9. Hoffnungslos

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Ganz herzlichen Dank für über 100 Reads. Für eure fleißigen Votes und die super lieben und netten Kommentare. Ich freue mich wirklich sehr darüber :) Nun wünsche ich euch mit dem nächsten Kapitel viel Spaß ;)



Wir wurden unsanft aus den Schlaf gerissen, als die Tür knarrend aufgerissen wurde.

„Aufstehen ihr Pisser, aber zackig! Die kleine bleibt hier!" schrie uns einer der Männer an und ich bekam es mit der Angst zu tun. Was hatten sie mit ihnen vor? Ängstlich schaute ich sie an, doch Samu schenkte mir ein kurzes, kleines aufmunterndes Lächeln, bevor sie rausgingen.

„Für dich habe ich noch etwas Besonderes, aber dazu kommen wir später" grinste mich der Kerl anzüglich an und zog mich förmlich mit seinen Blicken aus, bevor auch er rausging und die Tür wieder zuknallte. Schluckend schaute ich ihm nach. Ich ahnte übles und mir wurde schlecht. Suchend schaute ich mich nach etwas um, womit ich meine Fesseln lösen konnte, doch hier war nichts. Es war eine kleine Kammer oder sowas ähnliches. Nur ein kleines Fenster brachte minimal Licht in den Raum. Aber es war viel zu klein, um das jemand hindurch klettern könnte. Es gab keine Möglichkeit zur Flucht. Mit meinen Gedanken war ich die ganze Zeit bei Samu und den anderen, hoffte, sie würden ihnen nichts tun. Verzweifelt versuchte ich die Fesseln zu lockern. Das Seil scheuerte dabei meine Handgelenke auf, doch ich biss die Zähne zusammen. Ich würde nicht aufgeben. Ich würde nicht aufhören zu kämpfen. Niemals.

Als ich es tatsächlich geschafft hatte, das Seil zu lösen, rieb ich meine blutenden Handgelenke und spähte vorsichtig aus das kleine Fenster. Ich sah eine riesige Feuerstelle, vermutlich machten sie dort Lagerfeuer abends. Ich sah vereinzelt ein paar Autos und Wohnmobile, dahinter schien eine Lagerhalle zu sein. Viele Männer lagen und sitzen herum, lachten und tranken oder reinigten ihre Waffen. Unmöglich für uns, unbemerkt an denen vorbeizukommen. Dafür waren es einfach zu viele. Langsam rutschte ich mit dem Rücken an der Wand herunter. Ich konnte mir nichts vormachen. Unsere Lage war hoffnungslos.

Gefühlte Stunden wurde die Tür wieder aufgerissen, erschrocken sah ich auf.

„Der hier ist noch in einem Stück. Falls man das noch so nennen kann" lachend schubste der Typ Mikko rein und knallte die Tür schwungvoll zu. Geistesgegenwärtig sprang ich auf und griff nach Mikko, um ihn nicht ungebremst auf den harten, kalten Boden aufknallen zu lassen. Stöhnend ließ er sich gegen mich fallen und langsam ließ ich mich mit ihm nieder. Er sah grauenvoll aus. Sein eines Augen war blutunterlaufen und komplett zugeschwollen. Seine Lippen waren aufgeplatzt und blutverschmiert, genauso wie seine Augenbraue. Leise stöhnend vor Schmerzen hielt er seinen Bauch und versuchte seinen Kopf von mir wegzudrehen.

„Was haben sie dir nur angetan..." flüsterte ich fast tonlos, doch laut genug, dass er mich gehört hatte.

„Geht schon" versuchte er mich aufzuheitern. Ich hielt es für besser, erstmal nicht darauf einzugehen.

„Leg dich hin und ruh dich aus" meinte ich leise und klopfte auf meine ausgestreckten Beine. Er kam meiner Bitte nach und betete seinen Kopf auf meine Beine. Sanft strich ich ihm durch die Haare und schwor mir in dem Moment, dass ich uns hier rausbringen werde. Egal wie.

Mikko schien eingeschlafen zu sein, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Zärtlich strich ich ihm weiter durch seine Haare, wohl um mich selber etwas zu beruhigen, doch dies klappte nur bedingt.

Es war schon lange dunkel, als nach und nach die anderen sprichwörtlich in die Kammer geworfen wurden. Sie sahen alle schlimm aus. Ich befürchtete, dass die sichtbaren Verletzungen noch die harmlosesten waren. Und ich konnte nichts tun, um ihnen zu helfen. Ich fühlte mich so hilflos. Als letztes kam Samu und er hielt seinen Arm komisch. Seine Schulter hing tiefer, als sie eigentlich sollte.

„Lass mich mal sehen" meinte Raul und schaute sich seinen Arm an, „Deine Schulter ist ausgekugelt. Wir müssen ihn wieder einrenken. Josie, ich werde das nicht schaffen. Du musst das machen."

„Okay... Was muss ich tun?" fragte ich. Sowas habe ich früher öfter mal im Fernsehen gesehen, aber ich musste es noch nie selbst tun. Vorsichtig stand ich auf, um Mikko nicht zu wecken.

„Wir legen Samu auf den Boden, danach muss er seinen Arm im 90° Winkel vom Körper weg spreizen. Dann musst du sein Handgelenk fest umgreifen und langsam, aber fest am Arm ziehen. So kann der Knochen relativ leicht wieder in die Gelenkpfanne gleiten. Man hört ein dumpfes Geräusch, wenn dies passiert ist. Wichtig ist, dass du langsam und gleichmäßig ziehst. Sobald die Schulter wieder eingerenkt ist, wird der Schmerz deutlich weniger. Hast du soweit alles verstanden?" fragte er mich, während er Samu dabei half, sich hinzulegen. Tief atmete ich mehrmals durch und kniete mich neben Samu.

„Du kannst das" lächelte mich dieser tapfer an, die Strapazen des heutigen Tages standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich nickte ihm zu. Raul hockte sich zu mir, um alles zu überwachen und weitere Anweisungen zu geben. Ich umfasste fest sein Handgelenk, sah ihm dabei in seine meeresblauen Augen und zog langsam an seinem Arm. Er verzog das Gesicht und biss sich auf seine ohne hin blutige Lippen. Ich zog weiter, bis das besagte dumpfe Geräusch zu hören war. Leise schrie Samu auf, vorsichtig streichelte ich sein Handrücken, bis er sich etwas beruhigt hat.

„Ich bring die Schweine um" knurrte ich leise und unbewusst.

„Wir würden dir nur zu gerne dabei behilflich sein. Aber in unserem Zustand... Josie, du musst uns etwas versprechen" meinte nun Riku leise und sah mir dabei fest in die Augen.

„Und das wäre...?" fragte ich zögerlich nach.

„Wenn du die Möglichkeit zur Flucht siehst, dann bitte fliehe. Flieh und sieh dich nicht um" erwiderte er leise, aber mit fester Stimme.

„Sag mal, spinnst du? Ich werde nirgendwo ohne euch hingehen. Das kannste knicken. Vergiss es. Schlagt euch das aus euren Köpfen" rief ich nun erbost. Wie kommen sie denn auf solche blöden Ideen?

„Josie, bitte. Versprich es uns. Fliehe. Renn so schnell du kannst und dreh dich nicht um. Bitte" flehte mich nun auch Samu leise an und ich kämpfte mit den Tränen. Das konnten sie unmöglich ernst meinen. Das konnten sie nicht von mir Verlangen. Und doch nickte ich. Leicht. Unmerklich. Und doch für sie sichtbar, während mir die Tränen heiß an den Wangen herabliefen.     

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt