15. Befragung oder ein nettes Essen?

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Bei Rick im Wohnzimmer wurde ich freudig angequietscht. Erfreut nahm ich Judith auf den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, als ich die anderen bemerkte.

„Joseline, ich möchte dir gerne noch ein paar Leute vorstellen. Das hier sind Glenn und Michonne" Rick zeigte auf die beiden. Michonne nickte mir nur kurz zu und nahm mir leider gleich Judith wieder ab. Ihr Blick zeigte Misstrauen und das konnte ich ihr nicht verübeln. Ging es mir doch nicht anders. Glenn dagegen schüttelte lächelnd meine Hand und sein Blick war freundlich und aufgeschlossen. Carl rief zum Essen und wir setzten uns alle an den Esstisch. Ungläubig schaute ich in die Töpfe.

„Das ist selbstgekocht..." murmelte ich mehr zu mir selber, als zu den anderen, woraufhin Maggie leise lachte.

„Oft gibt es bei uns auch nur Essen aus der Dose. Je nachdem, wie die Ausbeute bei den Touren ist. Aber manchmal wird auch richtig gekocht. Und wenn Daryl bei der Jagd Glück hat, gibt es sogar Fleisch" lächelte mich Maggie an und füllte von jedem den Teller. Vorsichtig probierte ich und seufzte leise auf. Das war seit Jahren das leckerste, was ich gegessen hatte.

„Magst du uns ein wenig von dir erzählen? Wo kommst du her? Warst du von Anfang an mit deiner Gruppe unterwegs?" fragte Rick mich, während wir uns alle das Essen schmecken ließen. Ich konnte Michonnes Blick auf mich spüren.

„Ursprünglich komme ich aus Deutschland. Ich habe in Miami mit meinen Freundinnen Sara und Laura Urlaub gemacht, als das ganze losging. Laura hat es nicht aus Miami hinausgeschafft. Sara und ich waren einige Wochen zusammen unterwegs, bis wir auf eine andere Gruppe gestoßen sind... Sara hat es nicht geschafft und ich bin später alleine von dort geflohen. Im Laufe der letzten drei Jahre habe ich immer wieder Menschen getroffen. Einige davon leben nicht mehr und andere waren böse, dass ich mich schnell wieder von ihnen löste. Meine jetzige Gruppe habe ich vor ungefähr zwei Monaten getroffen. Sie haben mich vor dem Erfrierungstot bewahrt und seitdem sind wir zusammen unterwegs. Sie kommen ursprünglich aus Finnland. Wir wissen also alle nicht, was mit unseren Familien ist. Ob sie noch leben oder ob sie von der ganzen Scheiße verschont worden sind. Das werden wir wohl nie erfahren" erklärte ich leise und senkte meinen Blick.

„Hattet ihr ein Ziel oder wart ihr nur unterwegs, um in Bewegung zu bleiben?" fragte Rick mich weiter.

„Wir waren ursprünglich auf den Weg nach Washington. Waren vor ein paar Wochen auch kurz vor unserem Ziel, aber sämtliche Straßen dorthin waren von Männern versperrt. Wir versuchten immer wieder andere Wege, doch wir hatten keine Chance..." erklärte ich weiter.

„Was ist dann passiert" fragte mich Maggie und ich musste unmerklich schlucken. Kurz schaute ich zu Carl, dann schaute ich Maggie an.

„Sie haben uns geschnappt. Sie haben uns alles abgenommen. Die beiden Autos. Unsere ganzen Vorräte, Kleidung, Waffen. Einfach alles. Sie haben uns in eine kleine, kalte und dunkle Kammer gesperrt. Meine Gruppe wurde täglich grün und blau geschlagen, wie man sieht... Dann wurde ich zum Essen von ihrem Anführer eingeladen. Dort habe ich auch Carl kennengelernt. Ich konnte mit ihm einen Deal aushandeln. Judith und Carl sind zu meiner Gruppe in die Kammer gekommen, keiner von ihnen wurde mehr angerührt und ich... nun... ich habe mich um den Anführer gekümmert" erklärte ich kurz und senkte wieder den Kopf. Wieder sah ich all die Bilder vor mir.

„Was musstest du für ihn machen" fragte mich Maggie nun leise, doch ich schwieg beharrlich.

„Sie hat sich garantiert mit ihm verbündet und Erkundschaften nun unseren Ort aus, um mit uns dasselbe zu machen" warf Michonne ein und ich starrte sie entsetzt an. Das konnte sie doch nicht ernsthaft glauben?

„Das ist nicht wahr, Michonne. Sie ist keine von denen. Außerdem wären Judith und ich dann nicht hier und ihre Gruppe sicher auch nicht. Sie haben uns beschützt. Sie haben uns ihr Essen gegeben. Ihre Jacken, damit wir nicht frieren" warf Carl aufgebracht ein.

„Ganz ruhig Carl. Wir sind nur vorsichtig. Du weißt, dass wir das sein müssen" versuchte Rick Carl zu beruhigen, doch dieser starte ihn nur sauer an.

„Mich würde aber auch interessieren, was du für ihren Anführer machen musstest" erklärte mir nun Rick und ich starrte meinen leeren Teller an. Ich wollte nicht darüber reden. Ich wollte das, was dort passiert ist, nur vergessen. Nicht ständig daran erinnert werden.

„Danke für das Essen, aber ich muss jetzt gehen" erklärte ich, ohne sie anzuschauen. Ich stand auf, nahm meine Jacke und ging raus. Tief inhalierte ich die kalte Luft in meine Lungen.    

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt