55. Ich werde jetzt gehen!

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„Dankeschön" ich setzte mich und wir ließen uns das Essen schmecken. Es war wirklich lecker, dass konnte ich nicht leugnen. Er erzählte mir von seinen Eltern Deanna und Reg und seinem Bruder Aiden. Wie sein Vater die Mauer entworfen und mit Hilfe gebaut hat. Wie sie in Alexandria gelandet sind. Sie hatten wirklich Glück. Viel schlimmes ist ihnen erspart geblieben, doch ob sie dieses Glück für immer haben werden? Er redete ununterbrochen. Doch dies war mir ganz Recht, dann musste ich nicht irgendwelche Fragen beantworten oder mir ein Thema einfallen lassen. So richtig wusste ich nicht wirklich, was ich mit ihm reden sollte.

Immer wieder berührten seine Finger wie zufällig meine und ich versuchte diese Berührungen zu vermeiden. Es war mir unangenehm und ich wollte das nicht. Doch er versuchte es immer wieder und so legte ich meine Hände unter den Tisch auf meinen Schoß. Man sah ihm seinen Missmut deutlich darüber an.

„Möchtest du noch einen Nachtisch?" erkundigte er sich lächelnd, nachdem wir aufgegessen und den Tisch abgeräumt haben. Als erstes hatte ich die Kerzen ausgemacht. Sie passten wirklich nicht dazu. Nicht für mich.

„Nein danke. Das ist wirklich lieb von dir, aber ich bin satt" entschuldigte ich mich.

„Dann mach es dir doch schon mal auf der Couch bequem. Ich bin gleich wieder bei dir" zwinkerte er mir zu und verschwand in der Küche. Nickend ließ ich mich in eine Ecke der Couch nieder. Ich musste ihm sagen, dass es auf Einseitigkeit beruht. Dass ich keine Gefühle in dieser Richtung für ihn hegte. Doch wie machte man sowas, ohne jemanden zu verletzen?

„Wie wäre es mit ein bisschen Musik? Magst du Bon Jovi?" fragte er mich und nachdem ich ihm zugenickt habe, legt er eine CD ein. Ich mochte die meisten Lieder von Bon Jovi wirklich. Danach kam er zu mir und hielt mir ein halbvolles Weinglas hin.

„Ich möchte wirklich nicht" versuchte ich ihm zu erklären.

„Ach komm schon. Nur ein Glas" lächelte er mich hoffnungsvoll an.

„Na schön. Aber wirklich nur eins" erwiderte ich seufzend und nahm das Glas. Es war ein Weißwein. Ich mochte Wein nicht wirklich. Bier wäre mir lieber gewesen, aber ich wollte nicht unhöflich erscheinen und das Glas Wein wäre schneller geleert, als eine Flasche Bier. Er setzte sich direkt neben mich und da ich an der Lehne saß, konnte ich nicht weiter wegrutschen. Mit beiden Händen hielt ich das Glas fest in meinen Händen.

„Es tut mir leid, wie ich nach eurer Ankunft zu euch war. Ganz Besonders zu dir. Es war nicht fair von mir, dass ich dich so angegangen bin. Ich hätte mir die Mühe machen müssen, euch erst kennenzulernen, bevor ich mir ein Urteil über euch erlaube. Ich hoffe sehr, du kannst mir das verzeihen" meinte er und sah mich schuldbewusst an.

„Natürlich kann ich dir das verzeihen. Wir machen alle mal Fehler. Das gehört zum Leben dazu" erwiderte ich und trank ein Schluck. Der Wein schmeckte komisch, aber vermutlich war das auch der Grund, warum ich Wein sonst nicht mochte.

„Ich sag doch, du bist etwas Besonderes. Vor allem für mich" lächelte er mich an und legte seinen Arm um mich. Tief atmete ich ein und trank das Glas in einem Zug aus. Noch einmal sortierte ich meine Gedanken für mich, dann sah ich ihm in die Augen. Sie lösten gar nichts in mir aus.

„Spencer. Das Essen war wirklich sehr lecker. Aber mehr war es für mich nicht. Nur ein Essen mit einem Freund. Ich hege keinerlei Gefühle für dich. Es tut mir leid, wenn du dir falsche Hoffnungen gemacht hast. Und es tut mir leid, sollte ich dir irgendwelche Hoffnungen gemacht haben" erwiderte ich, drückte ihm das Glas in die Hand und stand auf.

„Nein, das glaube ich nicht. Da ist etwas zwischen uns. Ich spüre das ganz deutlich und ich weiß, du auch. Du musst nur genau hinhören. Du kannst es fühlen. Das weiß ich" erklärte er nachdrücklich und stand ebenfalls auf.

„Nein Spencer. Das ist gar nichts. Es tut mir leid. Ich werde jetzt gehen" erklärte ich bestimmend und ging zur Tür. Plötzlich wurde mir etwas schwummrig und ich hatte Mühe geradeaus zu schauen. Sollte das eine Glas wirklich so eine Wirkung auf mich haben?

„Bitte bleib doch noch. Ich bin mir sicher, dass wir uns gut verstehen werden. Wir könnten uns ein wenig unterhalten und Musik hören" versuchte er mich zu überreden und umfasste mein Handgelenk.

„Lass mich bitte los. Ich werde jetzt gehen" erklärte ich und versuchte mein Handgelenk frei zubekommen. Ein paar Minuten sah er mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte, dann ließ er mich tatsächlich los. Ich schnappte mir meine Jacke und taumelte leicht hinaus. War ich wirklich angetrunken? Es war doch nur ein halbes Glas.

Leicht verschwommen nahm ich meine Umgebung wahr. In meinem Kopf bildete sich langsam ein Nebel. Erst nur ganz leicht, doch mit der Zeit nahm er immer mehr zu. Meine Beine fühlten sich immer schwerer an. Schwer wie Blei. Langsam schlürfte ich durch den Schnee, lief ich in die richtige Richtung? Ich war mir nicht sicher und lief einfach weiter. Meine Beine wurden nun mit jedem Schritt leichter. Auch der Rest von meinem Körper fühlte sich immer schwereloser an. Fast so, als würde ich fliegen. Weit hoch über den Wolken. Konnte alles aus der Perspektive eines Vogels anschauen und doch erkannte ich nichts. Der Nebel in meinem Kopf wurde immer dichter. Wie aus weiter Ferne vernahm ich die Häuser neben mir. Dabei trennten uns in Wirklichkeit nur ein paar Meter.

„Josie? Ist dir nicht gut?" erklang eine bekannte Stimme, doch ich konnte sie nicht zu ordnen. Wusste nicht, wer sie war. Doch ich schien ihr zu vertrauen, denn in mir machte sich kein schlechtes Gefühl breit. Aber vielleicht lag es auch einfach nur am Alkohol.

„Ich glaube nicht..." erwiderte ich müde. Meine Beine fingen an zu zittern und sie drohten, nachzugeben. Wie von alleine fielen meine Augen zu. Spürte nur noch im Halbschlaf, wie mich jemand hochhob, dann war alles dunkel.     

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt