Ich wurde durch laute Stimmen geweckt. Blinzelnd öffnete ich die Augen. Ich lag noch immer an Daryl seiner Brust. Doch Carl lag nicht mehr neben mir und das Auto stand.
„Was ist los?" fragte ich verschlafen.
„Rick, Michonne und Carl streiten sich. Michonne möchte unbedingt, dass er Zuhause schläft, aber Carl möchte lieber bei dir schlafen" erklärte er leise.
„Oh..." erwiderte ich bedrückt. Ich möchte nicht, dass sie sich wegen mir streiten. Das macht es doch für Carl auch nicht besser. Aber ich wollte mich auch nicht einmischen, dazu hatte ich vermutlich kein Recht. Und ich wollte es nicht noch schlimmer machen. Geknickt ließ ich den Kopf hängen und überlegte, was ich machen konnte. Doch mir fiel beim besten Willen nichts ein. Ich schaute aus dem Fenster und sah zu Rick. Er schaute mich hilfesuchend an, nun konnte ich nicht mehr anders. Ich stieg aus und stellte mich zu Rick.
„Was ist das Problem?" fragte ich ihn.
„Du bist das Problem" fauchte mich Michonne an.
„Weil...?" wollte ich genauer wissen.
„Du nimmst uns Carl weg. Seit du da bist, dürfen wir ihm nicht mehr zu nahekommen. Er verschließt sich uns vollkommen. Flüchtet regelrecht vor uns. Will nur noch bei dir sein. Am liebsten würde er sofort zu dir ziehen" erklärte sie sich.
„Siehst du das genauso?" fragte ich Rick, als ich aus den Augenwinkeln sah, dass Daryl sich zu Carl stellte, der ziemlich mitgenommen aussah. Rick ging ein paar Schritte und stellte sich etwas abseits hin. Ich folgte ihm.
„Ja und nein. Ich weiß, dass ihn etwas bedrückt. Dass etwas sehr Schweres auf seinen Schultern lastet. Anscheinend möchte er sich nicht von uns helfen lassen. Das muss ich akzeptieren. Ob ich möchte oder nicht. Es stimmt. Seit ihr ihn mir wiedergebracht habt, ist er am liebsten nur noch bei dir. Ich weiß nicht, warum das so ist. Aber du tust ihm gut. Ich möchte doch nur, dass es ihm gut geht" erklärte er leise.
„Rick. Carl ist dein Sohn. Ich würde ihn dir niemals wegnehmen. Auch Michonne nicht. Aber ich werde mich nicht gegen ihn stellen, wenn er zu mir möchte. Er ist alt genug, um Entscheidungen selber zu treffen. Wenn er zu mir möchte, werde ich ihn mit offenen Armen empfangen. Werde ihm eine sehr gute Freundin sein. Werde ihn auffangen und stützen. Werde ihm den Rücken stärken und neue Hoffnung schenken. Werde ihn ablenken und zum Lachen bringen. Aber ich werde ihn nicht zurückweisen" erwiderte ich leise aber deutlich.
„Ich weiß, dass du ihn uns nicht wegnehmen möchtest. Ich weiß auch, dass nichts zwischen euch läuft, wie es hier erzählt wird. Ich vertraue Carl und ich vertraue dir. Aber ich kann auch Michonne verstehen. Wir waren solange zusammen unterwegs. Sie vermisst ihn" erklärte er.
„Ich kann euch auch verstehen. Glaube mir, mir würde es an eurer Stelle genauso gehen. Aber was bringt es Carl, wenn ich nein sage? Was bringt es Carl, wenn er bei euch ist, obwohl er es gar nicht möchte? Was bringt es Carl, wenn wir gegen seinen Willen entscheiden? Gar nichts. Es würde alles nur noch schlimmer machen. Mich stört es nicht, wenn er bei mir ist. Ganz im Gegenteil. Ich habe ihn sehr gerne um mich. Und wer weiß, vielleicht kann er sich eines Tages öffnen, wenn er spürt, dass ihn niemand bedrängt. Wenn er spürt, dass wir seine Wünsche und Bedürfnisse respektieren" versuchte ich ihm meinen Standpunkt klar zu machen. Sichtlich geknickt ließ er den Kopf hängen. Ich wusste, dass er sowas nur schwer zulassen konnte und doch nahm ich ihn in den Arm.
„Ich werde immer sehr gut auf ihn aufpassen. Ihm wird es an nichts fehlen. Ich würde mein Leben für ihn geben" flüsterte ich leise.
„Danke..." erwiderte er leise und drückte mich kurz, bevor er sich von mir löste und zurück zu Carl ging, um mit ihm zu reden.
„Alles okay?" fragte mich Daryl leise, der plötzlich neben mir stand.
„Gott, Daryl. Schleich dich doch nicht immer so heran" schimpfte ich ihn leise, „Das wird sich noch herausstellen".
„Das kann doch nicht dein Ernst sein" fauchte Michonne Rick an und stampfte wütend ins Haus. Rick nickte mir zu und ging ebenfalls mit Carl ins Haus.
„Ihr werdet wohl keine Freunde mehr" grinste Daryl schief.
„Damit muss ich leben" erwiderte ich grinsend und zündete mir meine letzte Kippe an. In den letzten Tagen hatte ich wieder mehr geraucht. Keine fünf Minuten später kam Carl mit einer kleinen Reisetasche raus und kam zu uns. Ich glaubte für einen Augenblick, dass er Schmerzen hat, doch konnte ich nun nichts mehr davon in seinen Augen erkennen.
„Ich gehe eben zur Krankenstation und erkundige mich nach den anderen. Dann komme ich dir Bescheid sagen" und mit diesen Worten war Daryl schon weg. Ich nahm Carl die Tasche ab.
„Ziehst du bei mir ein?" fragte ich ihn schmunzelnd.
„Dad hat es erlaubt. Er sagte, für dich wäre das okay" erwiderte er leise.
„Deine dreckige Wäsche räumst du aber selber auf" grinste ich ihn schief an und lief mit ihm zu unserem Haus. Erleichtert atmete er neben mir aus.
„Geht klar" grinste er. Im Haus wurden wir schon von Samu empfangen. Stürmisch zog er uns in eine feste Umarmung, die ich nur zu gerne erwiderte, wogegen Carl sie etwas steif über sich ergehen ließ.
„Ich bin so froh, dass es euch gut geht. Sami hat mir schon alles erzählt. Ich bin hier fast verrückt geworden" meinte er verlegen grinsend.
„Alles gut großer. Aber jetzt brauche ich mein Bett. Wir reden später, okay?" erwiderte ich und löste mich von ihm. Nickend öffnete er Daryl die Tür, als dieser klopfte.
„Sasha ihre Schnittwunde wurde genäht. Eugene jammert wie ein Mädchen. Mikko steht durch das Morphium völlig neben der Spur, aber allen dreien geht es gut. Heath hat es leider nicht geschafft" erzählte er.
„Scheiße. Das tut mir leid" flüsterte ich betroffen. Ich hatte ihm nicht helfen können.
„Du hast alles versucht" brummte er nachdrücklich. Konnte er Gedanken lesen?
„Ruht euch aus" befahl er und ging wieder raus.
„Schlaf gut" rief ich ihm noch nach, gab Samu einen Knutscher und ging mit Carl nach oben ins Zimmer. Meine Gliedmaßen fühlten sich schwer wie Blei an. Müde und erschöpft schnappte ich mir meine Sachen und ging mich im Bad fertigmachen. Kurz danach betrat ich wieder das Zimmer, wo Carl nur in Boxershorts stand und sich gerade seine Schlafsachen anziehen wollte. Panisch und ängstlich schaute er mich an und ich schaute entsetzt an seinem Körper herab.
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...