Hektisch atmend spürte ich Hände an meinem Körper. Hände, die nicht meine sind. Sie berührten mich. Spürte die Wärme, die von ihnen ausging. Sie wollten mich festhalten, doch ich schlug sie weg. Wehrte mich. War in mir gefangen. Konnte nicht raus.
Hörte eine Stimme. Immer und immer wieder dieselbe Stimme. Sie schien etwas zu rufen. Oder jemanden zu rufen. Konnte es nicht erkennen. Konnte es nicht verstehen. Alles um mich herum war schwarz. Dunkel und verschwommen. Wie ein dichter Nebel, der sich nicht lichten wollte.
„Josie?" rief jemand. Nur verzerrt nahm ich die Stimme wahr. Kannte ich sie? Vertraute ich ihr?
„Josie... Du machst mir Angst! Was ist mit dir?" vernahm ich leise. Traurig. Die Stimme klang traurig und verzweifelt. Wieder berührten mich Hände. Vorsichtig, als könnten sie mir wehtun. Drückten mich an etwas Warmes. Konnte ein Herz fühlen. Schnell schlug es. Viel zu schnell.
„Mach die Augen auf Josie... Ich bin es, Carl. Du hast nur geträumt. Komm schon" flüsterte es eindringlich an meinem Ohr und schwerfällig öffnete ich die Augen. Sah mich blinzelnd um, während sich mein Puls normalisierte. Ich hang in Carl seinen Armen. Fest drückte er mich an sich. Seine blauen Augen ruhten ängstlich auf mich.
„Carl... Was ist passiert?" fragte ich ihn leise.
„Ich glaube, du hast schlecht geträumt. Hast dich heftig hin und her gewälzt. Ich wollte dich wecken, doch du hast immer wieder leise „Nein" geschrien und um dich geschlagen. Auch, als ich dachte, du bist wach..." erwiderte leise.
„Was...? Scheiße, dass tut mir leid. Ich habe deine Hände gespürt. Konnte deine Stimme hören. Habe dein Herz schlagen gefühlt. Aber irgendwie, ich weiß auch nicht. Es war, als wenn ich im Traum gefangen wäre und nicht raus konnte. Es tut mir leid. Habe ich dir wehgetan?" erkundigte ich mich leise. Musste ich doch an seine ganzen Verletzungen denken.
„Nein, nein. Alles gut. Wirklich. Wusste nur nicht so genau, was ich machen soll" erwiderte er leise und grinste mich kurz verlegen an.
„Du hast alles richtiggemacht. Du hast mich da rausgeholt. Ich bin wieder hier" lächelte ich ihn an und spürte, wie er erleichtert ausatmete. Wir legten uns wieder richtig hin und hielten uns gegenseitig fest. Gaben uns einander Kraft und Halt. Ich fühlte mich sicher. Ich war hier sicher. Er würde mir niemals etwas tun. Es war nur ein Traum. Ein Alptraum. Ein unangenehmer Teil meiner Vergangenheit. Vergangenheit heißt, es war vorbei. Ich hatte es geschafft. Wir hatten es geschafft. Wir waren in Sicherheit. Immer wieder rief ich mir das ins Gedächtnis, bis ich nach einer Weile seinen gleichmäßigen Atem vernahm und auch meine Augen wieder zufielen.
Es war kalt. Mir war kalt. Automatisch suchte meine Hand nach Carl, um mich wieder anzukuscheln. Tastete im Halbschlaf das halbe Bett ab, doch der warme Körper war nicht da. Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah mich um. Er saß am Fußende auf dem Bett und ich sah, dass er das Gel in seinen Händen hielt.
„Warte, ich helfe dir" flüsterte ich verschlafen und krabbelte über das Bett zum ihm. Vorsichtig cremte ich seinen geschundenen Körper ein, während er sich auf die Unterlippe biss. Er hatte das nicht verdient. Er sollte nicht so aussehen. Er sollte nicht so leiden müssen.
„Hast du schon ausgeschlafen?" fragte ich ihn, als ich fertig war und half ihm vorsichtig beim Anziehen.
„Nicht wirklich. Aber ich habe Hunger" grinste er mich schief an.
„Essen ist eine verdammt gute Idee" erwiderte ich grinsend. „Ich mache uns eben was und dann gehen wir zu Denise, okay? Dann hast du es hinter dir und vielleicht kann sie uns was darüber sagen, wie es Ron geht" erklärte ich ihm und ging mit ihm runter in die Küche. Ich wusste, dass er nicht zu Denise wollte. Aber ich musste einfach sichergehen, dass er keine inneren Verletzungen hat. Schweigend schlangen wir das Essen regelrecht herunter. Hatten wir doch gestern nach unserer Ankunft in Alexandria gar nichts mehr gegessen. Danach half er mir beim Abwaschen und ich konnte ihm endlich wieder ein grinsen entlocken, als ich ihn etwas Nass spritzte.
Bei Denise angekommen, erkundigten wir uns zuerst nach den Verletzten.
„Sasha und Eugene sind in ein paar Tagen wieder fit. Bei Mikko wurde die Kugel komplett entfernt und ich habe ihn gestern noch genäht. Er schläft viel durch den Blutverlust, aber er wird wieder. Er sollte seinen Arm in nächster Zeit schonen und regelmäßig den Verband wechseln" erklärte Denise.
„Gott sei Dank. Was ist mit Ron? Ihn habe ich mir gestern gar nicht angesehen" erwiderte ich schuldbewusst, als mir das Bewusst wurde. In dem ganzen Trubel ist das vollkommen untergegangen.
„Er hat ein paar Hämatome und leichte Schnittverletzungen. Nichts Gravierendes" erklärte sie und ich konnte das kaum glauben. Warum kam er im Gegensatz zu Carl so glimpflich davon? Ich sah Carl fragend an, doch er zuckte nur mit den Achseln. Hm, irgendwas stimmte da doch nicht, oder sollte ich mich täuschen?
„Denise? Können wir bei Carl einen Ultraschall machen? Ihm haben sie übel mitgespielt und ich möchte sicher sein, dass er keine inneren Verletzungen hat" erklärte ich ihr.
„Klar. Dann zieh dich mal aus" wandte sie sich an Carl, woraufhin dieser blass wurde. Schnell nahm ich seine Hand, drückte sie und erklärte Denise, wie wir uns das vorgestellt hatten.
„Dann ziehe ich den Vorhang vor die Liege. Dann seid ihr unter euch und ich schiebe mir den Monitor davor hin. Dann kann ich mir das ganz in Ruhe anschauen" erwiderte sie und zog den Vorhang um die Liege. Aufmunternd lächelte ich Carl an, dieser zog sich obenrum aus und legte sich auf die Liege. Ich verteilte etwas von dem Ultraschallgel auf das kleine handliche Gerät und schaute Carl an.
„Es wird sicher gleich was kalt. Ich versuche ganz vorsichtig zu sein" flüsterte ich leise und drückte so sanft wie möglich das Gerät auf seinen Bauch. Scharf zog er die Luft ein und biss sich dann auf seine Unterlippe.
„Ich versuche mich zu beeilen" erklärte ich leise. Tat es mir selber doch weh ihn so leiden zu sehen. Denise gab mir Anweisungen, was ich machen sollte und erklärte nebenbei, was sie sieht. Vom Herzen, Leber, Milz, Nieren über die Gallenblase bis hin zur Schilddrüse wurde alles genau untersucht.
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...