Ich kam wieder zurück. Nur langsam und allmählich. Tag für Tag ein bisschen. Aber die Dunkelheit lichtete sich Stück für Stück. Brachte mich langsam wieder auf meinen Weg zurück. Und ich hatte dabei Unterstützung. Jede Menge sogar. Carl. Samu. Daryl. Mikko. Raul. Judith. Rick. Maggie. Glenn. Alle waren da. Naja, fast alle.
Gerade schlich ich durch das Haus und suchte Samu. Ich fand ihn im Wohnzimmer, wo er am Fenster stand und hinausschaute. Ich stellte mich hinter ihm und legte meine Arme um seinen Bauch. Lehnte meine Stirn an seinen Rücken. Erschrocken zuckte er zusammen, dann legte er seine Hände auf meine.
„Es tut mir leid großer. Ihr wolltet mir nur helfen und ich war so ... blöde zu euch. Verzeihe mir bitte" flüsterte ich leise. Er drehte sich in meinen Armen und sah zu mir herunter. Er war locker 25cm größer als ich.
„Es gibt nichts zu verzeihen. Es ist alles gut. Ich kann dich verstehen. Vermutlich wäre es mir nicht anders gegangen. Aber du hättest auch nicht aufgegeben. Du wärst auch hartnäckig und stur geblieben. Hättest es immer und immer wieder versucht. Wir haben uns nur an dir ein Beispiel genommen" grinste er mich schief an und legte seine Arme um mich. Er hatte Recht. Er kannte mich inzwischen sehr gut.
„Ich als Vorbild. Komische Vorstellung" erwiderte ich und musste kurz grinsen. „Darf ich Morgen deine Wache übernehmen? Würde mich gerne wieder einbringen".
„Natürlich. Sicher, dass du sie alleine übernehmen möchtest? Ich kann dir auch gerne Gesellschaft leisten" erkundigte er sich.
„Ich würde es gerne alleine versuchen. Falls es nicht geht, sage ich Bescheid. Weißt du zufällig, wo Daryl ist?" fragte ich ihn. Seit Daryl diesen einen Satz zu mir gesagt hat, geht er mir aus dem Weg. Aber diesmal anders. Ich konnte irgendwie spüren, dass er in meiner Nähe ist. Aber wenn ich ihn suchte, fand ich ihn nicht.
„Ja. Er ist oben auf dem Dach. Seit er fluchtartig dein Schlafzimmer verlassen hat, ist er hauptsächlich auf dem Dach. Keine Ahnung, was er da treibt. Habt ihr euch gestritten?" fragte er nach. Auf dem Dach? Was machte er denn da? Es ist doch kalt und rutschig. Gefährlich.
„Nein, haben wir nicht. Alles gut" erwiderte ich leise und zog mir meine Jacke über. Ging die Treppe hoch und stieg die kleine Leiter ins Dachgeschoss hoch. Hier oben war ich noch nie. Neugierig sah ich mich um. Es war ein riesengroßer Raum. Vielleicht könnten wir den ja ausbauen? Die Jungs wollten sich garantiert nicht für immer zu zweit ein Zimmer teilen. Ich sah das offene Fenster und ging hin. Vorsichtig schaute ich hinaus. Sah ihn etwas unterhalb auf einem kleinen Dachvorsprung sitzen. Seine Beine hatte er angezogen und seine Arme drumherum gelegt. Sah hinaus in die Ferne und wirkte weit weg. Ob er lieber alleine sein wollte? Ich wollte ihn nicht stören, so drehte ich mich um und wollte gerade wieder gehen.
„Ich weiß, dass du da bist" knurrte er leise und mich überkam eine Gänsehaut. Woher konnte er das wissen?
„Ich wollte dich nicht stören. Magst du lieber alleine sein?" erkundigte ich mich und sah wieder aus dem Fenster. Doch es kam keine Reaktion. Vorsichtig kletterte ich aus dem Fenster. Es war ziemlich rutschig und ich hatte schon Bammel, dass ich abrutschte. Doch das hielt mich trotzdem nicht davon ab. Langsam kletterte ich die zwei Meter zu ihm runter und als ich nah genug war, hielt er mir seine helfende Hand hin. Schnell nahm ich diese und ließ mich neben ihn nieder. Er hat eine Decke auf die Dachziegel gelegt, doch spürte man die Kälte trotzdem hindurch. Seine Hand hielt ich einfach weiter fest. Sah seinen Blick auf unsere Hände ruhen, dann schweifte er wieder in die Ferne.
„Ich wollte mich bei dir bedanken und mich bei dir entschuldigen. Es tut mir leid, wie ich die letzten Tage zu dir war. Das war nicht fair von mir. Das hast du nicht verdient. Danke, dass du mich bei Spencer gerettet hast. Danke, dass du mit mir duschen warst. Danke, dass du die letzten Tage einfach da warst. Danke, dass du mir geholfen hast, zurückzukehren" erzählte ich leise und folgte seinem Blick in die Ferne. Die Aussicht war wunderschön. Im Frühling wäre sie sicher atemberaubend.
„Kein Ding" knurrte er nur leise, sah mich jedoch nicht an. Machte er sich immer noch Vorwürfe?
„Wie geht es dir?" erkundigte ich mich bei ihm. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er mit seinen Achseln zuckte.
„Daryl. Du hast mich beschützt und das schon seit mehreren Wochen. Du hast mich gewarnt. Du hast ihn im Auge behalten. Du hast über mich dein wachendes Auge gehalten. Du hast mich daraus geholt, bevor schlimmeres passiert ist. Es ist alles gut. Ich bin nur kurzzeitig vom Weg abgekommen. Doch nun bin ich wieder da. Dank dir. Alles wird gut. Mir geht es gut. Nur das zählt!" erklärte ich ihm bestimmend.
„Geht es dir wirklich gut?" fragte er nun etwas sanfter und sah mich an.
„Ja Daryl. Mir geht es gut. Noch nicht sehr gut, aber auch das wird wieder. Habe ich doch euch an meiner Seite. Habe ich doch dich an meiner Seite" lächelte ich ihn an. Unergründlich ruhte sein Blick auf mir. Dann wurde er kurzzeitig etwas weicher, bevor er seinen Blick wieder abwandte. Schmunzelnd legte ich meinen Kopf auf seine Schulter, seine Hand noch immer in meiner.
„Warum gehst du mir immer wieder aus dem Weg?" fragte ich ihn leise.
„Warum interessiert dich das?" knurrte er.
„Weil es mich stört, wenn du nicht mit mir redest. Weil es mir wehtut, wenn du mir aus dem Weg gehst. Weil ich dich vermisse. Ich will wissen, was mit dir los ist. Ich will wissen, wie es dir geht. Ich will wissen, wie du dich fühlst. Bitte rede mit mir, weil ich auch an deinen schlechten Tagen an deiner Seite sein werde. Ich werde immer da sein, auch wenn du es nicht erwartest!" erklärte ich leise.
„Du solltest mir lieber aus dem Weg gehen!" knurrte er. Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen.
„Und wenn ich das gar nicht möchte?" erwiderte ich leise.
„Es wäre besser! Für dich!" knurrte er nun wieder.
„Und wenn ich alleine entscheiden möchte, was besser für mich ist und was nicht?" erwiderte ich.
„Was glaubst du denn, was das Beste für dich ist?" stellte er mir die Gegenfrage.
„Dich an meiner Seite zu haben. Nicht nur den unsichtbaren Daryl, der 24 Stunden am Tag über mich wacht. Sondern auch den sichtbaren Daryl. Den Daryl, der mich gerne erschreckt. Den Daryl, der sich gerne anschleicht. Den Daryl, der mich zum Essen zwingen wollte. Den Daryl, der mich zum Lächeln bringt. Den Daryl, der mich mit seinem Blick so undurchdringlich anschaut. Den Daryl, der mein Herz berührt. Ganz einfach dich" erklärte ich ihm leise.
„Hör auf Josie!" bat er mich knurrend.
„Nein Daryl. Ich werde nicht aufhören. Weil ich nicht kann. Du bedeutest mir etwas. Du bedeutest mir sogar sehr viel. Ich weiß nicht, wer dir so schlimmes angetan hast, dass du nicht an Liebe glaubst. Das du nicht glaubst, dass dich jemand Lieben könnte. Aber es gibt sie. Auch für dich. Es sind nicht alle Menschen schlecht. Es möchte dir nicht jeder Mensch etwas Schlechtes. Das sind die allerwenigsten. Und weißt du was? Gefühle kannst du dir nicht aussuchen. Gefühle kannst du dir nicht wegdenken. Gefühle kannst du nicht ausschalten. Das macht sie so verdammt echt" erwiderte ich leise. Streichelte sanft seinen Handrücken mit meinem Daumen. Es kam lange keine Reaktion. War mir nicht sicher, ob er mir zugehört hat.
„Du redest wirklich zu viel" brummte er eine gefühlte Ewigkeit später, was mich leise auflachen ließ.
„Scheint dich aber nicht wirklich zu stören" neckte ich ihn grinsend.
„Gibt schlimmeres" knurrte er leise, doch konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
„Mir wird langsam kalt. Kommst du mit rein?" erkundigte ich mich und hoffte sehr, er würde mitkommen. Doch er schüttelte nur stumm den Kopf. Leise seufzend stand ich auf, seine Hand noch immer festhaltend.
„Dann vielleicht bis später" lächelnd küsste ich seinen Handrücken, was mir einen erstaunten Blick einbrachte. „Ich verliere mich jedes Mal aufs Neue in deine wunderschönen, kristallklaren Augen" hauchte ich ihm lächelnd zu, kletterte vorsichtig hoch und wieder rein durch das kleine Fenster. Doch bevor ich die Luke zu der Leiter erreicht hatte, umfasste jemand mein Handgelenk und drehte mich mit Schwung zu sich herum.
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...