Die nächsten vier Tage verliefen relativ gleich. Ich war täglich im Wald und habe mit meiner Armbrust und der Pistole geübt und ich wurde immer besser. Ich war noch sehr weit entfernt davon, perfekt zu werden. Aber jeder hat mal klein angefangen.
Auch bei Denise bin ich weiter in der Lehre. Vieles kann sie mir sehr gut erklären. Sie hat mir auch sehr viele Lernbücher geliehen, die ich fleißig lese, auch wenn ich das meiste davon nicht verstehe. Es ist echt kompliziert und sehr schwer verständlich für einen Laien, ohne jegliche Vorkenntnisse.
Daryl habe ich täglich auf der Krankenstation besucht. Nach zwei Tage durfte er diese schon wieder verlassen, wobei er es auch nur unter Protest dort zwei Tage ausgehalten hat. Doch Rick meinte, wenn er früher geht, darf er nicht mit auf Tour und Daryl hat in den sauren Apfel gebissen. Viel gesprochen hat er nie, aber das ist auch gar nicht immer nötig. Auch wenn er eher schweigsam und manchmal etwas mürrisch ist, so mag ich ihn doch. Auch wenn ich nicht genau erklären konnte, wieso.
Einmal habe ich auch zusammen mit Spencer Nachtwache auf der Plattform gehalten. Seine Blicke mir gegenüber sind mir nicht entgangen, doch ich habe sie, so gut es ging, ignoriert. Auch wollte er mich am nächsten Tag zu sich zum Essen einladen, doch dies habe ich dankend abgelehnt. Irgendwie hat er etwas Unheimliches an sich. Ich kann nur noch nicht genau erklären, warum das so ist.
Heute war nun der große Tag, wo wir zu unserer Tour aufbrechen sollten. Die Autos waren beladen und alle abfahrbereit. Alle waren am Tor. Alle, bis auf einer. Carl. Seit heute Morgen hat ihn niemand mehr gesehen. Wollte er sich nicht verabschieden?
„Passt da draußen gut auf euch auf" flüsterte Samu und drückte mich fest an sich.
„Das werden wir. Ihr aber hier auch auf euch" meinte ich etwas wehmütig und drückte auch die anderen. Glenn und Aaron sind schon eingestiegen und Daryl sah mich abwartend an.
„Kommst du?" fragte er etwas ungeduldig.
„Bitte. Noch fünf Minuten. Ich weiß, dass er kommt" bittend schaute ich ihn an.
„Hoffnung und Glauben, hm?" fragte er und ich nickte ihm zu. Anschließend schaute ich wieder auf die Straße und hielt nach Carl Ausschau. Komm schon. Ich möchte nicht ohne Abschied los. Tue mir das bitte nicht an, flehte ich innerlich. Ich hatte noch etwas, dass ich ihm unbedingt geben möchte.
„Wir müssen los" drängte Daryl nun langsam, während sich die meisten der anderen wieder in ihre Häuser verzogen haben oder ihrer Arbeit nachgingen.
„Zwei Minuten noch. Bitte" flehte ich ihn leise an und er zündete sich eine Kippe an. Dankend nickte ich ihm zu.
„Josie..." hörte ich Carl von weitem Rufen und drehte mich in seine Richtung. Er rannte zielsicher auf mich zu und als er bei mir ankam, nahm ich ihn fest in den Arm.
„Ich wusste, du kommst" flüsterte ich ihm zu.
„Ich wollte mich nicht verabschieden. Ich wollte nicht Tschüss sagen. Wollte diesen Tag einfach ignorieren, aber ich konnte nicht. Ich musste dich noch einmal sehen" erwiderte er leise.
„Ich habe hier noch etwas für dich" flüsterte ich und löste mich von ihm. Ich holte meine silberne Kette unter meinem Sweatshirt hervor und nahm sie mir ab. Kurz schaute ich mir das vierblättrige Kleeblatt noch einmal genau an. Diese Kette bedeutete mir so wahnsinnig viel. Es ist eines der letzten Erinnerungen an früher.
„Ich möchte, dass du auf meine Kette aufpasst. Sie wird dich beschützen und dich auf deinen Wegen begleiten" ich nahm seine Hand und legte die Kette hinein, „Sie soll dir zeigen, dass du nicht alleine bist und ich immer an dich denke. Dass ich bei dir bin. Immer. Und ich werde sie mir zurückholen, wenn wir wieder da sind" erklärte ich ihm leise und schloss seine Finger um die Kette. Ich hoffte, sie würde ihm ein wenig Hoffnung und Kraft schenken.
„Dankeschön" flüsterte er leise und schloss seine Hand fest um die Kette. Lächelnd nahm ich ihn noch einmal in den Arm und drückte ihn fest an mich, er erwiderte die Umarmung und schlang seine Arme fest um mich.
„Pass bitte gut auf dich auf" flüsterte ich und gab ihm einen Kuss aufs Haar, dann löste ich mich schweren Herzens von ihm und stieg winkend, lächelnd, hinten ins Auto ein. Ich schaute durch die Windschutzscheibe zu Carl. Er versuchte Tapfer zu sein und lächelte mich kurz an, doch ich sah ihm an, dass sein Gesicht nicht ganz trocken blieb. Noch einmal winkte ich ihm zu, als Daryl losfuhr. Solange, bis das Tor geschlossen wurde. Nun flossen auch bei mir die Tränen.
„Komm her" meinte Glenn, der neben mir auf der Rückbank saß und hielt seinen Arm auf. Dankbar kuschelte ich mich an.
„Ich hasse Abschiede" murmelte ich leise. Ich wusste, er würde mich verstehen. Fiel es ihm doch auch sehr schwer, sich von Maggie zu verabschieden. Nickend drückte er mich an sich und hielt mich einfach nur fest.
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...