DREIUNDSECHZIG

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Gerade als ich selbst das Schweigen brechen wollte, das definitiv unangenehm wurde, tat es mein Vater.
"Was? Schwanger? Ist das dein ernst? Von Harry?"
"Ja natürlich von Harry. Es war doch nicht geplant, aber es ist halt einfach passiert."
"Passiert ist passiert", sagte meine Mutter. "Aber heutzutage gibt es doch so viele Möglichkeiten. Eine Abtreibung vielleicht."
Ich starrte sie mit offenem Mund an. "Was hast du gerade gesagt, Mum? Ich soll bitte was tun?"
"Schätzchen, bedenk doch mal... Du bist noch so jung, du hast dein ganzes Leben noch vor dir, verbau es dir nicht."
"Tja, dumm für dich, dass man in Deutschland nur bis zur 12. Woche abtreiben kann."
Celi starrte meine Eltern genauso fassungslos an, wie ich mich fühlte.
"Es gibt Pflegeeltern, Adoptionen."
"Spinnst du? Ich werde mein Baby weder umbringen, noch hergeben und ich fasse es nicht, dass ihr sowas vorschlagt. Wer seid ihr nur? Ich erkenne euch nicht wieder."
"Wir wollen nur dein Bestes, Selina."
"Nein, Dad. Ihr wollt das einfachste. Und nicht für mich sondern für euch."
"Wie redest du denn mit mir? Ich bin dein Vater! Und dieser Styles kann was erleben, wenn ich den in die Finger kriege. Du wirst deine Zukunft garantiert nicht einfach wegwerfen."
Verletzt und wütend suchte ich nach den richtigen Worten und als ich keine fand, sah ich Celina hilfesuchend an.
Sie hielt weiterhin meine Hand und sah meine Eltern mit funkelnden Augen an.
"Ihr könnt doch nicht einfach bestimmen, was Lina mit dem Baby machen soll."
"Celina, das ganze geht dich doch..."
"Und ob mich das was angeht", unterbrach sie meine Mutter. "Ich bin ihre beste Freundin und das seit dem Kindergarten. Außerdem werde ich die Patentante des Kindes sein, was so viel heißt wie, jeder der dem Baby etwas antun will, bekommt es mit mir zu tun. Lina ist sowieso schon durcheinander genug, da braucht sie nicht auch noch Eltern, die sie runterziehen und fertig machen!"
Sie stand auf und zog mich hinter sich her, meine Eltern blieben sprachlos zurück.
"Danke", hauchte ich leise, als wir im Flur standen und lächelte sie mit Tränen in den Augen an. Ich hatte wirklich Glück mit ihr als Freundin.
"Gern. Warte hier."
Celi umarmte mich kurz, dann lief sie nach oben und kam mit meinem Koffer zurück. "Was soll das?"
"Wir zwei schlafen im Hotel. Lou hat mir eine Kreditkarte gegeben und du brauchst mal etwas Ruhe. Deine Eltern gingen gar nicht."
Ich nahm grinsend den Koffer entgegen und gemeinsam fuhren wir in die Stadt zu dem Hotel, in dem wir die Jungs das erste Mal privat getroffen hatten.
Im Zimmer ließ ich mich sofort aufs Bett fallen und schloss die Augen. Adoption. Pflegeeltern. Abtreibung. Ich konnte es noch immer nicht glauben, dass meine Mutter solche schrecklichen Dinge vorgeschlagen hatte. Schließlich war sie damals nur ein Jahr älter als ich es war. Und immerhin hatte ich einen Abschluss, einen sehr guten sogar. Also völlig mittellos stand ich definitiv nicht da, mal ganz davon abgesehen, dass Harry das gesamte Kinderzimmer in Gold kaufen könnte.
Ich war einfach nur enttäuscht von meinen Eltern. Mehr als alles andere aber, war ich verletzt.

In Love with Harry ✔️ (Harry Styles FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt