach in sein Zimmer zu gehen, wenn mir das zu viel werden würde, doch eigentlich wollte ich mit ihm seinen Geburtstag feiern.
Ich bahne mir einen Weg durch die vielen Menschen, die sich auf der imaginären Tanzfläche breit machen und lasse mich schließlich auf einen Sessel im Wohnzimmer fallen.
Wenn Dylan nicht den Gastgeber spielt, dann mache ich das erst recht nicht.

„Gibt es nicht, die Alkoholiker-Zoe.", vernehme ich eine weibliche Stimme vor mir, weshalb ich aufschaue und in das bekannte Gesicht von meiner letzten Partybekannschaft schaue. Mari.
„Ich bin seit zweieinhalb Jahren trocken!", brumme ich und zu meinem Leidwesen lässt sie sich neben mich fallen.
„Ach so meinte ich das nicht. Es war nur ein kleiner Scherz!", versucht die Rothaarige meine Stimmung zu bessern, doch ich glaube kaum, dass irgendjemand auf so eine Begrüßung scharf ist.
Ich drehe mein Gesicht leicht zu ihr und schaue sie fragend an.
Sie geht zumindest nicht auf unsere Schule, da bin ich mir sicher.
„Was suchst du hier?", frage ich sie deshalb, denn ich glaube kaum, dass Dylan sie eingeladen hat, wenn er sie beim letzten Mal abserviert hatte.

„Ich bin mit einem Footballer von eurer Schule hier.", zuckt sie mit ihren Schultern und lässt ihren Blick durch das Wohnzimmer gleiten.
„Sag einmal nachdem du bei der letzten Party die Flucht ergriffen hast, ist dir der Typ mit der Fast-Freundin gefolgt. DU weißt doch wen ich meine, oder? Das Geburtstagskind", ich nicke leicht und fange an zu grinsen, als mir klar wird, was sie von mir will.
„Sag mal ist er mittlerweile mit seiner Fast-Freundin zusammen oder hat sie ihn abgeblitzt?", fragt sie mich mit neugierigen Augen.
„Ich wäre blöd gewesen, wenn ich ihn hätte abblitzen lassen!", zucke ich mit den Schultern und es dauert einige Sekunden, bis sich eine imaginäre Glühbirne über ihrem Kopf bildet.

„Nicht im Ernst? Du warst sie?"
Ich nicke leicht und zucke mit den Schultern, denn zu diesem Zeitpunkt wusste ich es nicht.
Mal im Ernst, wer hätte damit gerechnet, dass ich mit Dylan zusammen komme?

„Und was sitzt du dann hier? Er hat doch Geburtstag, oder nicht?" Ich nicke wieder, doch sage nichts weiter.
„Du bist komisch!", schüttelt Mari mit dem Kopf, sodass ihre Haare leicht mit schwingen.
„Du auch!", entgegne ich leicht grinsend.
„Ach, das weiß ich. Aber ich habe keinen Freund mit dem ich auf einer Party rumknutschen könnte. Du schon und um ehrlich zu sein, ist dieser noch verdammt heiß und trotzdem sitzt du hier!", sagt sie verständnislos, was mich zum Lachen bringt.

Doch ich erwidere nichts mehr darauf, was auch sie bemerkt und ein anderes Thema anfängt.
„Sag mal, das Mädchen, was dich da so fertig gemacht hat, kanntest du sie näher?", reißt sie mich wieder aus meinen Gedanken.
„Wir waren mal beste Freundinnen. Sie weiß Dinge, die mein Leben ruinieren können und ich kenne Dinge, die ihrs für immer vernichten könnten. Und auf der Party hat sie eines meiner größten Geheimnisse zur Schau gebracht!", erkläre ich ihr nüchtern, denn ich bin allmählich über sie hinweg.
Ich brauche nicht so eine Freundin, die nur andere verletzen will.

„Oh wow. Wie gemein von ihr!", murmelt das rothaarige Mädchen neben mir und es herrscht erstmals eine Stille zwischen uns. Sie hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass wir uns doch so gut kannten.
„Tja. Menschen verändern sich eben!", seufze ich und erhebe mich langsam, denn eigentlich wollte ich jetzt nicht über mein Leben oder über andere Menschen philosophieren.

Fake HonestyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt