Daryl's Perspektive
Wenn Josie nichts getrunken hat, wie kommt es dann, dass sie sich an gar nichts erinnern konnte? Dass sie wie betrunken durch die Gegend getorkelt ist? Völlig neben sich stand und gar nichts mehr mitbekommen hat? Irgendetwas stimmte da nicht. Stimmte ganz gewaltig nicht und ich würde der Sache auf den Grund gehen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Spencer etwas damit zu tun hatte. Dass er seine Finger mit im Spiel hatte.
Flashback
Ich war wieder einmal im Wald unterwegs. Wie so oft. Hier hatte ich meine Ruhe. Musste niemandem Rechenschaft ablegen. Konnte machen, was ich wollte. Hatte keine sinnlosen Bestrafungen zu erwarten. Niemand vermisste mich, wenn ich wieder einmal tagelang verschwunden war. Es interessierte keinen, wo ich war oder wie es mir ging. War alleine. Alleine in dieser Welt. Und das war gut so.
Als ich ein paar Stunden später nach Hause kam, war mein Alter schon wieder sturzbesoffen. Oder immer noch. Das konnte man nie so genau sagen. Merle saß beim Alten im Wohnzimmer und sie schauten Bier trinkend TV. Als ob es das natürlichste der Welt war. Dabei sollte man meinem Alten lieber aus dem Weg gehen. Erst Recht, wenn er besoffen war. Das wusste Merle doch mit am besten.
„Da ist ja mein kleiner Bruder. Warst du bei einer alten? Hast du es ihr richtig besorgt?" lachte Merle mich dreckig an. Er war eindeutig wieder high. Aber auch bei ihm war das nichts Neues mehr.
„Lass es einfach" knurrte ich und öffnete die Tür, nachdem es geklingelt hat. Zwei Polizisten standen vor der Tür. Schon wieder. Ständig suchten sie nach meinem Bruder. Er hat schon öfters im Knast gesessen. Wegen Drogen, Diebstahl und anderen Delikten.
„Guten Abend. Wir suchen Merle Dixon. Wir haben einen Haftbefehl gegen ihn vorliegen" erklärten sie mir. Als wenn das etwas Neues war. Wieder einmal ließ er mich im Stich. Wieder einmal ließ er mich alleine. Wieder einmal ließ er mich mit ihm alleine. Dafür hasste ich ihn regelrecht. Ich zuckte nur mit den Achseln, ließ sie stehen und verzog mich in mein Zimmer. Dort drehte ich die Musik auf und schmiss mich auf mein Bett. Sollten sie ihn doch holen. Und den Alten am besten gleich mitnehmen. Egal, ob sie hier waren oder nicht, ich war alleine. Alleine und auf mich gestellt.
Flashback Ende
Ich klopfte bei Spencer und wartete ungeduldig darauf, dass er endlich die Tür aufmacht. Das dauerte mir alles zu Lange. Ich wollte Antworten. Jetzt. Nun klopfte ich schon etwas beharrlicher.
„Was gibt es denn?" fragte er mich genervt, als er die Tür geöffnet hatte.
„Was hast du gestern mit Josie gemacht?" kam ich gleich auf den Punkt.
„Gar nichts" erwiderte er. Deutlich konnte ich an seinem Kehlkopf erkennen, dass er schlucken musste.
„Verarsch mich nicht" knurrte ich gefährlich.
„Ich habe echt nichts gemacht. Ihr ging es mit einmal nicht gut und sie wollte nach Hause. Wollte auch nicht, dass ich sie nach Hause bringe. Fertig. Mehr war da nicht" erklärte er, „Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe noch zu tun" mit diesen Worten wollte er mir die Tür vor der Nase zuschlagen, doch ich war schneller. Flink stellte ich mein Fuß in den Türrahmen und sah ihn bedrohlich an.
„Wenn dir dein Leben lieb ist, lässt du deine Finger von Josie. Ansonsten kannst du dein schmieriges Verhalten beim Teufel unten in der Hölle austesten" knurrte ich ihn an. Schluckend nickte er. Ich zündete mir eine Kippe an ohne ihn aus den Augen zu lassen. Ich wusste, dass er lügt. Aber ich konnte nichts beweisen. Noch einmal warf ich ihm einen bedrohlichen Blick zu.
„Ich behalte dich im Auge" brummte ich gefährlich leise und machte kehrt. Angepisst ließ ich ihn zurück. Ich hatte keine Beweise. Wusste nicht, was wirklich passiert war. Aber ich wusste, dass er uns etwas vorspielte. Dass er nicht das Unschuldslamm ist, dass er vorgibt zu sein. Und ich würde ihm noch auf die Schliche kommen. Ich musste es einfach. Ich konnte nicht zulassen, dass er Josie etwas antat. Nicht Josie.
Ich wusste nicht, wieso. Aber ich hatte das dringende Bedürfnis, sie zu beschützen. Ich wollte alle Bewohner von Alexandria beschützen. Egal, ob es sich um Rick, Maggie, Carl, Aaron oder sonst wem handelte. Ihnen durfte nichts geschehen. Ich hatte schon zu viele Menschen verloren und es würde kein weiterer hinzukommen.
Doch Josie. Josie war noch einmal eine ganz andere Liga. Jeder, der ihr etwas antat, würde es mit mir zu tun bekommen. Für sie würde ich alles tun. Alles. Ich würde abgelaufenes Essen zuerst probieren, um sicherzugehen, dass sie sich nicht den Magen verdirbt. Würde tagelang durch die Wälder ziehen, um etwas Essbares für sie aufzutreiben. Mich vor jeden Beißer schmeißen. Mir jede gottverdammte Kugel für sie einfangen. Mich jedem Messer in den Weg stellen.
Ich würde alles für sie riskieren. Immer und zu jeder Zeit.
Machte sie mich damit schwach? Angreifbar? Verletzbar? Ich konnte es nicht einschätzen. Konnte mir nicht erklären, was das war. Was der Unterschied zwischen Josie und den anderen ist. War es, weil sie mir schon mehrmals das Leben gerettet hat? Aber das haben andere auch.
Genervt stampfte ich durch den Schnee. Es trieb mich glatt an den Rand des Wahnsinns, dass ich nicht dahinterkam, was das war. Nachdenklich zündete ich mir eine neue Kippe an. Inhalierte den schädlichen Qualm tief in meine Lungen und blies ihn dann langsam wieder aus. Starrte dem Qualm in der Luft hinterher. Und sah dabei ihr Gesicht vor mir.
Immer wieder zog es mich zu Josie hin. Wollte sichergehen, dass es ihr gut geht. Dass es ihr an nichts fehlt. Es störte mich nicht mal, wenn sie mich einfach, ohne Vorwarnung, umarmte. Wenn sie wieder einmal ihren Kopf an meine Schulter lehnte. Ich merkte, dass ich mich dabei anspannte, aber das war normal. Ich hatte es eben nicht so mit Berührungen. Doch stören? Stören tat es mich nicht bei ihr. Sie strahlte etwas aus. Ich konnte es nicht erklären. Aber ich genoss es. Ich mag es, in ihrer Nähe zu sein. Wenn sie mich anlächelt, dann fühle ich mich ... frei. Frei und Stark. Unbesiegbar.
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...