31. Verunsichert

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„Ich gehe nochmal nach Daryl schauen. Vielleicht ist er ja wieder wach" meinte ich zu den Jungs und sah Carl fragend an, ob er mitkommen möchte. Nickend zog er seine Jacke an und zusammen gingen wir auf die Krankenstation. Daryl lag nun in einem Bett. Auf seiner Stirn klebte ein sauberes Pflaster und seine Augen waren geschlossen. Er schaute etwas blass aus.

„Wie geht es ihm?" fragte ich Denise und setzte mich neben seinem Bett auf einen Stuhl.

„Die Platzwunde musste nicht genäht werden. Ich habe sie nur gesäubert. Mit der Gehirnerschütterung lagst du ganz richtig, er hat sich einmal übergeben. Aber er ist zum Glück nur leicht unterkühlt. Die Bewegung hat seinen Kreislauf halbwegs in Schwung gehalten. Andere Verletzungen konnte ich nicht erkennen. In ein bis zwei Tagen ist er wieder fit" erklärte sie mir leise.

„Na Gott sei Dank. Ich wollte nicht schuld daran sein, wenn er sich bei dem Sturz ernsthaft verletzt hätte" erwiderte ich leise.

„Ich dachte, die Gargolyes beschützen mich" flüsterte Daryl da kaum hörbar.

„Mit dem Lauschen hast du dir was echt Blödes angewöhnt" grinste ich ihn frech und erleichtert an, „Heute haben sie dich definitiv beschützt" setzte ich leise hinterher.

„Nicht nur sie" erwiderte er leise und schaute mich an.

„Es tut mir leid, dass ich das Seil durchgeschnitten habe. Aber nun weiß ich auch, dass du einen ordentlichen Dickschädel hast, der einiges aushält" schmunzelte ich.

„Danke" flüsterte er noch leise und schloss wieder seine Augen.

„Immer wieder gerne" ich strich ihm wieder ein paar verirrte Haarsträhnen aus seinem Gesicht, „Schlaf dich gesund. Ich komme morgen wieder und schaute nach dir" erwiderte ich leise, woraufhin er nur noch schwach nickt.

„Wollen wir auch ins Bett oder hast du noch etwas geplant?" fragend wendete ich mich nun an Carl.

„Du gehörst ins Bett. Du musst dich auch ausruhen" erklärte er mir.

„Dann Abmarsch Papa" grinste ich ihn an und ging mit ihm rüber. Wir riefen den anderen noch eine gute Nacht zu und gingen hoch ins Zimmer. Dort ließ ich mich, so wie ich war, aufs Bett fallen, deutlich konnte ich nun spüren, wie erschöpft ich war.

„Warte. Ich helfe dir" meinte Carl und half mir aus meiner Jacke und meinen Stiefeln heraus. Danach ließ auch er sich neben mich fallen und heute hielt er seine Arme für mich auf. Erstaunt sah ich ihn an, war es doch sonst immer anders herum.

„Du hast heute einen echt harten und beschissenen Tag hinter dir. Der perfekte Zeitpunkt, um mich ein wenig zu revanchieren und nun mal für dich da zu sein" meinte er schief grinsend.

„Du musst dich für überhaupt gar nichts revanchieren. Aber das Angebot nehme ich trotzdem sehr gerne an" lächelnd gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn und kuschelte mich in seine Arme. Meinen Kopf legte ich auf seine Schulter und meinen Arm um seinen Oberkörper. Auch er legte seine Arme um mich und drückte mich sanft an sich.

„Darf ich dir auch deinen Rücken streicheln? So wie du es immer bei mir tust" fragte er mich.

„Ich bitte sogar darum" grinste ich schief. Lächelnd genoss ich seine Streicheleinheiten. Ich habe es schon immer geliebt, zu kuscheln und zu kraulen. Oder auch gekrault zu werden.

Flashback

Leise tapste ich Barfuß ins Wohnzimmer, wo Papa noch einen Film schaute. Er schien so vertieft zu sein, dass er mich erst gar nicht bemerkte. Umständlich versuchte ich auf seinen Schoß zu klettern, doch schaffte ich es nicht. War viel zu klein.

„Was machst du denn hier Mäuschen? Ich dachte, du schläfst schon lange" fragend hob er mich mit Leichtigkeit hoch und setzte mich auf seinen Schoß.

„Papa raulen" lachte ich ihn leise an und kuschelte mich in seine starken Arme. Papa war ganz bestimmt der stärkste Mann der Welt.

„So, so. Du möchtest also gekrault werden? Glaubst du, dann kannst du besser schlafen?" schmunzelte er.

„Ja! Papa raulen! Josie Bubu!" lachte ich ihn wieder an. Lächelnd kraulte er mir über meinen Rücken und nur kurz danach war ich seelig wieder eingeschlafen.

Flashback Ende

Lächelnd dachte ich an diesen Moment zurück.

„Deine Freundin wird sich mal sehr glücklich schätzen können, dich als Freund zu haben" meinte ich ehrlich zu ihm.

„Ja klar, als ob es je dazu kommen würde" meinte Carl.

„Warum sollte es nicht dazu kommen?" fragend drehte ich meinen Kopf so, dass ich ihn anschauen konnte.

„Schon vergessen, in was für eine Welt wir Leben? Warum sollte es da draußen jemanden geben, die sich ausgerechnet für mich interessiert?" erwiderte er traurig.

„Weil es ganz gewiss so ist. Auch du wirst jemanden finden, die dich vom Ganzen Herzen liebt und die dich glücklich machen wird. Das weiß ich einfach" erwiderte ich, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Ich bin nur ein niemand. Ein kleiner Wicht in dieser beschissenen Welt. Nichts Besonderes" erwiderte er achselzuckend.

„Das ist nicht wahr Carl. Wenn ich dich anschaue, dann sehe ich einen liebenswerten und fürsorglichen jungen Mann. Du kümmerst dich rührend um Judith und auch um mich. Du hast ein sehr großes Herz. Du beschützt die Menschen um dich herum. Auch wenn du es dir nicht eingestehen möchtest, aber du hoffst weiterhin darauf, dass diese Welt je wieder normal wird. Frei von Beißer und Gewalt. Du bist stark. Viel stärker, als du denkst. Du kämpfst dich durch, egal wie hart es gerade auch sein mag. Du bist hilfsbereit und gutmütig. Gerecht und menschlich. Humorvoll und unglaublich lieb. Selbstlos, sensibel und emotional. Schlagfertig und Einzigartig. Du bist etwas ganz Besonderes und du entwickelst dich zu einem wundervollen jungen Mann, auf den man verdammt stolz sein kann. Ich jedenfalls bin es und ich habe dich wahnsinnig lieb" erklärte ich ihm mit Nachdruck und wischte ihm sanft seine Tränen weg. Wieder einmal wird mir bewusst, dass er viel zu schnell erwachsen werden musste. Vieles hat er dadurch verpasst und noch viel mehr wird er dadurch vielleicht nie kennenlernen.

„Ich habe dich auch lieb" flüsterte er leise und ich gab ihm lächelnd einen Kuss auf die Stirn. Ich legte meinen Kopf wieder auf seine Schulter und er drückte mich fest an sich.

„Warum kannst du nicht in meinem Alter sein?" fragte er.

„Weil wir uns dann vermutlich nie begegnet wären und das hätte ich sehr bedauert" erwiderte ich schmunzelnd.

„Da sprichst du in der Tat etwas Wahres" seufzte er gespielt und grinste mich dann schief an. Leise alberten wir noch ein bisschen herum, bis er mit einem leichten Lächeln im Gesicht eingeschlafen ist. Schmunzelnd schloss nun auch ich meine Augen und glitt langsam ins Land der Träume.


Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt