16. Carl

1.3K 64 8
                                    

333 Reeders <3 Ich bin ganz überwältig :) Wieder einmal wird es Zeit, euch für eure Votes und die mega lieben Kommentare zu danken. Ich bin jedesmal ganz hin und weg :) Weiter gehts ;)

„Joseline, bitte warte" hörte ich Carl rufen, und blieb zögerlich stehen, „Geh noch nicht. Bitte. Wir müssen uns ja nicht wieder zu ihnen setzten" flehte er mich leise an, ohne mich anzusehen. Ich sah ihn lange an, bis auch er seinen Blick hob. Seine blauen Augen, Traurigkeit und Verzweiflung konnte ich in ihnen erkennen.

„Lass uns wieder reingehen" meinte ich leise zu ihm und er lächelte mich kurz an. Wir gingen wieder ins Haus, er nahm meine Hand und zog mich mit hoch in sein Zimmer, ohne dass wir den anderen etwas sagten.

„Ich weiß, ist nicht das beste Zimmer für einen Jungen wie in meinem Alter" meinte er leise entschuldigend und setzte sich aufs Bett.

„Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen, immerhin hast du ein Zimmer. Das ist heutzutage schon Luxus und du kannst dich immer zurückziehen, wenn du Zeit für dich brauchst. Außerdem schaut es doch ganz cool aus" meinte ich aufmunternd und setzte mich zu ihm, doch er zuckte nur mit den Achseln.

„Magst du mir erzählen, was dich bedrückt?"

„Nein. Alles okay" erwiderte er schnell. Viel zu schnell. Ertappt schnell. Doch ich wollte ihn nicht bedrängen.

„Okay. Aber wenn du doch mal reden möchtest, kannst du gerne zu mir kommen" lächelte ich ihn sanft an und er nickte nur, während er den Boden anstarrte. Sein Körper bebte immer wieder ganz leicht auf, weinte er?

„Carl..." langsam legte ich die Arme um ihn und wartete kurz ab, ob er es zulässt. Doch er wehrte sich nicht dagegen, so drückte ich ihn sanft an mich. Ein paar Minuten verstrichen so, dann schlang er schluchzend seine Arme um mich, während er sein Gesicht in meiner Halsbeuge versteckte. Deutlich merkte ich die Tränen an meinem Hals und auf meiner Schulter, doch ich drückte ihn nur fester an mich.

„So ist es gut. Lass alles raus. Das wird dir guttun" flüsterte ich leise und strich ihm über den Rücken. Er brauchte lange, bis er sich etwas beruhigt hatte, doch ich hielt ihn weiter im Arm und auch er machte keine Anstalten, sich von mir zu lösen. Langsam ließ ich mich mit Carl im Arm nach hinten aufs Bett fallen, als er sich beruhigt hat und er kuschelte sich an mich.

„Geht es wieder?" fragte ich leise, während ich ihm weiterhin beruhigend über den Rücken streichelte.

„Wirst du gehen, wenn ich ja sage?" flüsterte er kaum hörbar.

„Nicht, wenn du es nicht möchtest" erwiderte ich leise und deckte uns ein wenig zu. War es schließlich tiefster Winter und eine Heizung gab es nicht.

„Bleib..." kam nur leise als Antwort und er legte seine Arme noch ein wenig fester um mich.

„Ich bleibe gerne bei dir. Nun schließe deine Augen und versuche ein bisschen zu schlafen" meinte ich leise und spürte, dass er leicht den Kopf schüttelte. Sanft strich ich ihm durch die Haare und fing leise an, ein deutsches Schlaflied zu singen.

"Weißt du wieviel Sternlein stehen
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wieviel Wolken gehen
weithin über alle Welt?
Gott der Herr hat sie gezählet,
dass ihm auch nicht eines fehlet
an der ganzen großen Zahl.

Weißt du wieviel Mücklein spielen
in der heißen Sonnenglut,
wieviel Fischlein auch sich kühlen
in der hellen Wasserflut?
Gott der Herr rief sie mit Namen,
dass sie all ins Leben kamen,
dass sie nun so fröhlich sind.

Weißt du wieviel Kinder frühe
steh'n aus ihrem Bettlein auf,
dass sie ohne Sorg und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen,
kennt auch dich und hat dich lieb."

Immer wieder sang ich es leise, bis seine Atmung ruhig und gleichmäßig war. Er war wohl doch eingeschlafen, vermutlich hatte er kein Wort von dem Lied verstanden, aber das ist auch nicht so wichtig. Lange blieb ich liegen und streichelte seinen Rücken, bis auch mir die Augen zufallen.

„Schaue dir das an Rick. Sie zieht Carl auf ihre Seite. Ich habe kein gutes Gefühl bei ihr" hörte ich Michonne leise im Halbschlaf, doch waren meine Augen viel zu schwer, um sie zu öffnen.

„Carl weiß, was er tut. Außerdem hat sie ihm das Leben gerettet" erwiderte Rick leise und ich spürte, wie mir jemand meine Stiefel auszog.

„Sie macht sich an ihm ran. Sie ist doch mindestens 10 Jahre älter als Carl, wenn nicht sogar 15 Jahre. Das kannst du doch nicht zulassen" meinte Michonne aufgebracht.

„Sie liegen komplett angezogen im Bett. Was ist denn schon dabei? Vielleicht haben sie geredet und sind dabei eingeschlafen" erklärte Rick leise und ich spürte, wie uns jemand richtig zudeckt, dann hörte ich nur noch, wie die Tür leise ins Schloss fiel und war wieder eingeschlafen.

Ich wurde wieder wach, als ich ein leises Wimmern vernahm. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich realisierte, dass dieses von Carl kam. Er wand sich im Bett hin und her. Seine Haare klebten ihm verschwitzt im Gesicht. Immer wieder sagte er „Nein" und schlug dabei leicht um sich.

„Hey Carl, wach auf. Das ist nur ein Albtraum" vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter und nur kurz danach saß er senkrecht im Bett und schaute sich panisch um. Seine Atmung ging schnell und unregelmäßig.

„Pssssht. Alles ist gut. Du bist in Sicherheit. Das war nur ein schlechter Traum" versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm sanft seine Haare aus dem Gesicht, „Es war nur ein Albtraum. Du brauchst keine Angst haben. Ich bin bei dir" lächelte ich ihn an. Zögerlich nickte er und so allmählich beruhigte sich seine Atmung wieder.

„Du bist ganz nassgeschwitzt. Vielleicht sollten wir wenigstens unsere Jacken ausziehen. Nicht, dass du dich nachher noch erkältest" meinte ich leise und zog mir meine Jacke aus. Nickend stand er auf und zog sich seine Jacke und sein Sweatshirt aus. Danach zog er sich ein trockenes T-Shirt an und wir legten uns nun richtig ins Bett.

„Darf ich wieder...?" fragte er leise und deutete auf mich.

„Natürlich. Komm her" lächelte ich ihn an und hielt meine Arme wieder auf. Schnell kuschelte er sich wieder an mich und ich deckte uns beide sorgfältig zu.

„Danke, dass du geblieben bist" flüsterte er leise, während ich ihm wieder sanft über den Rücken streichelte.

„Das mache ich doch gerne. Kuscheln ist Balsam für die Seele und lässt uns oft schlimme Dinge vergessen" flüsterte ich nun auch.

„Singst du mir wieder etwas vor?" fragte er und in diesem Moment klang er wie ein kleiner Junge. Kurz überlegte ich, dann entschied ich mich für ein anderes deutsches Schlaflied.

"Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
Schäfchen ruh'n und Vögelein,
Garten und Wiesen verstummt,
auch nicht ein Bienchen mehr summt.
Luna mit silbernem Schein,
gucket zum Fenster herein.
Schlafe bei silbernem Schein,
schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
Schlaf ein, schlaf ein.

Alles im Schlosse schon liegt,
alles in Schlummer gewiegt,
reget kein Mäuschen sich mehr.
Keller und Küche sind leer,
Nur in der Zofe Gemach
tönet ein schmachtendes Ach.
Was für ein Ach mag das sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
Schlaf ein, schlaf ein.

Wer ist beglückter als du?
Nichts als Vergnügen und Ruh;
Spielwerk und Zucker vollauf
und noch Karossen im Lauf:
Alles besorgt und bereit,
dass nur mein Prinzchen nicht schreit.
Was wird da künftig erst sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
Schlaf ein, schlaf ein."

Immer wieder sang ich es leise, bis seine Atmung wieder ruhig und gleichmäßig war. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er eingeschlafen war. Kurz darauf schlief auch ich wieder ein.

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt