63. Stell dich nicht so an

704 35 16
                                    

„Stell dich nicht so an. Du treibst es doch sonst auch mit allen. Mit Daryl. Mit Samu. Sogar mit Carl. Mit diesem Kind. Schläfst jede Nacht mit ihm in deinem Bett. Und bei mir zierst du dich so? Dir wird es sicher gefallen" lachte er dreckig und brachte sich in Position. Wie bitte, was? Was erzählte er für einen Bullshit? Ich lag regungslos da. War nicht mehr fähig, mich zu wehren. Wollte es einfach nur noch hinter mich bringen, als ich laute Stimmen draußen wahrnahm. Jemand rannte die Treppe hoch.

„Josie?" brüllte es vor der Tür und schon wurde sie aufgerissen, „Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr". Daryl rannte zum Bett und bevor Spencer reagieren konnte, hat er ihn von mir runtergerissen. Stieß ihn brutal zu Boden und schlug immer wieder auf ihn ein.

„Oh Gott Josie..." vernahm ich nun Carls Stimme. Schnell kam er zum Bett gerannt, nahm sich eine Decke und legte sie über mich. Er zog sein Messer aus seiner Halterung und schnitt vorsichtig die Fesseln durch. Schluchzend rollte ich mich auf die Seite und umschlang mit meinen Armen meine Beine.

Wimmernd lag Spencer auf dem Boden. Versuchte mit seinen Armen sein Gesicht zu schützen, doch Daryl schlug ohne Gnade immer weiter auf ihn ein. Stieß die schlimmsten Flüche dabei aus. Blut spritzte in alle Richtungen. Dies nahm ich jedoch kaum wahr. Rollte mich wie ein Fötus zusammen, fühlte mich so unendlich dreckig.

„Josie..." flüsterte Carl kaum hörbar und zog mich sanft und vorsichtig in seine Arme. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, ließ meinen Tränen freien Lauf, während er mich fest an sich drückte. Ich bekam nicht mit, wie Rick und Glenn ins Zimmer gestürmt kamen. Ich bekam nicht mit, wie sie Daryl von Spencer wegzogen, der mittlerweile regungslos auf dem Boden lag. Ich bekam nicht mit, wie Daryl heftig dagegen protestierte und sich mit Händen und Füßen gegen Glenn und Rick wehrte.

„Weg..." schluchzte ich leise.

„Daryl? Josie ist wichtiger als dieses Drecksschwein da unten. Und sie braucht dich jetzt. Sie möchte nach Hause" vernahm ich Glenns Stimme wie aus weiter Ferne. Carl wickelte mich vorsichtig in die Decke ein und Daryl wickelte zusätzlich seine Jacke um mich. Dann hob er mich auf seine starken Arme und trug mich hinaus. Ich klammerte mich regelrecht an seinem Shirt fest. Verbarg mein Gesicht an seiner Brust. Zuhause trug er mich die Treppen hoch und wollte mich in mein Schlafzimmer bringen, doch ich zeigte stumm auf die Badtür. Ich musste mich waschen. Musste den Dreck von mir runterschrubben. Wollte heißes Wasser auf meiner Haut spüren. Es sollte brennen. Wortlos trug er mich ins Bad und wollte mich absetzen, doch beim Gedanken daran, dass er mich alleine lassen könnte, wurde mir schlecht. Panisch krallte ich mich an seinen Sachen fest.

„Ich kann doch nicht mit dir in die Dusche gehen..." hauchte er kaum hörbar. Sichtlich verzweifelt und überfordert. Schweigend ließ ich ihn los und wandte mich von ihm ab. Kurz darauf hörte ich, wie die Tür leise ins Schloss fiel. Ich ließ seine Jacke und die Decke fallen und stellte mich in die Dusche. Ließ das heiße Wasser an und ließ mich an der Duschwand zu Boden sinken. Zog meine Beine an den Körper und schlang meine Arme drumherum, während der Wasserdampf langsam das Bad benebelte. Schluchzend verbarg ich mein Gesicht auf meine Arme.

Ich weiß nicht, wie lange ich so in der Dusche saß. Eine gefühlte Ewigkeit. Panisch schaute ich auf, als sich jemand zu mir in die Dusche stellte und schaute direkt in Daryl seine Augen. Sorge sprach aus ihnen. Er hatte nur noch seine Boxershorts an und ließ sich neben mir zu Boden sinken. Zog mich schweigend auf seinen Schoß und drückte mich fest an sich. Weinend verbarg ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Klammerte mich an seine Oberarme fest. Ich war so unglaublich froh, dass er bei mir war.

Nur schwer konnte ich mich beruhigen. Immer wieder liefen mir die Tränen brennend heiß meinen Wangen hinab. Ich verfolgte jede von seinen Bewegungen mit den Augen. Er nahm sich einen Schwamm, machte Duschbad auf diesen und fing an, meinen Rücken zu waschen. Ungewohnt sanft und vorsichtig. Nach und nach wusch er so meinen Körper. Lange und gründlich. Als wüsste er, was ich hier versuchte.

Erschöpfung machte sich breit, ließen meine Augen immer kleiner werden. Vorsichtig und langsam stand er, mit mir auf dem Arm, auf und stieg aus der Dusche. Er stellte mich ab und wickelte ein großes Handtuch um mich, anschließend wickelte er sich auch in eines. Seine Augen blickten mir stets in meine Augen. Als würde ich nicht nackt vor ihm stehen.

„Ich war in seiner Gruppe. Ich wollte ihn im Auge behalten. Ich war abgelenkt. Er hat sich davongeschlichen. Ich war nicht da.... Es tut mir leid... So leid..." flüsterte er kaum hörbar und sah sich meine Handgelenke an. Er durchsuchte die Badschränke und nahm sich Verbandsmaterial heraus.

„Du warst rechtzeitig da. Du hast mich beschützt. Nur das zählt" erwiderte ich leise und legte meine Hand auf seine Wange, „Danke". Nickend verarztete er meine Handgelenke und wickelte Verbände drum herum.

„Ich hole dir etwas Sauberes zum anziehen" flüsterte er leise und verließ das Bad. Nur kurz darauf kam er wieder und legte mir Sachen hin, dann verließ er das Bad und ich hörte, wie er die Treppen runterging. Nachdem ich mich angezogen hatte, schlich ich in mein Schlafzimmer. Dort ging Carl nervös auf und ab. Schien mich gar nicht zu bemerken. Mit dem Handrücken strich er sich über die Augen und zog seine laufende Nase hoch.

„Nicht weinen Carl..." flüsterte ich und ging auf ihn zu.

„Josie..." schluchzend stand er vor mir, wie ein Häufchen Elend. Ich nahm seine Hand und zog ihn mit zum Bett. Ich war ziemlich wackelig auf den Beinen und wollte mich nur noch hinlegen. Mich in beschützende Arme kuscheln und alles vergessen.

Wir legten uns hin und hielten uns gegenseitig fest. Ließen unseren Tränen freien Lauf, bis sie allmählich versiegten.

„Du bist in Sicherheit. Er wird dir nie wieder etwas tun. Wird dir nie wieder wehtun können" flüsterte er eindringlich an meinem Ohr. Nickend kuschelte ich mich nun in seine Arme, während er mich fest an sich drückte. Sanft meinen Rücken kraulte. Ich wollte nicht schlafen. Ich wollte wachbleiben. Ich wollte dieses sichere Gefühl von Wärme und Geborgenheit in mir aufsaugen, doch die Müdigkeit siegte. Holte mich langsam, aber sicher zu sich in den Schlaf.

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt