34. Da kommt der Dickkopf durch

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Daryl's Perspektive

Ich fuhr mit einigen Metern Sicherheitsabstand hinter Josie und Aaron her. Genervt, dass wir noch keine Unterkunft für die Nacht gefunden hatten. Ihr Auto verschwand hinter einem Abhang und als ich diesen oben ankam, war ihr Auto mitten in eine Beißer Herde geknallt. Ich legte eine Bremsung hin, während sie Gas gab. Kurz danach war ihr Auto nicht mehr zu sehen.

„Verfluchte Scheiße" rief ich aus und wollte ihr folgen.

„Was tust du? Du musst umdrehen" erklärte Glenn.

„Vergiss es" knurrte ich und wollte Gas geben, als Glenn mir ins Lenkrad griff.

„Dreh um! Sofort! Das wäre sonst Selbstmord" erwiderte er bestimmend und fluchend drehte ich um und fuhr zurück, bevor uns die Beißer erreichten. Ich fuhr einige Meilen zurück, parkte am Straßenrand und stieg aus. Verzweifelt raufte ich mir durch die Haare.

„Wir müssen zurück" erklärte ich Glenn, als dieser auch ausgestiegen ist.

„Geradewegs in die Herde hinein? Auf keinen Fall! Wir können gerade nichts für sie tun" erwiderte er und lehnte sich an den Pickup.

„Nichts für sie tun? Bist du bescheuert?" knurrte ich ihn an. Erschlagen hob er seine Hände hoch und ich schnappte mir das Walkie-Talkie.

„Aaron? Josie? Könnt ihr mich hören?" sprach ich hinein und wartete ungeduldig ab, doch es kam keine Antwort. Ich versuchte es noch ein paar Mal, doch es blieb stumm.

„Es wäre besser, wenn wir uns verstecken und abwarten, bis die Herde vorbeigezogen ist" meinte Glenn nachdenklich.

„Ich werde ganz gewiss nicht seelenruhig abwarten, während sie Hilfe brauchen. Ich gehe sie jetzt suchen! Komm mit oder lass es" knurrte ich und nahm meine Armbrust. Ich ging seitlich in den Wald hinein, um die Herde zu umgehen. Ich hörte Glenn seufzen und vernahm dann deutlich seine Schritte hinter mir. Doch ich wartete nicht auf ihn. Ich wollte niemanden mehr verlieren. Zu viele musste ich schon gehen lassen. Zu viele sind vor meinen Augen gestorben. Das würde ich nicht noch einmal zulassen. Immer wieder rief ich sie leise durch das Walkie-Talkie, doch nach wie vor blieb es stumm.

„Shit" fluchend kickte ich einen Ast beiseite und sofort hörte ich das röcheln auf meiner linken Seite. Noch während ich mich zu ihm umdrehte, legte ich meine Armbrust an und drückte ab. Schnell zog ich den Pfeil aus dessen Kopf, wischte ihn an meine Hose ab und lief weiter. Immer seitlich zur Straße. Als die Herde dort näherkam, verzogen wir uns weiter in den Wald hinein, behielten das Tempo aber vor. Ich wollte so schnell wie möglich zu ihnen. Jede Sekunde zählte.

„Was ist, wenn sie es durch die Herde hindurch geschafft haben?" fragte Glenn.

„Dann würden sie auf uns warten" brummte ich. Dessen war ich mir sicher. Vor allem bei Josie. Oft genug hatte sie mir vor ein paar Tagen im Wald gesagt, dass sie niemanden zurücklässt. Auch Carl und Judith hat sie nicht zurückgelassen.

Mittlerweile waren wir auf dem Abhang angekommen und schlichen vorsichtig zur Straße hin. Nur ein paar Nachzügler der Herde waren noch hier. Wütend jagte ich ihnen Pfeile in den Kopf, während Glenn sie mit dem Messer erledigte. Suchend schauten wir uns um.

„Ich sehe das Auto nicht" meinte Glenn.

„Dann suchen wir weiter" ich sah mich auf der Straße um. Blutige Autoreifen zeigten ihren Weg den Abhang hinunter. Schnell folgte ich ihnen, während mir Glenn nachrannte.

„Dort. Am Baum" rief er mir zu und zeigte zum Pickup der frontal in einen Baum geknallt ist. Das sah nicht gut aus. Ich sprintete zur Fahrertür und riss diese auf.

„Josie? Aaron?" rief ich, doch das Auto war leer, allerdings klebte am Lenkrad Blut. Es war noch relativ frisch. Rufend sah ich mich um.

„Sie haben nichts mitgenommen. Das Walkie-Talkie liegt hier. Ihre Rucksäcke. Selbst ihre Jacken liegen noch auf der Rückbank. Und es wird dunkel" erklärte Glenn leise.

„Sie leben" erwiderte ich lediglich und stopfte ihre Jacken und das Walkie-Talkie in die Rucksäcke. Dann schulterte ich diesen zusammen mir Josie ihrer Armbrust, während Glenn wichtige Vorräte in einen anderen Rucksack stopfte. Suchend schaute ich mich nach Spuren um.

„Es waren dutzende Beißer hier" erklärte ich. Es war schwer, hier die richtigen Spuren zu deuten. Schwer, aber nicht unmöglich. Die meisten Spuren führten Kreuz und quer, doch nach einer Weile entdeckte ich zwei paar Fußspuren, die in den Wald führten.

„Sie sind in den Wald. Und wurden verfolgt" klärte ich Glenn auf und folgte den Spuren.

„Sie sind flink. Sie haben sie sicher abgehängt" meinte Glenn, während er mir folgte. Bei dem Gedanken daran, dass es anders sein könnte, wurde mir schlecht. Sie müssen es geschafft haben. Was anderes konnte nicht sein. Was anderes durfte nicht sein. Ich will niemanden mehr verlieren. Niemanden.

„Das hat uns gerade noch gefehlt" meinte Glenn, als er besorgt in den Himmel schaute. Es fing an zu schneien und somit war es bedeckt.

„Verfluchte scheiße" knurrte ich. Der Schnee würde wichtige Spuren zerstören und ohne Mondlicht würde es zu dunkel zum Suchen sein.

„Wir müssen Unterschlupf suchen. Im Dunkeln bringt es nichts. Gleich morgen früh suchen wir weiter" erklärte Glenn und ließ keinen Wiederspruch zu. Ich wusste im Grunde, dass er Recht hatte, doch eingestehen wollte ich es mir trotzdem nicht.


Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt