17. Die ersten Tage

1.2K 64 13
                                    

Am nächsten Morgen öffnete ich blinzelnd meine Augen und schaute direkt in die blauen Augen von Carl. Schnell schaute dieser weg.

„Guten Morgen. Hast du den Rest der Nacht besser schlafen können?" erkundigte ich mich.

„Ja, danke. Es tut mir leid, dass du dadurch wach geworden bist" entschuldigte er sich.

„Hey. Für sowas brauchst du dich nicht entschuldigen. Nicht bei mir. Ich bin froh, dass ich für dich da sein konnte" lächelte ich ihn an. Dankbar lächelte er zurück. Anscheinend hat er nicht mitbekommen, wie Michonne und Rick ins Zimmer kamen.

„Hast du Hunger? Ich könnte uns schnell was zum Frühstück machen" meinte er nun und stand auf.

„Ich würde gerne gleich zur Krankenstation gehen und schauen, wie es den anderen geht. Und ob Samu inzwischen wach ist" erklärte ich ihm.

„Oh ähm okay" meinte er und zog sich ein Sweatshirt an.

„Magst du mich begleiten?" erkundigte ich mich. Schließlich hat er sich mit meiner Gruppe ja gut verstanden und er nickte. Zusammen gingen wir runter.

„Guten Morgen ihr beiden. Joseline, ich habe deiner Gruppe gestern Abend Bescheid gesagt, dass du bei uns schläfst" erklärte Rick mir, der gerade Judith fütterte.

„Danke" ich gab Judith wieder ein Kuss auf die Wange und sie quietschte mich fröhlich an. Schmunzelnd hielt ich Ausschau nach Michonne, doch konnte ich sie nicht entdecken.

„Sie ist unterwegs. Du hast uns letzte Nacht gehört, oder?" fragte er mich leise, als Carl in der Küche war und ich nickte nur.

„Das tut mir leid. Wir sind Fremden gegenüber vorsichtig und misstrauisch. Das müssen wir sein. Zuviel haben wir in den letzten Jahren erlebt" erklärte er mir.

„Alles okay" meinte ich nur. Anschließend gingen Carl und ich auf die Krankenstation. Meine Gruppe lächelte mich fröhlich an, als sie uns sahen und ich drückte einmal alle kurz.

„Ihr schaut schon viel besser aus. Viel erholter" lächelte ich sie an.

„Das liegt sicher an den guten Schmerztabletten, dem tollen Essen und den friedlichen, langen Schlaf" grinste Riku. Leise lachte ich auf, als mein Blick zu Samu ging.

„Er war noch nicht wach. Aber die Ärztin meinte, wir müssten uns keine Sorgen machen. Er braucht die Ruhe, um wieder fit zu werden" erklärte mir Mikko. Carl setzte sich zu den Jungs und quatschte mit ihnen, während ich mich zu Samu setzte. Ich legte meinen Kopf an seinen und nahm seine Hand.

„Schlaf dich schnell gesund. Aber lass dir nicht allzu viel Zeit. Uns werden sonst bald deine Sprüche fehlen. Außerdem lässt du dir hier gutes Essen entgehen" flüsterte ich leise, während ich ihm mit der freien Hand durch seine Haare streichelte, „Aber bitte, du darfst nicht gehen. Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Wir brauchen dich doch hier". Unauffällig ließ ich meinen Tränen freien Lauf.

Die nächsten Tage verliefen im Grunde immer gleich. Die meiste Zeit verbrachte ich auf der Krankenstation. Samu schlief immer noch und so langsam wuchs die Angst, dass er nie wieder aufwachen könnte. Ich betete jeden Tag, das er wieder zu sich kommt. Er fehlte mir sehr.

Den anderen ging es von Tag zu Tag besser und bald durften sie die Krankenstation verlassen. Auch wenn wir noch nicht wussten, wie es dann weitergehen sollte. Würden wir hierbleiben? Müssten wir gehen? Vielleicht sogar Samu zurücklassen? Das kam überhaupt nicht in Frage. Wenn wir gehen mussten, dann nur mit ihm zusammen.

In der Zwischenzeit hatten wir noch andere aus der Gemeinschaft kennengelernt. Da wären unter anderem der Pastor Gabriel, Spencer, Eugene, Olivia und Eric. Viele andere waren schon seit längere Zeit auf Tour und wurden jeden Moment zurückerwartet. Viele, vor allem Rick und Michonne, fragten mich immer wieder, was ich für Gaston tun sollte und was ich getan habe, doch ich antwortete ihnen nicht. Verstanden sie nicht, dass es Dinge gab, über die man lieber schwieg? Die man vergessen wollte? Tief in sich vergraben und nie wieder daran erinnert werden möchte?

Carl suchte weiterhin meine Nähe, zumindest drückte es Riku so aus. Einmal kam Carl nachts völlig aufgelöst auf die Krankenstation. Ich glaube, er hatte wieder schlecht geträumt. Ich nahm ihn wortlos in meine Arme und in jener Nacht schlief er wieder bei mir. Er hat mir nicht erzählt, was ihn bedrückt. Aber das ist okay, wenn er reden möchte, werde ich für ihn da sein. Wann immer es soweit ist. Auch tagsüber war er viel und oft auf der Krankenstation. Meistens mit Judith zusammen und sie bespaßten meine Gruppe. Sie hatten die kleine Judith und Carl sehr liebgewonnen. Das sah ich ihnen an und ich wusste, falls wir gehen mussten, würden wir die beiden sehr vermissen.

Mit Michonne verstand ich mich nach wie vor nicht. Ich sah ihr deutlich an, dass sie mir oder uns misstraute und es passte ihr gar nicht, dass Carl und Judith ständig bei uns waren, wogegen Rick nichts dagegen hatte. Er unterstützte Carl in diesem Punkt.

Glenn und Maggie hingegen würde ich vermissen. Mit den beiden verstand ich mich sehr gut. Maggie war schwanger und ich freute mich sehr für sie. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es in der heutigen Zeit eine gute Idee war, ein Kind zu bekommen. Doch das ändert nichts daran, dass es schöne Nachrichten sind und Maggie die Schwangerschaft ausgezeichnet stand. Sie strahlte förmlich und auch Glenn freute sich sehr. Auch wenn er sich manchmal sehr zusammenreißen musste, um Maggie nicht komplett in Alexandria einzusperren.

Rick hatten wir in der Zwischenzeit ein Großteil der Medikamente und der Vorräte gegeben, die wir von der anderen Gruppe haben mitgehen lassen. Immerhin lebten wir im Moment auf ihre Kosten und so konnten wir uns ein wenig für ihre Hilfe revanchieren. Nur die Waffen behielten wir erstmal komplett für uns. Mit der Armbrust übte ich in Alexandria an einem Baum vor der Mauer. Ich hatte mir dort eine Art Zielscheibe angehangen. Doch meine Erfolge blieben noch aus. Es war wesentlich schwerer, als es aussah. Doch ich gebe nicht so schnell auf, sie hat es mir echt angetan. Rick, der mich lachend einmal beobachtet hat, meinte, dass Daryl es mir vielleicht beibringen würde, wenn er von der Tour wiederkam. Ich hätte nichts dagegen. Aktuell würde ich nicht mal einen Elefanten treffen, wenn er direkt vor mir stehen würde.     

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt