Heute war der fünfte Tag in Alexandria. Die anderen wurden von der Krankenstation gestern entlassen und wir haben vorrübergehend das Haus gegenüber bezogen. Sami und Raul teilten sich ein Zimmer und Riku mit Osmo. Mikko hatte sein eigenes Zimmer und auch ich. Das Haus war sehr stilvoll eingerichtet, auch wenn es nicht ganz unseren Geschmack traf. Doch wir hatten, für den Moment, eine Unterkunft. Ein Dach über den Kopf und warmes Wasser. Essen und ein kleines Gefühl der Sicherheit. Das alles war mehr, als man es sich heutzutage erwünscht.
Wieder einmal saß ich bei Samu und hielt seine Hand, während ich ihm erzählte, was in den letzten Stunden meiner Abwesenheit passiert ist. Seine Finger... hatten sie sich gerade bewegt? Ich starrte sie regelrecht an und hoffte und betete. Ein ganz leichter Händedruck folgte nun und erleichtert ließ ich meine Tränen freien Lauf.
„Denise? Ich glaube, Samu wacht auf" rief ich ihr zu. Seit meine Gruppe gestern entlassen wurde, hatte Samu ein Einzelzimmer. Schnell kam sie ins Zimmer geeilt.
„Ich muss ihn untersuchen. Warte bitte draußen" rief sie mir zu und unter Protest verließ ich das Zimmer. Dort saß jemand auf der Liege und starrte finster vor sich hin. Er trug eine schwarze, ausgefranste Jeans, ein schwarzes Hemd und eine schwarze Lederweste. Seine schulterlangen, fast schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht und bedeckten dieses.
„Wer bist du?" knurrte er mich fragend an, während er zeitgleich seine Waffe zog und mit dieser auf mich zielte.
„Hey. Ich bin Joseline und mit wem habe ich das Vergnügen?" fragte ich ihn und erst jetzt fiel mir auf, dass am Ärmel von seinem Hemd Blut herauslief.
„Daryl. Was willst du hier?" knurrte er weiter und starrte mich finster an.
„Als erstes schaue ich mir mal deine Wunde an. Bitte einmal deine Weste und Hemd ausziehen, danach sehen wir weiter" erklärte ich ihm mit fester Stimme, während ich auf ihn zuging. Sichtlich überrascht schaute er mich an und ließ zögerlich seine Waffe sinken. Umständlich zog er sich seine Weste aus und versuchte nun unbeholfen sein Hemd mit einer Hand zu öffnen, doch die Knöpfe ließen sich nicht öffnen. Er bewegte nur den einen Arm, wovon ich ausging, dass seine Schulter verletzt ist.
„Warte. Ich helfe dir" meinte ich und stellte mich vor ihn. Er starrte mich angespannt regelrecht nieder, während ich sein Hemd öffnete. Vorsichtig zog ich es ihm aus, um ihm nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.
„Das ist ein tiefer Schnitt. Ich werde die Wunde säubern und versuchen, die Blutung zu verlangsamen. Damit du nicht zu viel Blut verlierst. Denise wird die Schnittwunde sicher nähen müssen" erklärte ich ihm, während ich Verbandsmaterial zusammensuchte. Deutlich konnte ich seinen Blick auf mich spüren, doch ließ ich mich davon nicht beirren.
„Das wird jetzt brennen. Ich entschuldige mich im Vorfeld schon mal dafür. Wie ist das passiert?" fragte ich ihn neugierig, als ich seine Wunde mit Desinfektionsmittel säuberte.
„Probleme auf der Tour" war seine sehr kurze Erklärung, während er nur kurz schmerzhaft das Gesicht verzog.
„Da redet wohl jemand nicht sehr viel, aber das ist völlig in Ordnung" meinte ich und machte ihm nun einen Druckverband.
„Ist das zu fest?" erkundigte ich mich und sah ihm nun zum ersten Mal richtig in seine blauen Augen. Wunderschöne Augen.
„Geht schon" erklärte er kurz und hielt meinem Blick stand. Schnell senkte ich meinen Blick.
„Ich werde nun deinen Arm saubermachen. Denise wird sich dann weiter um deine Wunde kümmern. Du hast viel Blut verloren. Du solltest viel trinken und dich ausruhen. Ein paar Minuten auf der Liege wären schon mal ein sehr guter Anfang" erklärte ich, während ich eine Schüssel mit warmen Wasser füllte und einen Schwamm nahm.
„Passt schon" knurrte er und trank die Flasche Wasser aus, die ich ihm reichte.
„Verstehe. Schweigsam und Stur. Ist notiert" grinste ich ihn kurz schief an und erntete einen bösen Blick. Ich umfasste sein Handgelenk sanft und spürte, wie er sich anspannte.
„Keine Angst. Ich werde sehr vorsichtig sein" erklärte ich ihm und säuberte sanft seine Hand von dem Blut. Seine Anspannung blieb und auch meine kehrte zurück. Merkte ich es doch erst jetzt bewusst, dass auch ich ihn berührte. Vorsichtig säuberte ich nun seinen ganzen Arm und die Schulter.
„Nur noch dein Oberkörper und du hast es erstmal geschafft" lächelte ich ihn leicht an, als er sich noch mehr versteifte, „Brauchst du eine Schmerztablette? Das tut sicher verdammt weh" erkundigte ich mich.
„Nein" knurrte er mit leicht rauchiger Stimme. Ich stellte mich hinter ihm und säuberte nun sanft und vorsichtig seinen Rücken, als mir seine Narben auffielen. Lange rote Striemen über dem gesamten Rücken verteilt. Sie sahen alt aus, wie lange vor dieser Zeit. Ich wollte die Narben berühren. Meine Fingerspitzen sanft über sie streicheln lassen, doch ich wiederstand dem Drang. Stattdessen widmete ich meine Aufmerksamkeit seinen Tattoos.
„Sind das Gargoyles auf deinem Rücken?" fragte ich ihn neugierig und stellte mich nun wieder vor ihm, als sein Rücken sauber war.
„Ja" brummte er lediglich.
„Sie schauen echt gut aus" meinte ich ehrlich zu ihm und begann nun seinen Hals und seine Brust zu säubern, als er etwas blass um die Nase wurde.
„Lege dich bitte hin. Du hast wirklich ziemlich viel Blut verloren. Damit ist nicht zu spaßen" erklärte ich ihm besorgt und unter Protest half ich ihm, sich langsam hinzulegen.
„So ist es brav" grinste ich ihn schief an und erntete wieder einen bösen Blick. Den hatte er wirklich ziemlich gut drauf. Unbeirrt säuberte ich nun auch sein Gesicht vorsichtig von Blut und Dreck.
„Und schon sind wir fertig. Ruhe dich ein bisschen aus, bis Denise kommt. Ich bleibe hier, sollte irgendwas sein" erklärte ich ihm leise und deckte ihn zu. Anschließend löschte ich das große Licht und machte eine kleine Nachttischlampe an. Verstohlen musterte ich ihn, als er die Decke anstarrte. Man sah ihm die Erschöpfung und die Strapazen der letzten Zeit deutlich an. War er wirklich so hart, wie er sich hier gab oder war es nur das Misstrauen mir gegenüber? Schließlich kannten wir uns nicht und sind uns eben das erste Mal begegnet. Irgendwann schien die Müdigkeit zu siegen, denn seine Augen waren plötzlich zu und sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Leise räumte ich die Sachen von eben auf und setzte mich anschließend auf einen Stuhl in seiner Nähe. Ich sah auf die Uhr. Denise war nun schon über eine Stunde bei Samu. War das ein gutes Zeichen? Oder hieß das nichts Gutes?
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...