71. Krankenstation

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„Wir müssen euch schnell zurück nach Alexandria bringen" erklärte ich und zusammen mit Rosita halfen wir den beiden ins Auto. Sie fuhr, während ich hinten zwischen den beiden saß. Sie lehnten ihre Köpfe schlapp an die Fensterscheibe und hatten die Augen geschlossen. Ich legte nacheinander meine Hände auf ihre Stirn.

„Sie glühen regelrecht" meinte ich besorgt, „Vielleicht haben sie sich etwas eingefangen".

„Es sind einige in Alexandria erkältet. Maggie und Glenn. Tara. Carol. Es kam praktisch über Nacht" erklärte Rosita und gab Gas. In Alexandria angekommen, brachten wir die beiden gleich zur Krankenstation. Dort saßen und lagen schon einige. Ron, Nicolas, Francine, Bob Miller. Auch Raul lag in einem Bett. Sie sahen alle unglaublich blass und krank aus. Denise war nur am hin und herrennen.

„Gott sei Dank bist du da. Ich brauche deine Hilfe" erklärte sie mir und reichte mir einen Mundschutz. „Es sind etliche Leute erkrankt. Ich weiß noch nicht, was es ist. Aber es breitet sich sehr schnell aus" meinte sie besorgt und ich machte mir den Mundschutz um.

„Was kann ich tun?" fragte ich sie und ließ mir alles von ihr erklären. Anschließend fertigte ich für jeden eine Krankenakte an und trug sämtliche Symptome und die aktuelle Temperatur ein. Die meisten hatten ziemlich hohes Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Husten, Schnupfen. Aber auch unter Übelkeit und Erbrechen litten einige. Sie fühlten sich alle schwach und erschöpft.

„Wir müssen ihr Fieber herunterbekommen" erklärte Denise und verteilte fiebersenkende Tabletten. Ich sammelte jede Menge Decken und Kissen aus den anderen Häusern ein und bereitete Betten vor, in die sie sich legen konnten. Da wir nicht so viele Betten hatten, mussten die meisten auf dem Boden liegen. Doch wir hielten das für besser, als wenn sich noch mehr anstecken. Keiner, der gesund war, durfte die Krankenstation betreten, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Anschließend machte ich bei jeden Wadenwickel und setzte mich zum Schluss zu Mikko auf das Bett.

„Wie geht es dir?" erkundigte ich mich und strich ihm durch seine verschwitzten Haare. Er verzog nur das Gesicht und zog die Decke höher. „Versuche ein bisschen zu schlafen. Dann wird es dir bald bessergehen" erklärte ich ihm. Nickend schloss er seine Augen.

In den nächsten Stunden kamen immer mehr Kranke auf die Krankenstation: In sämtlichen Räumen lagen Patienten und zwischen ihnen war nur noch ein schmaler Gang, wo wir langlaufen konnten. Alle paar Stunden miss ich das Fieber bei ihnen und machte neue Wadenwickel. Kochte literweise Tee und erinnerte alle daran, viel zu trinken. Olivia brachte ständig Suppe für sie vorbei und ich verteilte diese. Half ihnen beim Essen. Reichte Eimer, wenn sich jemand übergeben musste und reinigte diese im Anschluss.

Die ganze Nacht hindurch hatten Denise und ich viel zu tun, doch es wurde nicht besser. Es kamen immer wieder Kranke hinzu. Bei den meisten sank das Fieber gar nicht oder nur unmerklich. Sie tranken zu wenig oder es blieb gar nicht erst drin. Auch die Suppe wurde von vielen verweigert. Denise war sich mittlerweile sicher, dass es sich um die Grippe handelt. In den frühen Stunden war sie dabei, die Medikamente durchzuschauen.

„Wie werden nicht mehr lange damit hinkommen. Ich werde Rick Bescheid sagen, vielleicht haben sie eine Idee, wo noch Medikamente zu finden sein könnten" meinte sie leise und man konnte ihr die Erschöpfung deutlich ansehen.

„Okay. Und danach gehst du dich etwas hinlegen" erklärte ich ihr bestimmend. Nur unter Protest stimmte sie zu und ging los. Kurze Zeit später klopfte es an die Tür und ich ging raus.

„Hey" knurrte Daryl leise und stand etwas unschlüssig vor mir.

„Hey. Ich würde dich gerne küssen, aber ich möchte dich nicht anstecken" meinte ich entschuldigend.

„Ich weiß. Rick, Michonne und ich werden gleich losfahren und Medikamente organisieren. Ich weiß nicht, wie lange wir weg sein werden. Judith ist so lange bei euch" erklärte er leise. Gähnend lehnte ich meine Stirn an seine Brust und er legte einen Arm um mich.

„Pass da draußen bitte auf dich auf" flüsterte ich leise. Vermisste ihn jetzt schon. Doch ich wusste, es musste sein. Wir brauchen die Medikamente.

„Werde ich. Du auch" knurrte er leise und gab mir einen Kuss auf mein Haar. Lächelnd schlang ich nickend meine Arme um ihn und drückte ihn fest. Als Rick nach ihm rief, löste er sich von mir und küsste meine Stirn. Anschließend ging er zu Rick und zusammen fuhren sie los. Ich schaute ihnen noch kurz nach, dann wollte ich wieder reingehen, als ich Samu meinen Namen rufen hörte.

„Denise bat mich, dir zu helfen. Bekomme ich auch so einen sexy Mundschutz?" grinste er mich schief an.

„Alles, was du willst" erwiderte ich lachend und ging mit ihm rein. Gab ihm einen Mundschutz und erklärte ihm seine Aufgaben. Sofort machte er sich an die Arbeit.

„Danke für deine Hilfe. Geht es den anderen gut?" fragte ich leise, um die schlafenden nicht zu stören.

„Ja. Sie spielen gerade mit Judith. Carl ist gestern sehr früh ins Bett gegangen und scheint immer noch zu schlafen. Zumindest habe ich ihm heute noch nicht gesehen" erklärte er.

„Ich werde nachher mal nach ihm schauen. Nicht, dass es ihn auch erwischt hat" überlegte ich.

„Hätte er verdient" vernahm ich Ron leise und er klang ziemlich angepisst. Automatisch musste ich daran denken, dass er bei Gaston so glimpflich davon kam.

„Warum das denn?" erkundigte ich mich und setzte mich zu ihm. Er zuckte lediglich mit den Achseln. Ich legte meine Hand auf seine Stirn, er glühte immer noch. Ich nahm einen feuchten, kalten Lappen und kühlte damit seine Stirn. „Habt ihr Streit?" fragte ich weiter. Wollte ich doch wissen, was passiert ist.

„Er ist ein Arschloch" erklärte er bestimmend und funkelte mich an.

„Was hat er denn getan?"

„Du weißt nicht, wie er wirklich ist und anscheinend kann er sehr gut schauspielern. Zumindest hat er dich und die anderen ja auch auf seine Seite gezogen" knurrte er.

„Du sprichst in Rätseln. Was meinst du denn genau?" fragte ich weiter. Verstand nicht, worauf er hinauswollte.

„Wegen ihm hat Enid mit mir Schluss gemacht. Dabei hat er gar kein Interesse an ihr. Außerdem hat Rick meinen Dad getötet und er sollte dafür leiden" erklärte er fauchend und zog sich die Decke über den Kopf.

„Hast du Gaston geholfen?" fragte ich so leise, dass es sonst niemand hören konnte.

„Ja. Er wollte ihn töten. Er hatte es Versprochen" knurrte er und mir rutschte mein Herz in die Hose. Solche Worte von einem Jugendlichen.

„Das war falsch Ron. Es hätte deine Probleme und Sorgen auch nicht gelöst. Ganz im Gegenteil. Sobald Rick wieder da ist, wirst du ihm sagen, was du getan hast. Du solltest auch mit Carl reden. Er ist nicht schuld daran, dass dein Dad gestorben ist. Mein Beileid deswegen. Heutzutage müssen wir zusammenhalten. Das ist wichtiger denn je. Wir müssen einander vertrauen und uns gegenseitig helfen und unterstützen. Nur so kann es funktionieren. Ich kann deinen Hass verstehen. Aber Hass wird dich nicht weiterbringen. Hass wird dich nicht glücklich machen" versuchte ich ihm zu erklären, doch von ihm kam keine Antwort mehr. Seufzend rieb ich mir durchs Gesicht. Wusste nicht, was ich davon halten sollte. 

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt