Plötzlich hörten wir Schritte im Schnee. Viele Schritte. Stöhnen. Leise Stimmen, die aufgebracht durcheinanderredeten. Schnell kamen sie näher. Alle gingen sofort in Stellung und zielten in den Wald hinein. Hochkonzentriert. Alarmiert gab ich Carl eine Waffe und stellte mich schützend vor ihm, während ich in den dunklen Wald spähte. Die Waffe entsichert und erhoben. Bereit, diese Menschen mit meinem Leben zu verteidigen.
„Wir sind es" hörte ich Abraham seine Stimme und ließ erleichtert meine Waffe sinken. Die anderen taten es mir gleich. Rick kam auf uns zu gerannt und schloss weinend Carl in seine Arme. Entschuldigte sich tausende Male, dass er nicht da war. Lächelnd beobachte ich die beiden.
„Schnell Josie. Wir haben Verwundete" rief Riku mir zu und ich holte eilig den Rucksack mit Verbandsmaterial. Als erstes schaute ich mir Heath an. Ihm schien es am schlimmsten erwischt zu haben. Osmo und Morgan legten ihn auf die Rückbank des Vans. Ich hockte mich neben ihn und zog seinen Pulli hoch. Eine Schusswunde mitten in die Brust. Er verlor sehr viel Blut. Ich wickelte ein paar Kompressen aus und drückte sie auf seine Wunde.
„Ich kann hier nichts für ihn tun. Die Kugel hat vermutlich seine Lunge getroffen. Er muss sofort zurück nach Alexandria" erklärte ich Riku hastig und machte Maggie Platz. Sie kannte sich auch etwas aus und würde ihn während der Fahrt betreuen. „Halte durch. Du schaffst das" lächelte ich Heath aufmunternd an und stieg wieder aus. Eric, Maggie, Carol und Morgan fuhren sofort mit Heath los.
„Mein Bein hat was abbekommen" meinte Sasha und setzte sich auf die Motorhaube. Sie zog ihr Hosenbein hoch und ich schaute mir die Schnittwunde an.
„Die Wunde ist nicht tief. Muss vermutlich nicht mal genäht werden" erklärte ich ihr und desinfizierte die Wunde. Anschließend wickelte ich einen Verband drum, „Bis wir zurück sind, sollte das ausreichen". Nickend setzte sie sich ins Auto. Immer wieder kamen vereinzelt Beißer auf uns zu, die von den anderen leise erledigt wurden. Nun schaute ich Eugene an.
„Ziehst du bitte deine Jacke und deinen Pullover aus" bat ich ihn und er sah mich entsetzt an.
„Was? Ich habe schon öfter halbnackte Männer gesehen" erklärte ich und widerwillig zog er sich aus. An seinem Oberarm lief Blut herab. Ich säuberte die Wunde vorsichtig.
„Das ist nur ein Streifschuss. Ich werde sie desinfizieren und verbinden. Den Arm solltest du dann eine Weile schonen und aufpassen, dass kein Dreck hineinkommt" erklärte ich ihm und desinfizierte seine Wunde vorsichtig. Immer wieder jammerte er leise auf und kassierte dafür ein paar blöde Sprüche von Abraham. Anschließend verband ich seinen Arm und schaute mich um.
„Ist noch jemand verletzt?" fragend schaute ich mich um, als ich Mikko entdeckte. Er hielt sich seine Schulter fest und schaute bedrückt aus.
„Nun zeig schon her" meinte ich und ging mit dem Rucksack zu ihm. Er setzte sich ebenfalls auf die Motorhaube eines Autos und versuchte sich seine Jacke auszuziehen. „Warte, ich helfe dir" vorsichtig half ich ihm aus der Jacke heraus, als er käseweiß im Gesicht wurde und nach hinten auf die Motorhaube fiel.
„Scheiße Mikko?" rief ich erschrocken und fühlte seinen Puls.
„Ist er tot?" fragte Ron leise.
„Nein. Sein Puls ist schwach, aber er lebt" erwiderte ich und nahm mein Messer. Ich schnitt sein Sweatshirt einmal quer durch und es war blutgetränkt.
„Einer muss gucken, ob die Kugel hinten wieder rausgekommen ist" rief ich in die Runde, nachdem ich mir seine Schulter angeschaut hatte. Daryl rannte um das Auto herum und drehte Mikko vorsichtig etwas zur Seite.
„Nein, ist sie nicht" erklärte er mir und legte ihn wieder hin.
„Scheiße. Ich komme so nicht ran. Ihr müsst ihn auf die Erde legen" erwiderte ich. Schnell breitete Aaron eine Decke auf den Boden aus. Daryl, Osmo, Aaron und Sami hoben Mikko vorsichtig hoch und legten ihn auf die Decke. Ich kniete mich neben ihn und bat um Licht, während ich alles aus dem Rucksack zusammensuchte, was ich brauchte. Glenn und Sami hielten ihre Taschenlampe auf die Wunde.
„Sollte er wachwerden, müsst ihr ihn vielleicht festhalten. Er darf sich nicht bewegen" erklärte ich und desinfizierte die lange Pinzette. Anschließend versuchte ich die Kugel zu erfühlen, um sie dann zu entfernen. Angespannt und hochkonzentriert hielt ich dabei unbewusst die Luft an. Eine falsche Bewegung und er könnte sterben, schoss es mir durch den Kopf. Stöhnend kam er langsam wieder zu sich. Osmo und Riku knieten sich hin und hielten seine Arme fest, Sasha und Aaron seine Beine.
„Schön, dass du wieder bei uns bist. Ich gebe dir gleich was gegen die Schmerzen und bitte ganz still liegen bleiben" versuchte ich ihn aufmunternd anzulächeln, was mir sicherlich nicht gelang. Als ich die Kugel vorsichtig herausgeholt hatte, drückte ich Kompressen auf seine Wunde.
„Du blutest noch zu stark. So kann ich dich nicht nähen" erklärte ich und deutete Riku an, die Kompressen weiter auf die Wunde zu drücken. Er tat es und ich zog eine Spritze mit Morphium auf und gab sie Mikko.
„Wo ist Tobin?" hörte ich Aaron im Hintergrund fragen.
„Er hat es nicht geschafft. Wir müssen hier weg, es werden immer mehr Beißer" erwiderte Sasha. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Als die Kompressen durchgetränkt waren, machte ich ihm mit Rikus Hilfe einen Druckverband.
„Das muss reichen, bis wir Zuhause sind" erklärte ich. Osmo und Riku trugen ihn vorsichtig ins Auto und fuhren sofort mit Sami und Raul los. Geschafft lehnte ich mich ans Auto und zündete mir eine Kippe an. Gierig zog ich den Qualm in meine Lungen, als ich das ganze Blut an meinen Händen bemerkte. Schnell wischte es mir an meiner Hose ab.
Das Adrenalin verließ so langsam meinen Körper und ich fühlte mich mit einmal total erschöpft und ausgelaugt. Müde. So unendlich müde.
„Bist du auch verletzt?" fragte mich Daryl plötzlich und zeigte auf mein Handgelenk, wo mit einmal neues Blut war. Überfordert zuckte ich mit den Achseln.
„Ausziehen" knurrte er und ich schnurrte leise. Mit großen Augen sah er mich an, während ein minimales Lächeln seine Lippen zierte. Ich zog mir meine Jacke und mein Pullover aus. Hatte zum Glück noch ein Top darunter. Ich war tatsächlich verletzt. Ich hatte zwei Streifschüsse am Oberarm. Das muss passiert sein, als Gaston auf Carl geschossen hat. Durch das Adrenalin ist es mir wohl nicht aufgefallen. Spürte auch jetzt noch keine Schmerzen.
„Was muss ich jetzt tun?" brummte Daryl und zeigte auf meine Wunden. Ich sah sie mir genauer an. Sie waren nicht so tief. Ich erklärte ihm, dass er sie desinfizieren und dann verbinden musste.
„Du musst das nicht machen" erklärte ich ihm, doch er nahm das Desinfektionsmittel und fing an meine Wunde zu säubern. Es brannte wie Feuer und ich zuckte heftig zusammen.
„Tut mir leid..." brummte er leise und fuhr fort.
„Nein. Mir tut es leid. Dass ich mich einfach von der Gruppe entfernt habe" flüsterte ich schuldbewusst und sah ihn entschuldigend an. Wieder traf mich sein vorwurfsvoller Blick und ich senkte den Blick.
„Das war leichtsinnig und gefährlich. Mach das nie wieder" knurrte er gefährlich leise, dass sich mir sämtliche Härchen aufstellten. Heftig schüttelte ich mit dem Kopf. Er verband meine Wunden und packte alles in den Rucksack zurück. Anschließend half er mir beim Anziehen.
„Wir sollten wirklich los" erklärte Sasha noch einmal und wir teilten uns auf die letzten drei Autos auf. Aaron und Rick saßen vorne.Hinten saß Daryl. Ich saß schon halb auf seinen Schoss, damit Carl sich hinlegen konnte. Seinen Kopf hatte er auf meinen Schoss gebetet und ich strich ihm sanft durch seine Haare. Es dauerte keine zwei Minuten, da war er eingeschlafen. Erschöpft und müde legte ich meinen Kopf auf Daryl seine Schulter, doch er schob mich wieder weg. Aber nur, um sich etwas anders hinzusetzen. Dann zog er mich etwas ruppig an sich, dass ich meinen Kopf auf seine Brust legen konnte. Leicht lächelnd lauschte ich seinem Herzschlag, es schlug schnell und kräftig. Seine Hand ruhte still auf meiner Schulter und wieder umgab mich eine ungewohnte Wärme, die auch mich einschlafen ließ.
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...