„Wer ist die neue?" erkundigte ich mich.
„Sie heißt Michelle. Sie war wohl eine Weile alleine unterwegs. Riku und die anderen haben sie in einer kleinen Hütte gefunden, wo sie selber übernachten wollten. Sie wird erst einmal in Alexandria bleiben. Rick wird sie im Auge behalten und dann weiter sehen. Sie ist bei Raul, Mikko und Carl im Wohnzimmer" erzählte Samu mir.
„Bleibt sie bei uns im Haus?" erkundigte ich mich. Wir wohnten hier mit acht Mann und es wurde langsam ein wenig eng.
„Heute Nacht bleibt sie erstmal hier. Sie bekommt das Zimmer von Osmo und Riku für die eine Nacht. Sie haben sicher nichts dagegen. Morgen wollte Rick dann vorbeikommen" erklärte er mir grinsend.
„Klingt nach einem Plan" erwiderte ich grinsend. Der Tee und die Suppe hatten mich aufgewärmt und nun war ich neugierig auf diese Michelle. Zusammen gingen wir rüber ins Wohnzimmer. Raul und Mikko saßen in den Sesseln, Carl lehnte an der Wand und Michelle saß auf der Couch.
„Hallo Michelle. Ich bin Joseline. Freut mich, dich kennenzulernen. Ich hoffe, meine Jungs waren nett zu dir?" grinste ich sie schief an und hielt ihr meine Hand entgegen.
„Hey. Wir sind immer nett" meinte Raul gespielt grummelnd.
„Hallo. Freut mich auch. Ja, aber sie sind sehr neugierig" erwiderte Michelle leise und schüttelte meine Hand. Deutlich konnte ich Mikko seinen ertappten Blick erkennen und musste leise lachen.
„Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Sie sind wirklich sehr neugierig und stecken ihre Nasen gerne überall rein" erwiderte ich grinsend.
„Gar nicht wahr" schmollte Samu neben mir, nur um mir dann seinen Arm um die Schultern zu legen.
„Wohnst du alleine mit all diesen Männern zusammen" fragte sie mich ungläubig.
„Ja. Aber es sind gar nicht alle hier. Drei fehlen noch, mit ihnen bist du hergekommen. Also ich wohne hier mit sieben Männern" grinste ich und erhob stolz meine Brust. Ich mochte die verrückte Bande sehr und war unendlich froh, sie um mich zu haben.
„Wie hältst du das nur aus?" fragte sich mich.
„Unsere kleine Josie ist halt mindestens genauso verrückt wie wir. Wenn nicht sogar noch schlimmer" antwortete Samu ihr und ich grinste unschuldig. Leise musste Michelle lachen und gähnte anschließend herzhaft.
„Samu wird dir das Bad zeigen. Dort kannst du duschen und dich anschließend ausruhen. Du bist sicher müde. Wenn du irgendwas brauchst, dann sage einfach Bescheid" erklärte ich ihr und Samu ging mit ihr hoch.
„Ich werde dann mal wieder" vernahm ich da Daryl seine Stimme.
„Ich bringe dich noch zur Tür" erwiderte ich und ging raus. Wieder einmal lehnte ich mich ans Geländer und zündete mir eine Kippe an. Nur Sekunden später stand er neben mir und tat es mir gleich.
„Ich danke dir. Für alles" flüsterte ich leise. Ich wusste genau, er wusste, was ich meine. Nickend lehnte er sich neben mir mit dem Rücken an den Balken und ich spürte seinen Blick auf mich.
„Warum macht es dir keine Angst, wenn ich dich beobachtete?" flüsterte er mit seiner rauen Stimme. Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper und ließ mich kurz leicht schütteln. Ich erhob meinen Kopf und sah ihm fest in die Augen.
„Weil ich dir vertraue. Ich weiß, du würdest mir niemals etwas Böses wollen. Ich mag dich. Sehr sogar. Und es gefällt mir, wenn du mich beobachtest. Es schmeichelt mir" erwiderte ich leise, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Lange sah er mich einfach nur an. Schien zu überlegen. Ich gab ihm die Zeit, die er brauchte.
„Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Ich will nicht, dass dir jemand wehtut. Ich will nicht, dass es dir schlecht geht. Ich will nicht, dass du leidest. Ich weiß nicht, was das ist. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Aber ich habe das unbändige Gefühl, dich vor allem zu beschützen. Mehr noch, als die anderen. Wenn du in meiner Nähe bist.... Wenn du mich anlächelst..." flüsterte er rau und wurde dabei immer leiser. Wie von alleine, lächelte ich ihn an. Ich konnte nur erahnen, wie schwer ihm die Worte über die Lippen gekommen sind.
„Ich verstehe genau, was du meinst. Ergeht es mir doch genauso bei dir" erwiderte ich leise.
„Ich denke, das ist falsch..." senkte er nun seinen Blick und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich stellte mich nun genau vor ihn. Sanft legte ich meine Hand auf seine Wange. Zwang ihn so, mich anzusehen.
„Vielleicht ist denken der falsche Weg. Manchmal sollte man einfach akzeptieren, dass manches so ist. Viele Dinge im Leben kann man nicht ändern, auch wenn man es sich so sehr wünscht. Man muss im Leben nicht alles verstehen. Wenn es sich hier" ich legte meine freie Hand auf sein Herz, „Richtig anfühlt, kann es nicht falsch sein" lächelte ich ihn sanft an. Er schaute zu meiner Hand auf seinem Herz. Deutlich konnte ich es in seiner Brust schlagen spüren. Langsam glitt sein Blick wieder zu mir. Undurchdringlich ruhten seine Augen auf mir. Und doch lag noch etwas anderes in seinem Blick. War es Verletzlichkeit? Ich konnte es nicht genau deuten.
„Josie..." unerwartet und ruppig drückte er mich an die Wand hinter mir und nahm meine Hände weg. Sein Gesicht kam meines immer näher, nur noch wenige Zentimeter trennten uns. „Du redest zu viel Bullshit" knurrte er hart, drehte sich abrupt um und ging. Schwer atmend schaute ich ihm hinterher. Hatte ein ungutes Gefühl und mein Herz schlug schmerzend in meiner Brust. War es vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat? War ich zu aufdringlich? Bin ich zu weit gegangen? Seufzend ließ ich meinen Hinterkopf an die Hauswand knallen und rieb mir durchs Gesicht. Warum war die Liebe nur so kompliziert?
Wieder einmal glitt mein Blick zu meinem Verlobungsring. Vielleicht wurde es langsam Zeit, Abschied zu nehmen. Ich würde Marvin niemals vergessen, aber auch er ist Teil meiner Vergangenheit. Meine Zukunft war hier. Hier in Amerika. In Alexandria. Bei meiner neuen Familie und meinen Freunden. Langsam nahm ich den Ring ab und umschloss ihn mit meinen Fingern.
„Leb Wohl Marvin" flüsterte ich leise, küsste das kalte Silber und ließ den Ring in meine Hosentasche rutschen.
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...