Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)

36. Der erste Liebeskummer

Flashback

„Mach bitte die Tür auf" hörte ich Marcel durch meine Tür hindurch.

„Bitte. Wir wollen kuscheln" klopfte nun auch Pascal bittend an meine Tür. Zum allerersten Mal hatte ich meine Tür abgeschlossen. Sie aus meiner Welt ausgeschlossen. Wollte sie gerade nicht um mich haben. Tat es auch noch so weh. Aber sie sollten mich so nicht sehen. Sie dürften mich so nicht sehen.

„Ich haue den Jungen. Keiner darf dir weh tun!" rief nun Marcel erbost und ich konnte deutlich hören, wie er mit dem Fuß aufstampfte. Doch dies ließ meine Tränen nur noch mehr laufen.

„Wir dürfen keinen hauen. Das macht man nicht" erwiderte Pascal und ich ahnte, dass er wie immer seinen kleinen Lockenkopf dazu heftig schüttelte. In solchen kurzen Momenten machte es sich bemerkbar, dass er der ältere von den beiden war. Auch wenn er nur ein Jahr älter als Marcel war.

„Aber der Junge ist doof!" meinte Marcel aufgebracht, als ich nun eine weitere Stimme vernahm.

„Du hast ein wenig Recht Marcel. Er hat mit seinem Verhalten Josie sehr weh getan und sowas macht man nicht. Aber das ist kein Grund, dass wir jemanden hauen, okay? Sie hat ihren ersten Liebeskummer und so etwas ist für die betreffende Person schmerzhaft" erklärte Papa ihnen.

„Sie hat aua? Dann müssen wir ganz doll pusten" warf Marcel dazwischen und ich ließ mich weinend, auf der anderen Seite von der Tür hinab gleiten. Pusten. Wenn das mal so einfach wäre, kleiner Mann.

„Ja, das tut weh. Aber das sind keine körperlichen Schmerzen. Das tut im Herzen weh. Aber auch dieser Schmerz wird vergehen. Sie braucht nur ein bisschen Zeit für sich alleine. Was haltet ihr davon, wenn wir in den Garten gehen und ein bisschen Fußball spielen?" fragte Papa die Jungs, vermutlich um sie abzulenken.

„Jaaaa" rief Pascal und klopfte noch einmal an meine Tür, „Wir sind im Garten, aber wenn du uns brauchst, dann brauchst du nur ganz laut rufen" und mit diesen Worten hörte ich ihn die Treppe runter flitzen.

„Genau. Du brauchst nur rufen. Nachher puste ich ganz doll dein Herz, dann hast du kein Aua mehr. Hab dich gaaaanz doll lieb!" flüsterte Marcel durch die Tür hindurch und flitzte seinem großen Bruder hinterher.

„Dankeschön Papa" schniefte ich leise und lehnte meinen Kopf gegen die Tür.

„Im Eisfach steht eine große Packung Eis und in der Vorratskammer liegt Schokolade. Habe gehört, dass soll ganz gut dagegen helfen. Und wenn es dir hilft, können wir auch seine Sachen verbrennen. Vielleicht hilft dir das beim verarbeiten und vergessen" erwiderte er leise und ich musste kurz schmunzeln. Ich hatte wirklich den besten Papa der Welt. Obwohl meine Eltern immer viel arbeiten mussten, versuchten sie doch immer für uns da zu sein. Nachdem ich mir sicher war, dass sie draußen im Garten waren, schlich ich hinunter in die Vorratskammer und holte mir die Schokolade. Papa wusste immer genau, was ich brauchte. Leise schlich ich wieder hoch und verkroch mich essend ins Bett. Ich schaute mir das Foto von Ben und mir an. Es ist letzte Woche auf der Kirmes entstanden, dort hatte er einen großen Teddy gewonnen und mir diesen geschenkt. Nur um mir heute mitzuteilen, dass er eine neue Freundin hatte. Jungs sind so blöd.

Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück runterging, hatte ich den Teddy und das Foto in der Hand.

„Papa? Können wir die Feuerstelle anmachen?" fragte ich ihn leise.

„Natürlich" und ging schon hinaus in den Garten, um sich um das Feuer zu kümmern. Ich folgte ihm und schmiss das Foto und den Teddy hinein, als das Feuer brannte.

„Auf Wiedersehen Ben!" flüsterte ich leise und Papa legte seinen Arm um mich. Leise weinend kuschelte ich mich an ihn.

„Du bist ein wundervolles Mädchen. Liebenswert und fröhlich. Aufgeweckt und wissbegierig. Humorvoll und wunderschön. Eines Tages wirst auch du dem Mann begegnen, der es täglich schafft, dir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und der dein Herz berührt" meinte er leise und drückte mich an sich. Ich schlang meine Arme um ihn und zusammen schauten wir in die Feuerstelle, bis sie nur noch glühte. Es war ein gutes Gefühl. Es tat immer noch weh, aber ich fühlte mich schon viel besser.

Flashback Ende